Dmitri Shostakovitch (* 25.9.1906, St. Petersburg; † 9.8.1975, Moskau) gehört mit Sergej Prokofjew zu den Begründern des russischen Nationalstils und war Hauskomponist des sowjetrussischen Systems. Er studierte 1919 – 25 am Konservatorium seiner Heimatstadt, an dem er später auch als Dozent lehrte (1937 – 41 und 1945 – 58). Frühe Werke wie die „Symphonie Nr.1“ (1925) folgten der Tradition nationalrussischen Schule. In einer experimentierfreudigeren Phase wandte er sich avantgardesken Elementen zu wie etwa in der „2. und 3. Symphonie“ (1927/29) oder den Opern „Die Nase“ (1928) und „Lady Macbeth von Mzensk“ (1932).
Die folgenden Jahre waren von parteipolitischem Wechselspiel bestimmt. Mal galt Shostakovitch, der sich weigerte seine russische Heimat ins Exil zu verlassen, als systemkonform, mal als unvereinbar mit dem sozialistischen Realismus. Sein Hauptaugenmerk lag zunehmend auf der Orchesterarbeit zugleich war Dmitri Shostakovitch einer der vielseitigsten Komponisten des vergangenen Jahrhunderts. Er komponierte 15 Sinfonien, schuf ebenso viele, heute als für die Gattung grundlegend geltende Streichquartette, darüber hinaus zahlreiche Konzerte, Opern, Klavier- und Kammermusiken, Ballette, außerdem eine Operette, Oratorien, Kantaten, Lieder, Film- und Bühnenmusiken. Er setzte eine sinfonische Tradition fort, die mit Beethoven, Tschaikowsky und Mahler begonnen hatte, schuf im anhaltenden Widerstreit mit den kommunistischen Machthabern in seiner Heimat eine moderne Form russischer Nationalmusik.
Dimitri Shostakovich wagte sogar Ausflüge in die Klangwelt des Jazz, experimentierte vor allem als junger Komponist mit der Formensprache der Neuen Wiener Schule und entwickelte zwischenzeitlich einen freitonalen, polyrhythmischen Individualstil, der sich zugunsten der musikalischen Offenheit der formalen Zwängen der Spätromantik entledigte und den er erst im Streit mit Stalins Schergen wieder in Teilen zurücknahm. Bei allem aber fühlte er sich als Russe, der seiner Heimat mit Loyalität verbunden blieb. Deshalb gehörte auch die Volksmusik zu seinen zentralen Inspirationsquellen, deren Unmittelbarkeit und Ehrlichkeit er zu schätzen wusste.