Das Beaux Arts Trio hat Musikgeschichte geschrieben. Kaum ein anderes Kammerensemble hat das 20. Jahrhundert und die ersten Jahre des neuen Millenniums so nachhaltig geprägt wie die Streicher um den schillernden Pianisten Menahem Pressler. Gegründet im Jahre 1955, in der Anfangsformation mit Daniel Guilet an der Geige und Bernard Greenhouse am Cello, machte das Ensemble bald von sich reden. Der frische, moderne Stil, das ausgewogene Klangbild und der Teamgeist des Trios setzten Maßstäbe.
Das Beaux Arts Trio verlieh der im Kulturbetrieb bis dahin stiefmütterlich behandelten Kammermusik eine ganz neue Attraktivität. Sie trat aus ihrem Schatten als Liebhaberei von Kennern heraus und eroberte ein immer größer werdendes Publikum. Am Anfang betrachteten die Veranstalter das Ensemble noch “als poor man’s orchestra, ein Soloklavier mit zwei armen Streichern”, so Menahem Pressler. Aber die Publikumserfolge sprachen für sich, und so war der furiose Aufstieg des Trios nicht mehr aufzuhalten.
Ungebrochene Vitalität: Zeitlose Aufnahmen
Volker Hagedorn bringt es in der Wochenzeitung DIE ZEIT auf den Punkt: “Dass das Triorepertoire von Haydn bis Kurtág geliebt wird, liegt auch an diesem Ensemble.” Und die Wirkung des Beaux Arts Trios hält an! So übertraf die Nachfrage nach der 2015 erschienenen Mammut-Edition alle Erwartungen. “Beaux Arts Trio. The Complete Philips Recordings” unterstrich eindrucksvoll, dass das Interesse an den mitreißenden Klängen des Trios bis heute anhält.
Das hat Decca dazu bewogen, drei Neueditionen auf den Markt zu bringen. Die drei Ausgaben sind der Großedition von 2015 entnommen und enthalten jeweils vollständige Zyklen der Klaviertrios von Haydn, Mozart und Beethoven. Die Vorteile einer solchen Auskopplung liegen auf der Hand: Wem die edle Gesamtedition mit den 60 CDs zu groß ist, der kann sich auf einen kleineren Ausschnitt im Schaffen des Beaux Arts Trios konzentrieren und sich je nach Neigung einen oder mehrere der drei Wiener Klassiker aussuchen.
Elegant gestaltet: Attraktive Neueditionen
Was man dabei zu hören bekommt, ist von atemberaubender Kraft. Wer einmal diesen ziehenden, leidenschaftlich durchwirkten Klang des Beaux Art Trios erlebt hat, der kann davon nicht mehr lassen. In jedem Augenblick spürt man die Musizierfreude und die Lust an der Poesie klassisch-romantischer Klänge. Das Beaux Arts Trio wird nie langweilig. Es bleibt immer mit Leib und Seele bei der Sache.
In der Haydn-Ausgabe besticht die Leichtigkeit, der tänzerische Ausdruck des Ensembles. Aufgenommen in den Jahren 1971–1978, gelten diese Aufnahmen als einer der “großartigsten Erfolge” (Gramophone) auf dem Feld der Kammermusik. Die Edition umfasst 9 CDs und enthält mit Haydns “Zigeunertrio” eine sehr frühe Aufnahme mit der Anfangsformation des Trios.
Dass sich das Beaux Arts Trio glänzend auf Mozart versteht, beweist das Paket mit den preisgekrönten Aufnahmen des mittleren Wiener Klassikers. In der neuen Ausgabe findet sich der Zyklus mit sämtlichen Klaviertrios gleich zweimal: in einer Aufnahme von 1967 und einer von 1987. So lädt die mit 6 CDs bestückte Box zu reizvollen Vergleichen ein.
Dasselbe gilt für die faszinierende Beethoven-Edition mit ihren hochgespannten Klängen. Sie enthält auf ihren 10 CDs ebenfalls zwei vollständige Zyklen: einen von 1964 und einen in den Jahren 1980–1983 aufgenommenen. Allen drei Ausgaben gemeinsam ist die handliche Verpackung der kartonierten CD-Hüllen in elegant gestalteten Klappboxen. Dort stoßen die Wissenshungrigen dann auf die hochgelobten Essays des großen Musikschriftstellers Tully Potter.