Die Herzen von Sammlern schlagen höher, wenn neue Folge der Serie Collectors Edition erscheinen. „Alles an dieser Serie trifft mitten ins Schwarze. Die Planung, das Repertoire, die Verpackung und der Preis – sie vereinen sich zu einem hochqualitativen Produkt“, lobt das Klassikmagazin Gramophone. Lesen Sie im Folgenden unseren Überblick über die sechs neuen Titel, die zu gleichen Teilen aus Archivaufnahmen von Decca und Deutsche Grammophon zusammengestellt wurden:
Beethoven: Sämtliche Symphonien (Brüggen)
Haydn komponierte 108 Symphonien, Mozart etwa 60. Mit gerade einmal 9 Symphonien hat Beethoven die Geschichte der Gattung völlig neu geschrieben. Orientierten sich seine beiden ersten Symphonien noch klar erkennbar am Beispiel Haydns und Mozarts, war Beethovens dritte, die “Eroica”, ein künstlerischer Befreiungsschlag, der all seine bisherigen Kompositionen an Länge wie auch an Kühnheit und Ideenreichtum übertraf. In den Symphonien Nr. 5 bis 9 sprengte Beethoven klassische Normen und ebnete der romantischen Epoche den Weg.
Collectors Edition präsentiert Frans Brüggens Gesamtaufnahme mit dem Orchestra of the 18th Century. „Die Musik strahlt von innen, scharfe dynamische und expressive Kontraste – die nie übertrieben wirken – lassen Gewohntes in neuen leuchtenden Farben aufscheinen.“ (FonoForum 2 ÷ 93 über die Symphonien Nr. 1 & 2)
Nielsen: Sämtliche Symphonien (Blomstedt)
Die sechs Symphonien von Carl Nielsen entstanden zwischen 1889 und 1925, im selben Zeitraum wie die sieben Symphonien von Jean Sibelius. Stilistisch, formal und inhaltlich könnten sie jedoch kaum unterschiedlicher sein. Schien Sibelius immer größere Prägnanz zu suchen, wurden Nielsens Symphonien zusehends abenteuerlicher und umfangreicher.
Herbert Blomstedt hat den Nielsen-Zyklus in den frühen 1970er Jahren mit dem Nationalen Radio-Sinfonieorchester Dänemark aufgenommen. „Harte Kontraste von lyrischer Melodik und losbrechendem Aufruhr, von harmonischen Kühnheiten und wilden Schlagzeug-Eruptionen. Blomstedt bleibt dem draufgängerischen Vitalismus dieser Symphonik so wenig schuldig wie ihrer melodischen Sinnfälligkeit.“ (stereoplay 10 ÷ 1988)
Prokofiev: Sämtliche Symphonien (Weller)
In den sieben Symphonien Sergei Prokofjews spiegeln sich alle stilistischen Wandlungen entlang des künstlerischen Wegs ihres Schöpfers wider – von dem Modernisten, in dessen Werken die musikalischen Umbrüche der beiden ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts widerhallen, bis zum reifen Komponisten der von Melodiösität und expressiver Freiheit durchdrungenen 7. Symphonie.
Über die Aufnahmen von Paul Weller (London Symphony Orchestra und London Philharmonic Orchestra) schreibt schallplattenmann.de: „Geradezu spektakulär ist der Klang der über 30 Jahre alten Aufnahmen: warm und transparent, rauscharm und detailreich – der Klang analoger Decca-Aufnahmen ist einfach unübertroffen. Die beiden Londoner Klangkörper spielen unter der Leitung Wellers tadellos.“
Rachmaninoff: Symphonien Nr.1–3 (Maazel)
Sergei Rachmaninoff verkörpert für viele eine der letzten, wenn nicht gar die allerletzte Verbindung zwischen dem romantischen 19. Jahrhundert und der Moderne. Die drei Symphonien des Komponisten stehen für drei sehr unterschiedliche Schaffensphasen. Rachmaninoffs erste Symphonie (1895) ist eine stürmische Synthese zeitgenössischer Strömungen in der symphonischen Musik Russlands, die zweite (1906–07) eine epische Studie in Tschaikowskischer Opulenz und die dritte (1935–36) ein unaufhaltsam erscheinender Strom origineller Ideen und Klangwirkungen.
classicstoday.com über die Aufnahmen von Lorin Maazel und den Berliner Philharmonikern: „Lorin Maazel macht Gebrauch von den besten der ausgereiften Qualitäten des Orchesters: luxuriöser Streicherton, ein schöner Mischklang, helles und durchdringendes Blech … Jeder scheint hier alles zu geben.“ Zusätzlich beinhaltet die Box sämtliche Klavierkonzerte Rachmaninoffs in den Einspielungen von Tamás Vásáry, Yuri Ahronovitch und dem London Symphony Orchestra.
Haydn: Sämtliche Aufnahmen (Pinnock)
Die Dichter des “Sturm und Drang” bekannten sich zu einer menschlichen Natur, als deren innerste Triebkräfte sie Emotionalität und eine dunkel gefärbte Dringlichkeit sahen. Damit hatten sie gewichtigen Einfluss auf die Evolution der klassischen Symphonie – besonders in den Händen von Haydn, der um das Jahr 1770 eine Musiksprache voll Leidenschaft und gewagter Harmonien entwickelte.
Trevor Pinnock und The English Concert haben Haydns „Sturm und Drang“-Symphonien in den späten 1980er Jahren für Archiv Produktion aufgenommen. „Der sehr kantige, pulsorientierte, unbestechliche Musizierstil Trevor Pinnocks hat bei diesen wunderbar jungen, unverbrauchten ‘Sturm und Drang’-Sinfonien eine so spontan überzeugende Frische und (Durch-)Schlagskraft, daß man aufspringt und sich nochmals vergewissert: Es ist wirklich eine Haydn-Sinfonie!“ (FonoForum 2 ÷ 1990). Die 12CD-Box beinhaltet zudem Konzerte für Violine, Oboe, Trompete und Cembalo sowie Messen von Haydn.
Mozart: Klaviersonaten Nr. 1–18 (Eschenbach)
Die Klaviersonaten von Mozart sind technisch nicht sehr anspruchsvoll. Oft werden sie zu den weniger bedeutsamen Werken des Komponisten gezählt. Doch gerade im vermeintlich Einfachen liegt ihre besondere Herausforderung für den Interpreten. Das wussten schon legendäre Pianisten wie Edwin Fischer („Mozart ist nicht Süßigkeit, ist nicht Artistik, Mozart ist Prüfstein des Herzens“) und Arthur Schnabel („Mozart ist für Kinder zu leicht und für Erwachsene zu schwer“).
Christoph Eschenbach präsentiert „konsistent wohlgeratene, kühle und elegante Interpretationen, frei von Affektiertheit und Manierismen“ (Penguin Guide).