Im Laufe der Jahre sind Epochenbegriffe durchlässiger geworden. Je mehr Wissenschaftler die Archive durchforstet und systematisiert haben, je mehr sie sich im Anschluss daran an historische Vorstellungen von Präsentation und Interpretation gewagt haben, desto deutlicher wurden die Zusammenhänge, die sich jenseits der persönlichen Beziehungen einzelner Komponisten und Künstler diskursiv ergeben. Für Danielle De Niese ist es daher ganz selbstverständlich, Musik von John Dowland, Claudio Monteverdi oder Johann Sebastian Bach unter einem Dach zu vereinen, stellen diese Stücke doch ebenso wie die von Georg Friedrich Händel, Henry Purcell oder Giovanni Battista Pergolesi einen Quantensprung der Gestaltung dar, der die Renaissance nahtlos in den Barock übergehen lässt, mit all den neuen Regeln aber auch Freiheiten für die Künstler.
„In den Partituren wurde diese Musikform nicht ausgeschrieben“, erklärt die in Australien geborene und in Amerika lebende Sopranistin, „in dieser Skelettform konnten sie neu interpretiert und umkomponiert werden, sodass sich immer wieder ein frischer Ansatz finden ließ. Barockmusik hat einen iterativen, strophischen Charakter und weist oft Passagen auf, die mit Verzierungen wiederholt werden müssen. Das war der ‘Knochenbau’ des musikalischen Stilkörpers jener Zeit, aber effektiv entstand daraus auch das konventionelle Lied, wie wir es heute kennen“.
Vor diesem Hintergrund ist Danielle De Nieses Vorstellung von Barock mehr als nur die der reinen Musik. Es ist eine Einstellung, eine Interpretationsidee, mit der man die Klangwelt der vorklassischen Ära sinnvoll verknüpfen kann. Das Album „Beauty Of The Baroque“ dokumentiert, wie diese Verbindung sich anhören kann. Purcell leitet zu Händel über, der wiederum kommt einerseits von Monteverdi, andererseits führt er zu Pergolesi und als Conclusio des Ganzen dient Bach. Als Ausgangspunkt dienen mal Lautenlieder, mal Opernarien aus Händels „Serse“, „Samson“, „Acis and Galatea“, „Rodelinda“ und „The Triumph of Time and Truth“, aus Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ und dessen „Scherzi musicali“ und „Dido and Aeneas“ von Purcell.
Für das wunderschöne Intro von Pergolesis
„Stabat mater“ steht De Niese mit dem
Countertenor Andreas Scholl außerdem eine der schönsten Stimmen der Gegenwart zur Seite und Bach ist mit zwei konträren Kantaten vertreten. Danielle De Nieses Stimme entfaltet sich dabei in vielfarbiger Pracht vom Intimen der Kantaten und Lieder bis zur Opulenz der großen Form. Unterstützt von dem renommierten
Barockensemble The English Consort unter der Leitung von
Harry Bicket ist mit „The Beauty Of Baroque“ ein mitreißendes Album entstanden, das Danielle De Niese nach ihren Händel- und Mozart-Programmen nun im stilistisch umfassenderen Rahmen als große Sängerin der Gegenwart präsentiert.
Eine
Special-Edition von “Beauty of the Baroque” ist bei iTunes erhältlich; Sie enthält die
zwei Bonustitel „Lucrezia“ und „Pace non trovo“ und ein
Booklet.
Sehen Sie Danielle De Niese im Interview zu ihrem neuen Album: