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Energiegeladen – Das Dänische Streichquartett debütiert bei ECM

Danish String Quartet
© Caroline Bittencourt/ECM Records
14.04.2016
Die musikalische Güte eines Streichquartetts bemisst sich an vielerlei Kriterien. Eines davon ist der harmonische Gesamteindruck. Aber auch die innere Spannung, der lebendige Dialog der Instrumente fördert die Qualität eines Streichquartetts.

Risikofreudiges Spiel: Das Dänische Streichquartett

Das Zusammenspiel in einem Kammerensemble erfordert Teamplayer. Kammermusiker müssen die Fähigkeit besitzen, aufeinander einzugehen. Sie sollten in der Lage sein, ihr Ego zurückzustellen, und danach streben, nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich miteinander zu harmonieren. Ein zerstrittenes Quartett zerfasert am Ende auch die Musik.
Beschneiden die Musiker ihren ästhetischen Eigensinn hingegen zu stark, dann droht der Klang spannungslos und glatt zu werden. Es ist wie im Leben: Zu viel Individualität zerstört den Gemeinsinn, und zu wenig Individualität entleert Gemeinschaftsprodukte. Das Dänische Streichquartett hat auf diesem Gebiet eine klare Entscheidung getroffen. Es reizt die innere Spannung bis zum Äußersten aus und bleibt doch ein harmonisches Ganzes.

Energiegeladenes Klangbild: Offene Kommunikation

Das Ergebnis: ein energiegeladenes, pulsierendes Klangbild, das die offene Kommunikation der Ensemblemitglieder eindrucksvoll belegt. Diese Qualität manifestiert sich auch auf dem neuen Album des Dänischen Streichquartetts. “Danish String Quartet: Adès / Nørgård / Abrahamsen” ist das ECM-Debüt der jungen skandinavischen Streicher.
Rune Tonsgaard Sørensen (Geige), Frederik Øland (Geige), Asbjørn Nørgaard (Bratsche) und Fredrik Schøyen Sjölin (Violoncello) interpretieren hier dänische und britische Musik des 20. Jahrhunderts. Das Album setzt ein mit Arcadiana (1994), einem Streichquartett des jungen britischen Komponisten Thomas Adès. Das Werk beginnt mit stillen, nachdenklichen Motiven. Nach und nach kristallisiert sich jedoch eine fiebrige, zittrige Atmosphäre heraus.

Fiebrige Dynamik und elegische Lyrik: Gespannte Kammermusik

Die Stimmung zwischen den Instrumenten ist zum Zerreißen gespannt, und das Dänische Streichquartett kann seine Fähigkeit, Spannung zu erzeugen, voll zur Geltung bringen. Aber nicht minder überzeugend ist, mit welcher Wärme das Ensemble die überraschenden, überaus zarten Melodien von Thomas Adès zum Klingen bringt. Es folgt Quartetto Breve (1952) von dem dänischen Komponisten Per Nørgård.
Das Werk weist deutlich minimalistische Strukturen auf. Es fließt nachdenklich dahin und erinnert mit den elegischen Geigenmelodien stark an Bartók. Mit den 10 Preludes (1973) von Hans Abrahamsen greift das Dänische Streichquartett schließlich auf einen der wichtigsten Schüler Per Nørgårds zurück. Abrahamsen klingt wesentlich schroffer und experimenteller als Nørgård. Dennoch finden seine Preludes einen ruhigen Punkt.
Man schwingt sich in diese Musik ein, und das dürfte auch damit zu tun haben, dass Abrahamsen immer wieder zarte Momente in seine pulsierende Komposition einfügt. Das geschickte Changieren zwischen fiebrigen und elegischen Passagen ist ein besonderes Qualitätsmerkmal des Dänischen Streichquartetts. Dadurch erhält das Album eine versöhnliche Note, die trotz der extremen Gespanntheit stets hörbar bleibt.

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