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Anna im Wunderland – Neu auf DVD und Blu-ray: Anna Netrebko in Giuseppe Verdis “Il Trovatore”

Gaston Rivero, Anna Netrebko
© Matthias Baus
14.08.2014
Philipp Stölzls erste Verdi-Inszenierung ist ein Traum für Opernfans der modernen Aufführungspraxis. Mit seiner selbstironischen Inszenierung überzeugte der Regisseur selbst die härtesten Kritiker: “Es war hypnotisierend”, schrieb die britische “Times” und traf damit voll ins Schwarze. Die Charaktere sind überspitzt und scharf gezeichnet, von den Akteuren auf den Punkt gespielt, von der Musik perfekt eingehüllt und durchdrungen. Die märchenhaft-skurrile Ästhetik der Inszenierung mit unwiderstehlichem Alice-im-Wunderland-Charme ist auch optisch ein Erlebnis. Die phantasievollen Kostüme, das dezent-raffinierte Bühnenbild, die kräftigen Farben – gepaart mit gelungenen Griffen in die Schattenspiel-Trickkiste und grandios eingesetzten Videoeffekten ist ein Opernspektakel gelungen, das zweifellos die Bezeichnung "Gesamtkunstwerk” verdient. Man merkt, dass Philipp Stölzl nicht nur Opern, sondern auch Spielfilme, Werbespots und Musikvideos u.a. für Popstars wie Madonna inszeniert. Sein Stil ist unverkennbar, absolut unverstaubt und wie gemacht für eine DVD und Blu-ray-Erscheinung, die konventionelle Grenzen sprengt.
Musikalisches Dreamteam: Netrebko-Domingo-Barenboim
In der Staatsoper im Berliner Schillertheater gab es 2013 bereits zahlreiche ausverkaufte Vorstellungen und Standing Ovations für Anna Netrebkos Rollendebüt als Leonora und Plácido Domingo als Graf Luna in Verdis hochdramatischer Oper. Die Besetzung der fulminanten “Trovatore”-Inszenierung ist einfach ein Traum. Anna Nebtrebko präsentiert sich stimmlich und spielerisch in dramatischer Höchstform und beweist mit diesem Debüt eindrucksvoll, dass sie reif für das dramatische Fach ist. Plácido Domingo, von Haus aus Tenor, singt die Baritonrolle des Grafen Luna, die auch ihn stimmlich auf neues Terrain führt, was ihm jedoch außerordentlich gut bekommt: Seine Stimmfarbe ist auch noch mit 73 Jahren von einem tiefen Goldton geprägt.
Die Mezzosopranistin Marina Prudenskaya glänzt als irrsinnige Zigeunerin Azucena in einer Paraderolle ihres Stimmfachs und der junge südamerikanische Tenor Gaston Rivero singt als Manrico mit der berühmten Arie ‘Di quella pira’ förmlich um sein Leben. Ein weiteres musikalisches Highlight ist der mitreißende “Anvil Chorus”. Wer nicht spätestens da mit klopfendem Herzen und Gänsehaut jubelnd vom Sofa springt, der hat kein Herz im Leib.
Die Staatskapelle Berlin versteht es unter der souveränen Leitung von Daniel Barenboim, dem großen Opernspektakel klanglich ein perfektes Gerüst zu bauen: die Musiker begleiten die Stimmakrobaten auf der Bühne mal mit voller orchestraler Wucht, mal mit betörend atmosphärischem Hauch. Die Facetten des renommierten Klangkörpers sind scheinbar unerschöpflich.
Für die DVD und Blu-ray wurde die Inszenierung in der Berliner Staatsoper live gefilmt. Auch das macht den besonderen Charme aus – das Liveerlebnis ist durchweg spürbar und transportiert sich auch über den Bildschirm nach Hause.

Salzburger Sternstunden

Das Salzburger Festspielhaus dürfte für Anna Netrebko mittlerweile so etwas wie ihr Wohnzimmer sein. 2002 debütierte sie dort als als Donna Anna in Mozarts "Don Giovanni”, 2005 verzauberte sie die Opernwelt endgültig mit ihrer legendären Violetta in Verdis “La Traviata”. Das Publikum liegt ihr von da an völlig zurecht jubelnd zu Füßen. Seitdem singt Anna Netrebko in Salzburg und überall auf der Welt eine glanzvolle Partie nach der anderen.
Wer sich durch die neue DVD oder Blu-ray mit dem Opernfieber ansteckt, der kann Anna Netrebko im August an sechs Abenden in einer weiteren "Trovatore”-Inszenierung von Alvis Hermalis live bei den Salzburger Festspielen erleben: Am 9., 12., 15., 18., 21. und 24. verwandelt sich Anna Netrebko auf der Bühne an der Seite von Plácido Domingo als Graf Luna wieder in Leonore und bringt die Bretter, die ihre Welt bedeuten, zum Beben.
Zum Glück muss man am Ende der Vorstellung nicht betrübt nach Hause gehen. Um das Opernerlebnis der grandiosen Berliner Inszenierung für immer festzuhalten, erscheint ja zur Rettung am 15. August die DVD und Blu-ray.

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