In der kleinen österreichischen Stadt Salzburg, die sich Jahr für Jahr im Sommer für einige Wochen zum musikalischen Nabel der Welt mausert, fieberte ein spannungsgeladenes Premierenpublikum der Neuproduktion von Wolfgang Amadeus Mozarts dramma giocosa “Don Giovanni” entgegen.
Eigentlich gab es keinen Grund zur Aufregung angesichts der zahlreichen, seit Jahrzehnten mit schöner Regelmäßigkeit präsentierten Inszenierungen, die Mozarts Don Juan-Version schnell zu einem Lieblingsstück des Salzburger Festivalpublikums werden ließen. Und dennoch: Es lag etwas in der Luft an diesem warmen Salzburger Sommerabend. Es gab Gerüchte. Man munkelte von allzu großer Freizügigkeit in Präsentation und Konzept des jungen Erfolgsregisseurs Martin Kusej, dazu hatten sich Pro- und Anti-Harnoncourtianer bereits im Vorfeld heftige Attacken geliefert und waren auch vor Verbalinjurien nicht zurückgeschreckt. Vor allem aber wollte man wissen, was dran ist an den Insider-Verheißungen einer neuen, jungen und bildhübschen Donna Anna, die alles in den Schatten stellen sollte, was man je zu Gesicht und Gehör bekommen hatte. Und deren Namen man noch nie gehört hatte.
Einspruch, Euer Ehren. Deren Namen man an den Ufern der Salzach noch nie gehört hatte. Das mag gut sein. Denn anderswo hatte dieser Name bereits einen guten, wenngleich auch noch keinen Klang mit Star-Attribut. Denn ihr US-Debüt in Glinkas “Ruslan und Ljudmila” hatte sie mit mehr als nur Anstand über die Bühne gebracht und es sich in der kalifonischen Metropole schon mal ein bißchen gemütlich gemacht. Und doch war sie weit davon entfernt, ein Star zu sein. Das wiederum änderte sich mit ihrem Salzburger Auftritt anno 2002 im Handumdrehn. Sie ist gefragt wie derzeit kaum eine andere Sängerin und die Opernhäuser und Medien reißen sich um die temperamentvolle Russin. Nach diesem Sommer brauche ich wohl erst einmal eine Pause, um wieder ganz ich selbst zu werden", stöhnte sie mit leicht koketter Miene anlässlich ihres Drehs für das ZDF-Morgenmagazin in Wien. Nur gut, dass ihr nächster TV-Auftrtit schon im Kasten ist: Am 20.7. um 0.15 Uhr dreht sich im ZDF wieder einmal alles um Anna Netrebko in der Sendung “Wenn Venus singt…”.
Rechtzeitig zu ihren Auftritten bei Münchner Opernfestspielen erscheint am 14. Juli ihr Debütalbum OPERA ARIAS auf Deutsche Grammophon.