Es ist kaum zu glauben: “Ich weiß, ich kompromittiere mich, indem ich ein Wort für Liszt einlege“, hatte
Alfred Brendel noch vor genau 50 Jahren in seinem Essay “Der mißverstandene Liszt“ geschrieben. Bereits 15 Jahre später konstatierte er, die Liszt-Verachtung habe ihren Höhepunkt überschritten. Und zum diesjährigen 200. Geburtstag des ungarischen Klaviervirtuosen und Komponisten feiert man allerorts einmütig den
“Superstar“ Franz Liszt. Alfred Brendel hat wie kein anderer zu diesem späten Ruhm beigetragen. Doch der bekennende Skeptiker hat bis heute stets immer auch auf die Schwächen des Komponisten Franz Liszt hingewiesen. Mit seiner kritischen Würdigung ist Alfred Brendel
der ideale Liszt-Interpret des letzten Jahrhunderts geworden.
Lebenslange Auseinandersetzung Ein Leben lang hat sich Brendel immer wieder dem Schaffen
Franz Liszts zugewandt. Dabei hat der
österreichische Pianist und Autor nicht nur die Lisztschen Klavierwerke interpretiert, sondern auch dessen literarische Schriften gelesen. Und in einer Vielzahl selbst verfasster Essays und Vorträge hat sich Alfred Brendel weit jenseits des Anekdotischen einen aufrichtigen Zugang zu dem Menschen und Künstler Liszt erarbeitet, der ohne Verklärung auskommt. Mit klarem ästhetischem Urteilsvermögen, Emphatie und wenn nötig auch korrigierender Hand hat er als Autor und Musiker nicht nur einen Kanon der
essenziellen Klavierwerke Liszts herausgearbeitet, zu dem heute insbesondere auch die kargen Spätwerke gehören, sondern überdies maßgebliche pianistische Interpretationen abgeliefert.
Brendels Liszt auf EloquenceZum Liszt-Jahr veröffentlicht die
Serie Eloquence mit
“Brendel spielt Liszt“ die ultimative Sammlung der Früchte dieser lebenslangen Auseinandersetzung. In der
5 CD-Box finden sich Alfred Brendels Einspielungen der großen h-Moll-Sonate und der drei Bände der “Années de pèlerinage“, beide Klavierkonzerte, Spätwerke wie “Unstern! Sinistre Disastro“ und “La lugubre gondola“, “Glockenspiel“ und “Schlummerlied“ aus der Weihnachtsbaum-Suite S. 186, die Klaviertranskription von Richard Wagners “Isoldes Liebestod“ sowie die beiden Legenden S. 175, in denen sich Liszt mit den Wundertaten des Heiligen Franz von Assisi auseinandersetze.