Einen „Ring“ zu inszenieren ist ein Wagnis. Denn einerseits sind schon viele herausragende Deutungen dieses monumentalen Opern-Zyklus auf den Bühnen der Musikwelt verwirklicht worden, so dass es neuer Visionen bedarf, um dem Vorhandenen etwas Fundamentales hinzuzufügen. Darüber hinaus gehört das Wagner-Publikum zum kritischsten seiner Art und meint sehr genau zu wissen, was noch in den Grenzen des interpretatorisch Machbaren erlaubt sei und was nicht. Nicht zuletzt aber ist das Werk an sich bereits eine Herausforderung, die mit der großen Form experimentiert.
Wagners Film
Und so hatte Robert Lepage eine eigene Idee entwickelt, um für die Neuinszenierung des „Rings“ an der New Yorker Metropolitan Opera in den Jahren 2010 bis 2012 dem Optimum der Interpretation möglichst nahe zu kommen. Der kanadische Schauspieler, Autor und Regisseur hatte die Idee eines „Films, den Wagner machen wollte, bevor es Filme gab“ und gestaltete dementsprechend Aufführung und Bühne in einer harmonischen Balance von neuester Theater- bzw. Bildtechnik und dem Original möglichst naher Deutung der Handlung.
Technik und Können
So gab es auf der einen Seite ein rund 40 Tonnen schweres Bühnenbild, das immens variabel dreh- und faltbar perfekte räumliche Illusionen schaffen konnte, die Lepage außerdem von einer ausgefeilten Video-Technik unterstützen ließ. Das alles aber bekam erst durch die Darsteller seinen markanten und vielfach vor Ort und in Kinovorführungen umjubelten Schliff. Bryn Terfel, der Waliser Star-Bariton sang seinen ersten vollständigen und eindrucksvollen Wotan, die amerikanische Sopranistin Deborah Voigt debütierte als Brünnhilde, die internationalen Kollegen Jonas Kaufmann und Eva-Maria Westbroek verkörperten das Geschwisterpaar Siegmund und Sieglinde. Eine Überraschung war außerdem der energische Jay Hunter Morris, ein junger Tenor aus Paris (Texas), der kurzfristig als Siegfried eingesprungen war.
Heimvorteil durch Blueray und DVD
Die Metropolitan Opera zeichnete die zwischen 2010 und 2012 gespielten Aufführungen in HD-Qualität auf, in der über lange Jahre hinweg gereiften Perfektion ausgefeilter Opernfilm-Produktionen des Hauses. Das von James Levine und Fabio Luisi ebenso schwungvoll wie nachdrücklich geleitete Orchester rundete die Aufführungen mit viel Verve ab, so dass eine Edition entstehen konnte, die die Messlatte für das Wagner-Jahr hoch ansetzt. Der „Ring des Nibelungen“ ist entweder auf 8 DVDs oder auf 5 Bluray-Discs erhältlich, ergänzt um eine DVD mit dem „Making Of“ dieses sensationellen Opern-Ereignisses und einer Compilation der Highlights auf 2 CDs unter dem Signum „Twilight Of The Gods“, die vom „Walkürenritt“ bis zum „Feuerzauber“ viele magische Momente der Abende zusammenfasst und immer wieder aufs Neue miterleben lässt.