Daniil Trifonov | Offizielle Biografie

Biografie

Daniil Trifonov
© Dario Acosta
»Fesselndes, facettenreiches Können am Klavier … überragende Kunstfertigkeit und atemberaubende Technik.« 
Bachtrack, Dezember 2023 in der Rezension zu einem Recital in der Carnegie Hall
Wenn Daniil Trifonov spielt, scheint die Zeit innezuhalten. Aus der Stille heraus kommt ein Spiel, wie man es nur selten hört: überragend und von tiefer Einsicht, nie vorhersehbar, aber immer die Intention des Komponisten im Blick habend und verwurzelt im Wesen der Musik. »Was er mit seinen Händen macht, ist technisch unglaublich«, bemerkte ein Kommentator kurz nach Trifonovs Triumph im Finale des Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau 2011. »Hinzu kommt sein Anschlag – er hat Zartheit und auch das dämonische Element. Ich habe so etwas noch nie gehört.« Diese Äußerung stammt nicht von einem professionellen Kritiker, sondern von einer der größten Pianistinnen der Welt, Martha Argerich.
Trifonovs Erfindungskraft und Originalität zeigen sich auch in seinem wachsenden Ansehen als Komponist, das im April 2014 einen neuen Höhepunkt erreichte, als er bei der Uraufführung seines Ersten Klavierkonzerts am Cleveland Institute of Music den unerhört schwierigen Solopart spielte. Er hat das Werk seither häufig aufgeführt, unter anderem bei der Erstaufführung in der Carnegie Hall im November 2017 mit dem Mariinski-Orchester und Valery Gergiev. Trifonov brachte sein Klavierquintett (Quintetto Concertante) beim Verbier Festival im Juli 2018 zur Uraufführung und hat es seither unter anderem in Berlin, New York und Tel Aviv aufgeführt. In seiner Diskografie bei Deutsche Grammophon finden sich einige eigene Werke und Transkriptionen.
Im Februar 2013 gab das Gelblabel den Abschluss eines Exklusivvertrags mit Daniil Trifonov bekannt. Sein erstes Recital war eine Live-Aufnahme aus der Carnegie Hall: Liszts Sonate in h-Moll, Skrjabins Sonate-Fantaisie und Chopins 24 Préludes op. 28. Sein nächstes Album für DG mit Werken von Rachmaninow erschien 2015: Neben Trifonovs Interpretation der Rhapsodie über ein Thema von Paganini, begleitet vom Philadelphia Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin, sind die Variationen über ein Thema von Chopin und die Variationen über ein Thema von Corelli sowie Trifonovs Rachmaniana, ein Bravourstück für Soloklavier, zu hören.
2016 veröffentlichte DG sein Album Transcendental mit sämtlichen Konzertetüden von Liszt. Es war die erste Gesamtaufnahme dieser Werkgruppe gespielt von einem Pianisten für das gelbe Label. Im Jahr darauf erschienen Preghiera, eingespielt mit dem Geiger Gidon Kremer und der Cellistin Giedrė Dirvanauskaitė; Chopin Evocations, das Trifonov mit Mikhail Pletnev und dem Mahler Chamber Orchestra aufnahm und das die beiden Klavierkonzerte von Chopin und einige der frühesten und spätesten Stücke des Komponisten sowie durch Chopin inspirierte Werke von Schumann, Grieg, Tschaikowsky, Mompou und Barber enthält; und ein Schubert-Album mit dem »Forellenquintett« und anderen kammermusikalischen Werken des Komponisten, aufgenommen mit Anne-Sophie Mutter und drei Stipendiaten der Anne-Sophie Mutter Stiftung.  
Trifonov nahm dann sämtliche Klavierkonzerte Rachmaninows mit dem Philadelphia Orchestra und Nézet-Séguin auf. Destination Rachmaninov – Departure mit den Konzerten Nr. 2 und Nr. 4 erschien im Oktober 2018, Destination Rachmaninov – Arrival folgte ein Jahr später mit den Konzerten Nr. 1 und Nr. 3. Seine Liveaufnahme des Klavierkonzerts Nr. 2 als Teil des historischen DG120-Galakonzerts in Pekings Verbotener Stadt kam im Januar 2019 heraus.
Silver Age, das er mit dem Mariinski-Orchester und Valery Gergiev aufnahm, erschien im November 2020. Das Album enthält Skrjabins Klavierkonzert in fis-Moll, Prokofjews Klavierkonzert Nr. 2 in g-Moll und Strawinskys Trois Mouvements de Pétrouchka, hinzu kommen weitere Werke von drei der innovativsten Komponisten des russischen »silbernen Zeitalters«. Herzstück von Trifonovs im Oktober 2021 veröffentlichtem Doppelalbum Bach: The Art of Life ist J. S. Bachs Meisterwerk Die Kunst der Fuge. Daneben finden sich unter anderem Stücke von vier Söhnen Bachs. In dem Programm spiegelt sich Trifonovs Einsicht ins Familienleben und die musikalische Praxis eines der größten Komponisten aller Zeiten.
