„Wofür ist das Leben da, wenn man es nicht besingt?“ meint Diego el Cigala und steht damit in der großen Tradition des Flamenco. Doch wie sich die Welt um die Musik herum verändert, so brauchen auch die alten Melodien ein wenig neue Kraft. Deshalb hat Diego el Cigala sich für „Romance de la Luna Tucumana“ etwas Besonderes einfallen lassen.
Flamenco mit der Muttermilch
Musik gehört für Diego el Cigala zu den frühesten Sinneseindrücken überhaupt. Geboren 1968 in Madrid wuchs er im Marktviertel Rastro mitten in der Stadt auf, hörte Flamenco in den Bars und begann selbst zu singen, zunächst auf der Straße, dann in Bar und einschlägigen Musiklokalen. Seinen Künstlernamen „el Cigala“ bekam er von dem legendären Meistersänger des Flamenco Camarón de la Isla persönlich verliehen. Und dessen früherer Begleiter Paco de Lucia ist ebenfalls so begeistert von ihm ist, dass er ihn als einen der größten Sänger seiner Generation lobt. Das ist ein gewichtiges Kompliment, hat aber auch seine Gründe in Diego el Cigalas künstlerischer Vision. Denn er brilliert nicht nur durch seine stimmliche und gestalterische Kompetenz im Kernfach der spanischen Musikkultur, sondern lässt sich auch von seiner Neugier inspirieren, mit der er andere Klangwelten in seinen Kosmos integriert.
Kuba, Argentinien und mehr
Längst ist beispielsweise die kubanische Klangwelt ein fester Teil von Diego el Cigalas Leben. Man merkt das an der Selbstverständlichkeit, mit der er seine Phrasierungen und Vokallinien in die rhythmischen Geflechte der Kollegen einfügt. Auf dieser Basis entstand beispielsweise „Dos Lágrimas“, ein einzigartiges Album, das Geschichten von Liebe und Rache, von Passion und Enttäuschung erzählt und das Spanisches, Kubanisches und an einer Stelle sogar eine Prise Tange mühelos und einleuchtend verknüpft. Damit war die Richtung gewiesen und Diego el Cigala hatte bals eine neue Leidenschaft entdeckt. Er las Bücher von Jorge Luis Borges, hörte Musik aus Argentinien und wurde sich klar darüber, dass auch der Tango zu seinen Vorstellungen passen würde. Er reiste nach Buenos Aires und traf im Teatro Gran Rex auf eine ausgesuchte Riege herausragender Musiker. Gesungen und gespielt wurden einen umjubelten Abend lang und heraus kam „Cigala & Tango“ als geglücktes Experiment der Stilfusion.
Romance de la Luna Tucumana
Diesen Pfad beschritt er weiter und er bescherte ihm unter anderem drei Latin Grammys, die ihn in seiner Überzeugung bestärkten, dass gute Musik vor keinen Stilgrenzen halt macht. Diego el Cigalas aktuelle musikalische Reise führt ihn nun weiter in die lateinamerikanische Welt hinein. Romance de la Luna Tucumana ist nach einer bewegenden Ballade benannt, die man von Mercedes Sosa und Pedro Aznar kennt. Dazu kommen einige weitere Volkslieder, Tango, Flamenco-Melodien natürlich, alles durch die Kraft von Diego el Cigalas ausdrucksstarker Stimme auf ein neues Niveau gehoben. Eine Besonderheit ist außerdem ein in diesem Klangzusammenhang unübliches instrument. Denn auf Romance de la Luna Tucumana kommt auch eine E-Gitarre zum Einsatz, deren Möglichkeiten der Texturgestaltung und Soundausweitung von dem Sänger und seinem Team pointiert genutzt werden. Diego el Cigala geht damit seinen künstlerischen Weg konsequent weiter – von Flamenco, von der Tradtion und den großen Gesten der Vergangenheit zu den Emotionen und Inspirationen der Gegenwart mit dem Blick auf eine Zukunft, die noch viele Entdeckungen zu bieten hat.