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Zauberhafte Zeitreise – Avi Avital spielt Vivaldi

Avi Avital
© Harald Hoffmann / Deutsche Grammophon
19.03.2015
Avi Avital ist ein junger israelischer Künstler mit sympathischem Lachmund und dunklem Lockenschopf. Er hat viel Charisma und Persönlichkeit und scheut sich nicht davor, diese in seinen musikalischen Eskapaden auf der Mandoline auch mit viel Leidenschaft zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht ist es das, was seine Aufnahmen so lebendig und einzigartig mitreißend macht. Ob mit Bach, Tango, Improvisationen über Volksmusik oder Streichquartetten von Antonin Dvořák – Avitals Konzertprogramme belegen stets, dass er völlig mühelos musikalische Genregrenzen überwindet – oder diese Grenzen schlicht gar nicht zu empfinden scheint. Und egal welche Musikrichtung – man nimmt es ihm ab, denn eine intensive historische und emotionale Beschäftigung mit der Musik gehen für Avi Avital dabei ganz selbstverständlich Hand in Hand.

Im Herzen von Venedig

Auch auf seinem aktuellen Album kratzt Avi Avital mal wieder unerschrocken an den Grenzen der Klangmöglichkeiten seines Instrumentes und hat auf der musikalischen Reise zum Ursprung der Mandoline viele neue Horizonte entdeckt. Im venezianischen Barock von Antonio Vivaldi ist die Mandoline zuhause und präsentiert sich dabei gleichzeitig vielfarbig wie ein Chamäleon. Das ganze Projekt ist durch und durch eine runde Sache. Das geht von der Programmauswahl über die detaillierte Vorbereitung bis hin zu der Besetzung. Das Venice Baroque Orchestra ist zweifellos der perfekte Klangkörper für Avi Avitals ambitioniertes Vivaldi-Projekt, kein Orchester spielt die Musik wohl so authentisch wie die Musiker aus Vivaldis Heimatstadt. Und für Avi Avital selbst sind Vivaldis Mandolinenkonzerte sozusagen das “Alte Testament”, sagt er. Der Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart ist für ihn deshalb absolut sinnstiftend.

Inspirativ, kreativ und überraschend

Antonio Vivaldi, der komponierende venezianische Priester mit den flammend roten Haaren war selbst eine Art Popstar der barocken Zeit – ein Komponist, dem es in erster Linie darum ging, seine Zuhörer zu packen. Damit ist Avi Avital genau der richtige Künstler, um der Musik frisches Leben einzuhauchen. Musikalisch setzt Avi Avital in seinem neuen Album auf dynamische Kontraste und rasante Tempi. Hier und da nimmt er sich auch die Freiheit, einzelne Töne mal bis an die Grenzen auszuspielen und sich an der Klangwelt der Jazzmusik zu orientieren. Das alles sind jedoch keine willkürlichen großen Gesten und keine effektheischenden Übertreibungen. Avi Avital geht es darum, sich den barocken Kompositionen wirklich zu nähern – und das auf ganz authentische und individuelle Art und Weise.

Überzeugende Vielfarbigkeit

An und für sich sind das Mandolinenkonzert in C-Dur, das D-dur-Konzert für Laute oder die C-Dur-Triosonate für Geige und Laute relativ schlichte Kompositionen, die erst durch eine eigenständige Interpretation zu leuchten beginnen. Neben Pizzicatoeskapaden im Orchester kann man auf dem Album auch zärtliche Mandolinenmelodien und gewaltig krachende Saiten erleben. Laute, Cello und Cembalo setzen Akzente, aus dem Nichts taucht eine Orgel auf, der Tenor Juan Diego Florez singt das hinreißende venezianische Gondoliere-Lied La biondina in gondoleta und Vivaldis Triosonate RV 82 verströmt intimes Kammermusikflair.
Doch besonder spektakulär ist die Bearbeitung des “Sommers” aus Vivaldis berühmten “Vier Jahreszeiten” geraten – mit realistischen Vogelrufen im ersten Satz, verschiedenen Plektronsounds, quietschenden, sul ponticello spielenden Violinen oder hochvirtuosen Mandolinen-Läufen. Diese Bearbeitung ist vielleicht der eindeutigste Beweis für Antonio Vivaldis zeitlose Modernität. Für Avital ist die Mandoline eine Zeitmaschine, mit der er immer wieder aus der Vergangenheit in die Gegenwart reisen kann und den staunenden Hörer dabei einfach mitnimmt.
 

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