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Zum 85. Geburtstag von Alfred Brendel

Alfred Brendel
© Decca / Christina Burton
05.01.2016
Wenn es einen Künstler gibt, den man ohne Wenn und Aber als ein Universalgenie bezeichnen kann, dann ist es Alfred Brendel. Kein anderer Pianist hat seine Gaben auf so vielen Feldern der Kunst und zugleich mit einer solchen Brillanz zur Geltung gebracht.

Ein Universalgenie: Alfred Brendel

Alfred Brendel ist nicht nur ein grandioser Pianist, sondern auch ein begnadeter Schriftsteller. Er hat ein beachtliches essayistisches und poetisches Werk hinterlassen. Sein Markenzeichen ist der groteske Humor. Alfred Brendel liebt das symbolträchtige Augenzwinkern, und er hat mit seiner Intelligenz, seinem Witz und unübertroffenen Charme viele Menschen zum Lachen gebracht.

Der Humor von Alfred Brendel reicht tief. Er ist kein oberflächliches Blödeln, das über die Traurigkeiten des Lebens leichtfertig hinweggeht. Im Gegenteil: Brendel führt vor, dass unser Leben ohne Lachen gar nicht auszuhalten wäre. Wir würden ersticken, wenn wir von all unseren Erlebnissen, den schönen wie den schlimmen, nicht Abstand nehmen könnten.

Berührende Leichtigkeit: Der Tastenmagier

Und so ist auch Brendels Klavierspiel von einer heilsamen Distanz geprägt, einer berührenden Leichtigkeit, die mitzureißen vermag. Der am 5. Januar 1931 in Wiesenberg/Nordmähren geborene Pianist, der mit sechs Jahren den ersten Klavierunterricht erhielt und später bei dem Meisterpianisten Edwin Fischer in die Schule ging, prägte früh schon seinen eigenen Stil aus. Wenn Brendel sich an den Flügel setzte, dann flossen die Töne sanft ineinander, ohne dass irgendeine Klangnuance verloren ging.

Brendel, der im Jahre 2008 seine Konzertlaufbahn beendete, konnte flüssiges Spiel und gefühlvollen Ausdruck mit Transparenz verbinden. Dafür liebte ihn sein Publikum, das bis heute nicht von seinen grandiosen Aufnahmen lassen kann. Seine Einspielungen von Beethovens Klaviersonaten besitzen Kultstatus. Brendel hat wie kein anderer die differenzierten Harmonien des romantischen Vorreiters herausgearbeitet, und seine natürliche Lockerheit am Flügel verwandelte Beethovens Melancholie in einen hinreißenden Tanz.

Großartige Editionen: Jüngste und kommende Veröffentlichungen

Aber nicht nur mit Beethoven, auch mit Mozart und Haydn, mit Schubert und Schumann sowie mit Liszt erreichte Brendel bis dahin ungeahnte Höhen der Tastenkunst, die ihn zum größten Meister des klassisch-romantischen Klavierrepertoires machten. Das ist in zahlreichen Aufnahmen dokumentiert und kann jetzt in fantastischen Neu-Editionen auf klanglich allerhöchstem Niveau genossen werden.

Die wichtigste Edition zu seinem 85. Geburtstag ist zweifellos „Alfred Brendel – Complete Philips Recordings“. Wer ein Gesamtüberblick über das Schaffen dieses famosen Künstlers haben will, der wird hier fündig. Brendel hat an der limitierten Edition, die 114 Tonträger umfasst und mit ihrem reich bebilderten Booklet einen intimen Einblick in die Künstlerpersönlichkeit des Pianisten gewährt, selbst mitgearbeitet.

Für Vinyl-Liebhaber sei auf drei Platten verwiesen, die in den Abbey Road Studios remastert wurden und am 8. Januar 2016 erscheinen werden. Die auf 180g Vinyl gepressten und in die Originalcover gehüllten LPs enthalten Schlüsselaufnahmen Alfred Brendels. Man hört ihn hier Bach (Italienisches Konzert u.a.), Beethoven (Diabelli-Variationen) und Liszt (Fantasie und Fuge über Bach u.a.) spielen und ist einmal mehr ergriffen von seiner vielseitigen Spielkunst.

Mit Spannung erwartet wird bereits Deccas Eloquence Edition „Alfred Brendel spielt Mozart“. Sie erscheint am 15. Januar 2016 und verspricht tiefe Einblicke in Brendels Mozart-Verständnis. Brendel liebt den Wiener Klassiker, und bei keinem Komponisten kann er so fabelhaft seine unbändige Lust an leicht daherkommendem, tänzerisch schwebendem Tiefsinn zelebrieren.

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