Zügig schaffte Aleksandra Kurzak den Weg an die Spitze der Opernwelt. Mit ihrem Album ,Gioia!‘ feierte die polnische Sopranistin 2011 einen glorreichen und mehrfach ausgezeichneten Einstand beim Traditionshaus Decca. Nun legt sie nach, mit ,Bel Raggio‘ und Arien von Gioachino Rossini.
Die Voraussetzungen waren gut. Als Tochter der Opernsängerin Jolanta Zmurko und des Hornisten Hendryk Kurzak wurde Aleksandra Kurzak Musik quasi in die Wiege gelegt. Aber sie machte auch etwas daraus. Die Grundlagen ihres Fachs lernte sie als Teenagerin am Musikgymnasium. Dann griff sie zur Geige, bevor sie schließlich Gesang an der Musikhochschule in Breslau studierte. Dort bekam sie 1999 auch ihre erste große Chance und konnte als Susanna in Le Nozze di Figaro debütieren. Aleksandra Kurzak machte ihre Sache gut und so wurde man in Deutschland auf sie aufmerksam. Zwei Jahre später bereits hielt sie einen Vertrag mit der Staatsoper Hamburg in den Händen, der Ausgangspunkt für eine Weltkarriere, die sie inzwischen an die wichtigsten Häuser des Opernkosmos‘ geführt hat, von der Münchner Staatsoper zum Royal Opera House, Covent Garden, und den Salzburger Festspielen bis an die Metropolitan Opera in New York.
Diesmal Rossini
Gesungen hat Aleksandra Kurzak inzwischen viele Rollen: die Papagena in der Zauberflöte, Kate Pinkerton in Madame Butterfly, die Sophie in Der Rosenkavalier oder auch die Zerbinetta in Ariadne auf Naxos. Dabei bescheinigte ihr die Kritik nicht nur herausragende gesangliche Qualitäten, sondern auch ein profundes Talent zur schauspielerischen und dramatischen Ausgestaltung der Rollen. Insofern wundert es kaum, dass die Opern von Gioachino Rossini zu ihren Lieblingspartien zählen, die sie nun mit Bel Raggio exemplarisch präsentiert. Schließlich gehörte der Vater des Belcanto zu den Meistern der Verschmelzung von turbulenter Handlung und Gesang auf dem obersten Niveau der gestalterischen Vereinbarkeit. Er steht perfekt für die Phase der künstlerischen Entwicklung, in der sich Aleksandra Kurzak ihrer eigenen Einschätzung nach derzeit befindet: „Auf lange Sicht möchte ich Schritt für Schritt zu den tragischeren, den lyrischeren Rollen kommen. Deshalb bin ich so glücklich damit, zum gegenwärtigen Zeitpunkt Rossini aufzunehmen. Denn ich weiß, dass ich in ein paar Jahren wieder von diesem Repertoire entfernt sein werde, weil ich mich als Sängerin weiter entwickeln möchte.“
Für Belcanto geschaffen
Zur Zeit aber liegen ihr die Rollen, die mit einer Prise hintergründigem Witz einher gehen. „Ich habe eine Menge Spaß damit. Von Anfang an musste ich eigentlich nicht lernen, wie man all die Ornamente und Koloraturen singt. Das passierte wie von selbst. Ich mag auch die Bandbreite von Rossinis Musik, von den schillernden hohen Tönen bis zur dunkeln Färbung der tiefen Noten. Es ist eine spielerische Musik, die mir von der Tessitur sehr entgegen kommt. Andere Belcanto-Rollen etwa bei Donizettis Lucia di Lammermoor liegen höher, Rossini jedoch passt genau zu meiner Stimme.“ So kann man Aleksandra Kurzak nun mit Bel Raggio lusinghier aus der seltener gespielten Oper Semiramide oder S‘allontanano alfine aus Guglielmo Tell erleben. Sie singt Non e vero aus Matilde di Shabran, Qual colpo aus Il Turco in Italia und weitere großartige Arien aus L‘Assedio di Corinto, dem Barbiere, Tancredi, Sigismondo oder auch Elizabetta. Begleitet wird sie von der Sinfonia Varsovia unter der Leitung von Pier Giorgio Morandi, einem herausragenden Team, das die Qualitäten ihrer Stimme mit dem passenden Feingefühl unterstützt. So könnte Aleksandra Kurzak mit Bel Raggio gelingen, was sie schon mit Gioia! geschafft hat: die Opernwelt zu bezaubern.