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Audiophile Rarität – Holsts “The Planet” in einer bebenden Interpretation von William Steinberg

William Steinberg
© Milton Feinberg, courtesy BSO Archives
05.04.2018
Manche Perlen ruhen duldsam in den Schatztruhen, bis sie entdeckt werden. Mit Steinbergs glänzenden Aufnahmen von Gustav Holsts “The Planet” und Richard Strauss’ “Also sprach Zarathustra” verhält es sich definitiv so.

Von Toscanini in die Staaten geholt: William Steinberg (1899–1978)

Einzelne Liebhaber und Fachleute wussten, dass es diesen großen amerikanischen Dirigenten deutscher Herkunft gab, der vor den Nazis fliehen musste, in Palästina Halt machte, bevor er schließlich, von niemand Geringerem als Toscanini gelockt, in den USA Wurzen schlug. Steinberg, der schon als junger Mann am Deutschen Landestheater Prag (1925–1929) und an der Frankfurter Oper (1929–1933) seine außerordentlichen Fähigkeiten unter Beweis stellte, wurde im Jahre 1899 in Köln als Hans Wilhelm Steinberg geboren.
Als Jude war er der Verfolgung der Nazis ausgesetzt und emigrierte deshalb im Jahre 1936 nach Palästina, wo er das Sinfonieorchester Palästinas, das heutige Israel Philharmonic Orchestra, mitgründete und für zwei Jahre leitete. Es folgten Engagements in Buffalo, Pittsburgh und London, bevor der Hochgeschätzte, der inzwischen amerikanischer Staatsbürger geworden war und sich in William Steinberg umbenannt hatte, in den Jahren 1969 bis 1972 beim Boston Symphony Orchestra seine Spuren hinterließ. 

Erstmals digital: Quadrophonischer Raumklang    

Damalige Orchestermitglieder schwärmen noch Jahrzehnte später von der bezwingenden Musikalität Steinbergs, der das Orchester zu absoluten Höchstleistungen angetrieben habe. Dabei kristallisierten sich Steinbergs Einspielungen von Gustav Holsts berühmter Orchestersuite “The Planet” und Richard Strauss’ nicht minder bedeutender sinfonischer Dichtung “Also sprach Zarathustra” schon früh als Highlights seiner um warm fließende Klangströme bemühten Interpretationskunst heraus.      
Diese Aufnahmen erscheinen jetzt in einer sensationellen Neuauflage, die im audiophilen Format 24-bit/192kHz remastert wurde und den damaligen Pionierleistungen auf dem Feld der quadrophonischen Aufnahmetechnik Rechnung trägt. Deutsche Grammophon spielte eine Vorreiterrolle bei dem Versuch, einen durch vier Kanäle herbeigeführten Raumklang zu erzeugen, und die Blu-ray Audio Disc, die der CD von Steinbergs Meisterinterpretationen beigefügt ist, erhält in digitalem Remastering den quadrophonischen Originalsound.

Hörrausch: Klassiker von Gustav Holst und Richard Strauss   

Sind die Aufnahmen von Steinberg schon Stereo ein überwältigendes Erlebnis, so gerät der mit vier Boxen auf Blu-ray zu erlebende Raumklang zu einem wahren Hörrausch. Der ungeheure Sog des Boston Symphony Orchestra, die Fülle an Farbnuancen und die unnachahmliche Wärme dieses Klangkörpers kommen so noch eindrücklicher zur Geltung. “Einer der Höhepunkte mit Steinberg”, so Robert Barnes, damals Bratschist des US-amerikanischen Traditionsorchesters, “waren für mich die Aufnahmen zu ‚Zarathustra‘ und ‚Die Planeten‘.”
Damit sei das erreicht worden, was man als “definitive Aufnahme” bezeichnen könne. Die audiophile Neuauflage dieser legendären Einspielungen bestätigt dieses Urteil ohne jede Einschränkung. Zusätzlichen Genuss bereitet das Booklet der Neuveröffentlichung. Es wartet mit einer leidenschaftlichen Hommage an den Dirigenten William Steinberg auf und enthält einen ebenso informativen wie fesselnd geschriebenen Kurzessay über den audiophilen Charme der quadrophonischen Aufnahmetechnik.          

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