George Gershwins “Porgy & Bess“ spielt überzeugend mit großen Gefühlen. Während der New Yorker Uraufführung der Oper am 10. Oktober 1935 sollen viele Zuhörer mit Tränen in den Augen die rührende Liebesgeschichte des ehrlichen Krüppels und seiner schönen, aber unsteten Frau verfolgt haben. Die Kritik jedoch war konsterniert und wetterte bis auf wenige Ausnahme gegen das für damalige Verhältnisse unkonventionelle Werk. Gershwin griff daraufhin selbst zur Feder und kommentierte seine Oper in der New York Times: „’Porgy And Bess’ ist eine Erzählung aus dem Volk. Und weil sie vom Leben der Schwarzen in Amerika erzählt, fügt sie der Opernform Elemente hinzu, die noch nie zuvor in der Oper vorhanden waren“. Mit anderen Worten: Sie ist inhaltlich ein Genrestück, stark typisiert, das sich strukturell jedoch neue Nischen geschaffen hat. Lorin Maazel weiß das und hat es mit dem Cleveland Orchestra geschafft, eben diesen Gegensatz von Festlegung und Offenheit herauszuarbeiten. Und er hatte ein herausragendes Team – allen voran Williard White als Porgy, Leona Mitchell als Bess und McHenry Boatwright als Crown -, um damit einen Klassiker der Interpretation zu schaffen.