Corona-Erschöpfung, Herbst-Blues, Zukunftsangst. Die Tage sind momentan kurz und dunkel und gefüllt mit täglich neuen Nachrichten über Pandemie, die die Welt seit Beginn des Jahres in Atem hält. Andrea Bocellis Album “Believe” kommt deshalb wie gerufen und ist musikalisch betrachtet die beste Medizin, um all den grauen Dingen zu trotzen, die in diesen Monaten das Gemüt trüben. Der Tenor verströmt mit den Aufnahmen eine derart positive und kraftvolle Energie, dass man den eigenen Akku damit einmal richtig aufladen kann und sich innerlich plötzlich warm und gut fühlt. Wenn Andrea Bocelli “Hallelujah” singt, dann kommt das ganz offensichtlich so tief aus seinem Herzen, dass es die eigenen Sorgen kleiner werden lässt. “Believe” lädt zum Loslassen, zum Beten und zum Menschsein ein.
Es ist vermutlich vor allem die authentische Interpretation der ganz unterschiedlichen Stücke, die die besondere Atmosphäre ausmacht, die in den Aufnahmen steckt. Die Melodien reichen von klassischen Kompositionen und geistlichen Werken bis hin zu populären Songs und haben den Tenor zum Teil selbst bereits sein Leben lang begleitet. Neben dem Kultsong “You’ll Never Walk Alone” und dem Kirchenlied “Amazing Grace”, das Andrea Bocelli im Duett mit der amerikanischen Sängerin und Geigerin Alison Krauss präsentiert, kann man den Tenor auch mit ganz intimen, klassischen Interpretationen eines “Ave Maria” und Mozarts “Laudate Dominum” erleben. Die Auswahl ist ein sehr persönliches Zeugnis von Kindheitserinnerungen und Lieblingstiteln, die dem Sänger auf seinem eigenen Weg immer wieder Mut gemacht haben. In der Summe ist so ein außergewöhnliches Album entstanden.
Ein echtes Highlight sind zweifellos die beiden Duette mit der Sopranistin
Cecilia Bartoli. “
Pianissimo” heißt der eine Titel, der sich mit sanften Klavierklängen sofort ins Herz schleicht. Die Melodie hat echtes Ohrwurm-Potenzial, das sich in der hinreißenden, emotionalen Interpretation von Andrea Bocelli und Cecilia Bartoli wunderbar entfalten kann. Strahlend schön und hell, klar, liebevoll und voll von warmer Intensität – und noch dazu im zärtlichen pianissimo vorgetragen. So wird die Musik zu einer klanglichen Umarmung. Mit “
I Believe” setzen die beiden Sänger noch einen drauf. Dieser Song trägt die ganz bildhafte Schönheit großer Filmmusik in sich, macht Mut und bringt die Stimmen von Andrea Bocelli und Cecilia Bartoli noch einmal richtig zum Leuchten. Allein diese beiden Songs könnte einen schon durch den Winter bringen, aber das Album ist randvoll mit diesen musikalischen Glücksmomenten, die Andrea Bocelli einmal mehr als einen der ganz großen Künstler unserer Zeit auszeichnen.
Der Italiener ist nicht nur ein fantastischer Sänger, er verleiht seinen Programmen auch gerne eine menschliche und philosophische Note, die über den musikalischen Kontext hinaus führt, indem der Tenor Erkenntnisse über das Leben und die Liebe in seine musikalischen Projekte einfließen lässt. Das klingt dann nicht nur schön, sondern tut auch richtig gut. Die Aufnahmen für “Believe” spenden Trost, geben Hoffnung und schaffen durch die große positive Kraft der Musik ein wohltuendes Zusammengehörigkeitsgefühl.