Antonio Vivaldi muss eine faszinierende Persönlichkeit gewesen sein, Lebemann zum einen, wohl auch arrogant und eitel, auf der anderen Seite ein bemerkenswerter Geigen-Virtuose und ein noch beeindruckenderer Komponist, dessen Produktivität ihm heute sogar manchmal zum Vorwurf gemacht wird. Schließlich kann ja, nach üblichem Ermessen, kaum jemand derart viele Meisterwerke hervorbringen. Doch wie schon Johann Sebastian Bach alle Kritiker durch seine künstlerische Substanz in die Schranken wies, so ist auch Vivaldis Schaffen ein schier unermesslicher Fundus an Intensität und klanglicher Vielfalt. Bei einer frühen musikwissenschaftlichen Bestandsaufnahme zwischen 1927 und 1930 wurden beispielsweise in einem piemontesischen Kloster und in Genua insgesamt rund 300 Konzerte, 19 Opern, zahlreiche Vokalwerke und ein Oratorium entdeckt. Daraufhin zählte man in etwa 770 Kompositionen und es ist noch lange nicht sicher, was weiterhin in verborgenen Winkeln mancher Bibliotheken lagert. Denn Vivaldi war nicht nur einer der bedeutendsten Violinvirtuosen seiner Epoche, sondern auch ein Workaholic, der permanent für verschiedene Auftraggeber aktiv war. Es entstanden allein 450 Konzerte, von denen rund die Hälfte erhalten ist, und 49 Opern, die allerdings auch nur ein gutes Drittel überliefert sind.
So bleiben selbst die „Vivaldi Masterworks“ mit 28 CDs ein Torso – aber was für einer! Denn in der Box wurden die zentralen Konzerte, Sonaten und Vokalwerke versammelt, gespielt von den wichtigsten Ensembles der Barockmusik. Mit dabei sind untern anderem Christopher Hogwoods Academy of Ancient Music und Philip Pickett’s New London Consort, I Musici und das Australian Brandenberg Orchestra. Zu den Solisten zählen der Countertenor Andreas Scholl und der Cellist Christophe Colin. Und auf dem Programm stehen unter anderem „Concerto in C, RV 537“, das „Concerto in D, RV129 Madrigalesco“, die „Trio Sonata RV 63 La folia“ und das „Concerto per flautino RV 443“, aber auch die „Cantata All’ombra di sospetto, RV 678“, die „Cantata Lungi dal vago volto, RV RV 680“ und Vivaldis „Stabat Mater, RV 621“ und „Nisi Dominus, RV 608“. Das und noch viel mehr ist in dieser opulenten und zugleich preiswerten Vivaldi-Box zusammengefasst, die eigentlich in jeden Klassik-Haushalt gehört.