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Entfesselte Leidenschaft – Camille Thomas glänzt mit Saint-Saëns und Offenbach

Camille Thomas
© Dan Carabas
05.10.2017
Camille Thomas hat sich hohe Ziele gesetzt. Ihr Debüt bei der Deutschen Grammophon soll nicht nur eine hohe musikalische Qualität aufweisen, sondern auch das gewisse Etwas, eine persönliche Note enthalten.

Variable Spielkultur: Camille Thomas

Dabei geht es Camille Thomas um spezielle Gefühlslagen und Facetten des musikalischen Ausdrucks, die sie sehr genau in Worte zu kleiden weiß. “Mein erstes Album für die Deutsche Grammophon sollte”, so bekennt die französisch-belgische Cellistin, “unter den Zeichen von Freude, Jugend und Emotionen stehen.” Hohe musikalische Qualität ist für Camille Thomas eine Selbstverständlichkeit. Dass sie das Cello nach allen Regeln der Kunst beherrscht, hat sie oft genug unter Beweis gestellt.
Die junge Solistin, die sich auf dem internationalen Klassikparkett wachsender Beliebtheit erfreut, verfügt über eine glänzende Technik. Sie vermag fließende Klangmomente genauso sicher hervorzubringen wie scharfe Schnitte. Ihr Spiel ist überaus variantenreich. Sie changiert elegant zwischen träumerischen, tänzerischen und impulsiven Passagen. Gegensätzliche Kräfte betrachtet sie als Stimulation, nicht als Bedrohung, die es unter Kontrolle zu bringen gilt.

Stimulierende Gegensätze: Saint-Saëns und Offenbach

So erwächst aus ihrem spannungsgeladenen Spiel beinahe organisch das vielseitige Programm ihres neuen Albums. “Freude, Jugend und Emotionen”, das bedeutet in ihrer jüngsten Veröffentlichung: Weltoffenheit und Pariser Charme, leichte und schwere Muse, tänzerische Hingabe und poetische Dichte. All diese Momente vereint die junge Künstlerin in ihrer Person, und all diese Momente fließen in ihr neues Album ein, das lyrische Meisterwerke für Cello und Orchester von Camille Saint-Saëns und Jacques Offenbach enthält.   
Das Repertoire ist aufs Engste mit ihrer Biographie verknüpft. “Dieses Album”, so Camille Thomas, “ist geprägt vom Thema des Anfangs, des Debüts, und daher war es mir wichtig, dass sein Repertoire etwas von mir erzählt. Ich wurde in Paris in eine belgische Familie geboren und ging mit 18 zum Studium nach Berlin – so fühle ich mich der Welt dieser Komponisten verbunden: der typisch französischen Empfindsamkeit von Saint-Saëns und der Leichtigkeit von Offenbach.”

Mitreißende Gastauftritte: Rolando Villazón und Nemanja Radulović

Der “typisch französischen Empfindsamkeit von Saint-Saëns” spürt Camille Thomas mit einem leidenschaftlich-glühenden Ausdruck nach. Energisch geht sie das Cellokonzert in a-Moll an, dessen sehnsuchtsvollen Ton sie kongenial trifft. Einen sicheren Boden bereitet ihr hier das Orchestre National de Lille unter der Leitung von Alexandre Bloch. Es rollt der französisch-belgischen Cellistin einen farbenfrohen Klangteppich aus, auf dem sie sich frei und natürlich bewegen kann.
Besticht der Part mit Werken von Camille Saint-Saëns durch seinen romantischen Tiefgang, so überzeugt der Offenbach-Teil durch seine sangliche Qualität und stete Tanzfreude. Ein absolutes Highlight: der Bonustrack “Je suis Brésilien” aus Offenbachs Erfolgsoperette “La Vie parisienne”. Alessandro Bares hat die Arie für Tenor, Cello und Orchester arrangiert, und das funktioniert prächtig. Mit dem mexikanisch-französischen Startenor Rolando Villazón hat sich Camille Thomas aber auch einen wahren Meister seines Fachs ins Boot geholt.
Selbiges lässt sich über den serbischen Geigenvirtuosen Nemanja Radulović sagen, mit dem die junge Cellistin Aleksandar Sedlars Arrangement der berühmten Barcarole aus Offenbachs phantastischer Oper “Les Contes d’Hoffmann” spielt. Die vom Ensemble Double Sens begleitete Interpretation besitzt unwiderstehlichen Charme. Camille Thomas und Nemanja Radulović schweben auf Wolke sieben. Sie träumen den leichten Traum der Liebe und führen mit ihrem Spiel unmissverständlich vor, dass sich der Eros nicht immer in Sehnsucht verzehrt.

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