Im Juni 2022 war Trifonov Partner des Baritons Matthias Goerne. Als dritter Part in dessen Lieder-Trilogie mit drei jungen Pianisten der Deutschen Grammophon bietet das Album Matthias Goerne · Daniil Trifonov – Lieder Werke von Schumann, Brahms, Wolf, Berg und Schostakowitsch. Zusammen mit seinem Mentor Sergei Babayan veröffentlichte er im März 2024 Rachmaninoff for Two. Das Album bringt die zwei Suiten für zwei Klaviere des russischen Komponisten sowie seine Symphonischen Tänze in einer Bearbeitung für zwei Klaviere zu Gehör, außerdem den langsamen Satz der Zweiten Symphonie, den Trifonov für zwei Klaviere transkribierte. Gramophone lobte den »tollen Mix aus unbegrenztem Klavierspiel, tiefem Verständnis und fantasievoller Kühnheit«.
Sein jüngstes (zweiteiliges) Projekt ist eine pianistische Reise quer durch Nord- und Südamerika. Der erste Part, My American Story – North, erscheint im Oktober 2024 und präsentiert Musik aus den Vereinigten Staaten. Zusammen mit dem Philadelphia Orchestra und dessen Musikdirektor Yannick Nézet-Séguin ist Trifonov in George Gershwins Concerto in F zu hören sowie in der Weltersteinspielung des Klavierkonzerts von Mason Bates, das eigens für ihn geschrieben wurde. Außerdem interpretiert er Solowerke von John Adams, John Cage, Aaron Copland, John Corigliano, Dave Grusin, Thomas Newman, Art Tatum und Bill Evans.
In der Saison 2024–25 ist Trifonov Artist in Residence sowohl der Tschechischen Philharmonie (er eröffnet die Spielzeit mit Dvořáks Klavierkonzert im Rudolfinum in Prag, per Livestream zu erleben auf STAGE+ am 26. September) als auch des Chicago Symphony Orchestra.
Zu den weiteren Höhepunkten zählen zwei Konzerte mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester und Alan Gilbert in der Elbphilharmonie Hamburg (3./4. Oktober, Ravels Klavierkonzert in G-Dur); ein Recital in New Yorks Carnegie Hall (17. Oktober); Tourneen durch Europa mit den Bamberger Symphonikern und Jakub Hrůša (21. Oktober bis 5. November, Dvořáks Klavierkonzert und Rachmaninows Rhapsody on a Theme of Paganini) sowie dem Orchestre symphonique de Montréal und Rafael Payare (19. bis 28. November, Schumanns Klavierkonzert und Beethovens Erstes Klavierkonzert); und drei Konzerte mit den Berliner Philharmonikern und Kirill Petrenko in der Philharmonie Berlin (29. bis 31. Dezember, Brahms’ Zweites Klavierkonzert).
Daniil Trifonov kam 1991 in Nischni Nowgorod zur Welt als Kind zweier Berufsmusiker. Als Achtjähriger trat er erstmals mit Orchester auf, später studierte er an der Gnessin-Musikschule in Moskau bei Tatiana Zelikman. 2009 begann er ein Studium bei Sergei Babayan am Cleveland Institute of Music, wo er auch Kom­positionsunterricht erhielt. 2011 gewann er den 13. Internationalen Rubinstein-Klavierwettbewerb in Tel Aviv, dann sicherte er sich den ersten Preis und den Grand Prix beim 14. Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau. Er gewann dort zudem den Publikumspreis und den Preis für die beste Aufführung eines Mozart-Konzerts. Bei dieser Gelegenheit stellte Martha Argerich fest, Trifonov verfüge über »alles und noch mehr«, und diese Ansicht wurde seither bekräftigt durch begeisterte Rezensionen, Ovationen des Publikums, Residencies und internationale Preise: Er erhielt einen Grammy (Transcendental) und sechs Grammy-Nominierungen; den ECHO Klassik-Preis 2014 als »Nachwuchskünstler des Jahres (Klavier)«; die Auszeichnung von Gramophone als »Künstler des Jahres 2016«; BBC Music Magazine wählte Destination Rachmaninov – Departure zur »Konzertaufnahme des Jahres 2019«; Musical America wählte ihn zum »Künstler des Jahres 2019«; und 2021 erhielt er einen OPUS Klassik als Instrumentalist des Jahres für Silver Age. Trifonov wurde außerdem von der französischen Regierung zum Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt. 2024 erschien die Dokumentation Daniil Trifonov – Grâce à la musique von Christian Dumais-Lvowski and Denis Sneguirev.
9/2024
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