Es ist eine klassische Inszenierung von
Otto Schenk, seine letzte übrigens, und eine, die die Menschen mitreißt. Im Jahr 2006 hat sich der bekannte österreichische Regisseur daran gemacht, der späten Belcanto-Oper von 1843 eine passende Form auf der Bühne zu geben und wählte ein burleskes, rustikales Ambiente. Denn es passt ideal zu der Mischform, die bereits dem Komponisten
Gaetano Donizetti selbst vorgeschwebt hatte. Auf der einen Seite bezog sich der Komponist mit der Grundkonstellation des ungleichen liebenden Paares klar auf Gestaltungs-Typen der Commedia dell’Arte. Auf der anderen aber legte er durch den Schauplatz – Rom um 1840 – den damals aktuellen Zeitbezug eindeutig fest und nahm auf diese Weise bereits veristische Elemente in seine Oper auf. Otto Schenk knüpfte nun unmittelbar daran an und steckte die Sänger und Sängerinnen in historisch anmutende Kostüme in möglichst lebensecht wirkenden Bühnenaufbauten. Das New Yorker Publikum wiederum dankte ihm diese Werktreue und feierte die Oper als niveauvoll unterhaltsames Kulturereignis.
Insbesondere auch, weil die weibliche Hauptrolle der
Norina von einer Vollblutschauspielerin und Ausnahmesängerin wie
Anna Netrebko verkörpert wird. Denn schon mit ihrem ersten Auftritt weiß man zum einen, dass es auf der Bühne reichlich emotionale Verwirrungen geben wird, und ihre „Frauenpower“ steht der Penetranz des lüsternen Hagestolzes
Don Pasquale (John del Carlo) um nichts nach. Bis es dann nach vielem – mal klischeehaft komischem, mal emotional ergreifendem – Hin und Her dazu kommt, dass die mittellose Witwe Norina doch noch Pasquales vermögenden Neffen
Ernesto (Matthew Polenzani) heiratet, sind reichlich Intrigen, Irrungen und humorvolle Wirrungen ins Land gegangen. Netrebko und ihr Team spielen dabei mit derart hinreißender Leidenschaft, dass der an sich altmodische Stoff voll Vitalität und Präsenz erblüht.
James Levine dirigiert das Orchester der
Metropolitan Opera in rasanter und inspirierter Manier, so dass Donizettis Musik auch von dieser Seite brillieren kann. Und da die umjubelte Aufführung vom 13. November 2010 vom erfahrenen Filmteam der
MET live in HD-Qualität und mit intelligent pfiffiger Kameraführung festgehalten wurde, kann dieser
„Don Pasquale“ nun auf DVD und Blu-Ray Disc über den New Yorker Abend hinaus die Opernwelt bezirzen.