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Konstruktiver Nord-Süd-Dialog – Arianna Savall & Petter Udland Johansen

Arianna Savall und Petter Udland Johansen
© Karoline Amaury / ECM Records
11.06.2012
Auf Rolf Lislevands “Nuove musiche” und Helena Tulves “Lijnen” machte Arianna Savall mit ihrer Stimme und Harfe bereits ein größeres Publikum auf sich aufmerksam. Für das eine Album spielte sie unter der Ägide ihres Mentors Lislevand sinnliche Alte Musik ein, für das andere interpretierte sie mit einem Ensemble zeitgenössische Werke der estnischen Komponistin Tulve. Nun hat die in der Schweiz geborene Spanierin für ECM New Series mit ihrem norwegischen Partner Petter Udland Johansen, mit dem sie 2008 in dem Ensemble Hirundo Maris zusammenarbeitet, ihr erstes Album unter eigenem Namen aufgenommen: “Chants du Sud et du Nord”. Und wieder zeigt sie sich von einer ganz anderen musikalischen Seite.

Hirundo Maris: teils Alte-Musik-Ensemble, teils Folkgruppe

Savall und Johansen beschreiben ihr gemeinsames Projekt als eine Reise, die das Mittelmeer mit der Nordsee verbindet. “Hirundo Maris” ist die lateinische Bezeichnung für eine Seeschwalbenart. Und wie dieser Zugvogel lässt sich das gleichnamige Quintett – das teils ein Alte-Musik-Ensemble, teils eine Folkgruppe ist – auf musikalischen Strömungen zwischen Norwegen und Katalonien treiben, ergänzt sein Repertoire um eigene Songs und stößt herab, um unter die Oberfläche zu tauchen. Im Klangzentrum befinden sich Ariannas perlende Harfen und der Bordun von Johansens Hardangerfiedel. Doch wenn sich dazu die Klangfarben einer Mandoline und, in diesem Kontext eher unerwartet, einer Dobro-Gitarre gesellen, wirkt dies wie ein Verweis sowohl auf die Universalität eines Liedes als auch auf die transatlantischen Reisen alter Balladen…

Arianna Savall: Sprößling einer bekannten katalanischen Künstlerfamilie

Savall und Johansen haben eine Band mit einer leuchtend-glitzernden Timbre-Mischung geformt, der Ariannas eisklare Stimme, die für Songs aus dem Norden und Süden wie geschaffen scheint, die Krone aufsetzt. Diese Stimme dürfte allen bekannt vorkommen, die mit den hervorragenden Arbeiten ihrer Eltern – dem katalanischen Gamben-Meister Jordi Savall und der Sopranistin Montserrat Figueras – vertraut sind. Bis 2008 spielte und sang Arianna nämlich in den Ensembles ihres Vaters, u.a. im Hespèrion XXI. Danach widmete sie einen Großteil ihrer Zeit und Energie dem “Hirundo Maris”-Projekt.

Subtile Liedbrücken zwischen dem Süden und dem Norden

Zu ihren “Chants du Sud et du Nord” schreiben Savall und Johansen im Booklet: “Seit ewigen Zeiten waren der Norden und Süden durch Wasserwege verbunden, die von den norwegischen Wikingern befahren wurden. Katalanen und sephardische Juden teilten mit ihnen diese Liebe zum Meer, die wiederum durch eine gemeinsame Melancholie auf einer tiefen Ebene  scheinbar diametral entgegengesetzte Völker miteinander verbindet. Man entdeckt subtile Liederbrücken, wenn etwa ein katalanisches Lied und ein norwegisches Stück durch gemeinsame Rhythmen oder Tonarten verlinkt sind, oder eine norwegische Ballade und ein sephardisches Lied dieselbe Tonart haben… Den Anstoß zu diesem Projekt gab der emblematische katalanische Song ‘El Mariner’, der in den Küstenregionen Kataloniens sehr beliebt ist und die Liebesgeschichte zwischen einer mediterranen Jungfrau und einem nordischen Ritter widergibt. Dieses typische europäische Seemannslied in Form eines Dialogs singt man in sehr ähnlicher Weise auch an der Küste Schottlands. Könnten diese Brücken durch die unzähligen Fahrten der Wikinger, Katalanen, Schotten und sephardischen Juden entstanden sein?”

Hommage an Ariannas verstorbene Mutter Montserrat Figueras

Mit ihrem Ensemble Hirundo Maris haben sich Arianna Savall und Petter Udland Johansen darum bemüht, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Begleitet wurden sie bei ihrer Reise zwischen Nord und Süd von Gitarrist Sveinung Lilleheier, Kontrabassist Miquel Àngel Corderound Perkussionist David Mayoral. “Chants du Sud et du Nord” wurde unter der Regie von Manfred Eicher im Januar 2011 in der Benediktinerpropstei Sankt Gerold im österreichischen Vorarlberg aufgenommen. Gewidmet hat Arianna dieses Album ihrer Mutter, die am  23. November 2011 gestorben ist.

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