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Jubiläum einer Jahrhundertaufnahme – Benjamin Britten dirigiert das „War Requiem“

Benjamin Britten
© Decca
07.08.2013
Benjamin Britten komponierte sein „War Requiem“ 1961/62 als Auftragswerk für die Einweihung der neu errichteten St Michael’s Cathedral von Coventry, die im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff zerstört worden war. Die Entstehung des Werks wurde von der Invasion in der Schweinebucht und dem Berliner Mauerfall überschattet, zwei politischen Krisen, die kaum 20 Jahre nach Kriegsende erneut die Weltöffentlichkeit in Angst versetzten. Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Ost-West-Konflikts schuf Britten ein Werk, das nicht nur die britische Seele trösten, sondern zu Frieden, Toleranz und Verständigung in der ganzen Welt aufrufen sollte.
Universelle Botschaft
Im „War Requiem“ kombinierte Benjamin Britten den lateinischen Text der „Missa pro Defunctis“ mit Kriegsgedichten von Wilfred Owen, um dem Werk überkonfessionelle Bedeutung zu verleihen. Die gewaltige Besetzung verteilte er auf drei Ebenen. Eine Sopranistin, ein Chor und ein großes Orchester bilden die Hauptgruppe. Sie übernehmen den liturgischen Teil der Totenmesse. Diesem Klangkörper gegenüber stehen ein 13-köpfiges Kammerorchester und zwei männliche Vokalisten. Sie kommentieren das liturgische Geschehen mit den vertonten Texten Owens, der als Soldat seine erschütternden Fronterfahrungen im Ersten Weltkrieg in Gedichten verarbeitete. Als Stimme von Frieden und Unschuld tritt zudem ein Knabenchor in Erscheinung, der zusammen mit einer Orgel auf einer Empore platziert ist.
Werk der Versöhnung
Britten schrieb die solistischen Gesangsparts seines Versöhnungswerks für ein Terzett von Künstlern aus den am Krieg beteiligten Nationen Großbritannien, Deutschland und Sowjetunion: Peter Pears (Tenor), Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton) und Galina Wischnewskaja (Sopran), die Gattin von Brittens Freund Mstislav Rostropovich. Die Uraufführung fand am 30. Mai 1962 in der Kathedrale von Coventry statt – allerdings ohne die Beteiligung der Wischnewskaja, die von der sowjetischen Regierung kein Ausreisevisum erhielt. An ihrer Stelle sang die englische Sopranistin Heather Harper. Glücklicherweise konnte der Komponist schließlich doch mit seiner Wunschbesetzung arbeiten. Unter Brittens Leitung wurde das „War Requiem“ 1963 in der Londoner Kingsway Hall für die Decca aufgenommen, diesmal mit Galina Wischnewskaja.
Jubiläumsedition „War Requiem“
Die historische Aufnahme feiert in diesem Jahr 50. Jubiläum. Decca veröffentlicht aus diesem Anlass die Sonderedition „War Requiem“ als Doppel-CD + Blu-ray Audio. Die Masterbänder der Originalaufnahme mit den Solisten Galina Wischnewskaja, Peter Pears und Dietrich Fischer-Dieskau, dem Bach Choir, dem London Symphony Chorus, dem Highgate School Choir, dem Melos Ensemble, Organist Simon Preston und dem London Symphony Orchestra unter der musikalischen Leitung Benjamin Brittens wurden dafür remastered. Zusätzlich gibt ein von Produzent John Culshaw heimlich angefertiger knapp 50-minütiger Probenmitschnitt, der 1999 vom Britten Estate zur Veröffentlichung freigegeben wurde, einzigartige Einblicke in die Entstehung dieser Jahrhundertaufnahme. Audiophile Ansprüche stellt die in der Edition enthaltene Blu-ray Audio Disc mit einer Auflösung von 96 kHz / 24 bit zufrieden.

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