Hätte Alfred Nobel 1900 gleich Nägel mit Köpfen gemacht und nicht nur einen Nobelpreis für Literatur, sondern auch für andere Kunstgattungen gestiftet, man müsste sich heute nicht den Kopf darüber zerbrechen, welcher Preis nun der wahre inoffizielle Nobelpreis für Musik ist. Denn diesen Titel nehmen gleich zwei für sich in Anspruch: Der 1992 von Nobels Landsmann Stig Anderson geschaffene Polar Music Prize und der 1989 vom japanischen Kaiserhaus gestiftete Praemium Imperiale, der allerdings nicht nur in der Kategorie Musik vergeben wird, sondern auch in den Sparten Malerei, Skulptur, Architektur und Film/Theater*.
Während der Polar Music Prize Musikern aller Stilrichtungen offensteht und jedes Jahr ein Popkünstler sowie ein klassischer Musiker mit ihm ausgezeichnet wird (Pianist Keith Jarrett gewann ihn 2003 in beiden Kategorien!), geht der Praemium Imperiale an klassische Musiker und Komponisten – Ausnahmen bildeten bisher nur die Jazzer Oscar Peterson (1999) und Ornette Coleman (2001). Diese Jahr erhält der estnische Komponist Arvo Pärt den mit 110.000 Euro dotierte Praemium Imperiale. “Pärt gilt allgemein als eine der einzigartigen Stimmen in der Musikwelt”, heißt es in der Begründung. “Seine intensiven, leidenschaftlichen Kompositionen werden von Musikern aller Genres bewundert, und 2013 war Pär bereits zum dritten Mal in Folge der meistaufgeführte zeitgenössische Komponist der Welt.”
* Sechs Künstlern gelang bisher der Coup, beide Preise zu erhalten:
Pierre Boulez, György Ligeti, Mstislaw Rostropowitsch, Ravi Shankar, Dietrich Fischer-Dieskau und Steve Reich.