Barbara Bonney | News | Mitbringsel aus Schweden: Barbara Bonney

Mitbringsel aus Schweden: Barbara Bonney

14.02.2001
Manchmal muss man Reiseandenken lange suchen. Andere hat man in der Tasche, ohne dass man es richtig merkt. Die Kunst aber besteht darin, sie wieder auszupacken.
Wer nach Schweden reist, hat auf dem Rückweg pralle Koffer. Es gibt schöne Erinnerungsstücke aus dem Land – die Holzpferdchen aus Dalarna, handgewebte Stoffe und ein paar Zuckerstangen aus Gränna. Wer aber statt einiger Urlaubswochen mehrere Jahre in Schweden verbracht hat, der nimmt ganz andere Souvenirs mit. Die Amerikanerin Barbara Bonney hat sich – und ihren Musikhörern – eine Sammlung von skandinavischen Liedern mitgebracht. Neben einem dieser fantastisch sicheren Autos, die dort gebaut werden, bestimmt eines der wertvollsten Mitbringsel. Denn so bequem sich die Autos fahren, so stimmungsvoll, atmosphärisch und schlichtweg neu sind diese Lieder.
 
“Sie ist eine der großen Lied-Interpretinnen ihrer Generation. Ich kenne zur Zeit keine andere Sängerin, die eine größere Ausgewogenheit an stimmlicher Schönheit besäße oder die sie an Ausdruck, Intelligenz und Charakter übertreffen würde.” So klingt das Lob, das die Zeitschrift “Classic CD” auf Barbara Bonney singt. Und wer da noch Zweifel hegte, muss sich lediglich einige der letzten Einspielungen der Sopranistin anhören. Zum Beispiel Pergolesis “Stabat mater”, ein Werk, bei dem jede Neuaufnahme wahrlich gegen riesige Konkurrenz antritt. Bonneys Duette mit Andreas Scholl brachten nicht nur die Fachpresse zum Jubeln – die Musikliebhaber katapultierten die Aufnahme schnurstracks in die Klassikcharts. Oder ihre Sammlung amerikanischer Songs aus dem 20. Jahrhundert mit André Previn am Klavier, das 1998 veröffentlicht wurde: “Schlicht und ergreifend unverzichtbar”, nannte die “Sunday Times” diese CD.
 
Für “Diamonds in the Snow” hat sich Barbara Bonney wieder einmal von ihrer gerühmten Intelligenz in Sachen Programmzusammenstellung leiten lassen: Sie schöpfte aus einer reichhaltigen Liedkenntnis und dem großen Repertoire an Melodien skandinavischer Komponisten. Natürlich sind Edvard Grieg (“Solveigs Lied” aus Ibsens “Peer Gynt” darf nicht fehlen) und Jean Sibelius dabei, die beiden bekanntesten skandinavischen Musiker des späten 19. Jahrhunderts. Barbara Bonney singt aber auch ihre Lieblingslieder von Wilhelm Stenhammer, Hugo Alfvén und Carl Sjöberg – Komponisten, die Zeitgenossen von Grieg und Sibelius waren und bei uns so gut wie unbekannt sind. Ihre Lieder sind romantisch, melodisch, manchmal melancholisch, immer aber sind sie hervorragend geeignet für die warme, ausdrucksvolle Stimme von Barbara Bonney. Am Klavier begleitet sie der junge Dirigent und Pianist Antonio Pappano, der gerade zum künftigen Musikdirektor von Covent Garden gewählt wurde. “Diamonds in the Snow” hat eine “heimwehkranke” Amerikanerin als Neujahrsgeschenk aufgenommen – für sich selbst, ihre Fans und alle Entdecker neuer Liedfreuden.

Mehr Musik von Barbara Bonney