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Formvollendeter Bach – Meisteredition von Ton Koopman

Ton Koopman
© Susesch Bayat / DG
23.03.2017
Ton Koopman ist ein Phänomen. Obwohl einer der größten Solisten und Dirigenten unserer Zeit, ist er in der breiteren Öffentlichkeit immer noch ein Geheimtipp.

Zu entdeckendes Genie: Ton Koopman

Den Maestro stört es nicht weiter. Mit stoischer Ruhe geht er seiner Wege und arbeitet unermüdlich am schönstmöglichen Klang barocker Meisterwerke. Im Rampenlicht mögen andere stehen. Er braucht es nicht. Er hat die Musik, und die füllt ihn, gemeinsam mit seiner geliebten Familie, vollkommen aus. Die Öffentlichkeit täe indes gut daran, mehr Notiz zu nehmen von dem großen Niederländer, der seit mehr als einem halben Jahrhundert erlesene Renaissance- und Barockmusik auf höchstem Niveau zur Aufführung bringt.
Zu einer solchen Entdeckungsreise bietet sich jetzt eine gute Gelegenheit. Archiv Produktion, das Label für Alte Musik unter dem Dach der Deutschen Grammophon, widmet sich in einer soeben erschienenen Meisteredition den schillernden Bach-Aufnahmen von Ton Koopman. Die Ausgabe erscheint in der angesehenen eloquence-Reihe und nimmt den sympathischen Niederländer auf allen Gebieten seines herausragenden Musizierens in den Blick: als virtuosen Organisten, als feinsinnigen Cembalisten und als detailverliebten Dirigenten.

Das A und O: Johann Sebastian Bach

Ton Koopman hat sich mit unzähligen Komponisten des Renaissance- und Barockzeitalters befasst. Mit Haydn, Mozart und Schubert ist er auch in die Klassik und frühe Romantik vorgedrungen. Seine Hauptleidenschaft gilt aber der Alten Musik. Sein Repertoire auf diesem Feld ist gewaltig. Es umfasst bekannte und unbekanntere Größen, darunter Heinrich Ignaz Franz Biber, Willem de Fesch, Georg Philipp Telemann, Pieter Cornet, Vivaldi, Purcell, Wassenaer, Byrd, Scarlatti, Couperin, Forqueray, Sweelinck und Dietrich Buxtehude.
Der Komponist, der das unbestrittene Zentrum seiner Interpretationskunst bildet, ist jedoch Johann Sebastian Bach. Der Eisenacher Altmeister behält für Ton Koopmann stets das letzte Wort. Kein Komponist zieht ihn so stark in Bann. Kein Komponist nimmt so viel Raum in seiner Diskographie ein. Bach ist das A und O für Ton Koopman, das Maß aller musikalischen Dinge, und deshalb kann die jetzt erschienene Bach-Edition von Ton Koopman auch als Essenz seines Schaffens gelten.

Mitreißender Virtuose: Flinke Spielkultur

Wer den großen Niederländer kennenlernen möchte, der erlebt ihn hier ganz in seinem Element: als glänzenden Organisten, der mit unfassbar flinkem Spiel das gewaltige Orgelwerk Bachs zum Tanzen bringt, als feinfühligen Cembalisten, der die komplexe Harmonik des barocken Komponisten glasklar herausarbeitet, und als bewundernswerten Dirigenten, der mit seinem Amsterdam Baroque Orchestra & Choir sowohl die feierlichen Konzerte als auch die geistlichen Vokalkompositionen Bachs mit Leben füllt.
Johann Sebastian Bach – Ton Koopman spielt & dirigiert Bach” umfasst summa summarum neun Tonträger. Die Ausgabe enthält Orgel- und Cembalowerke, Kammermusik und Motetten von Johann Sebastian Bach. Darunter die berühmte Toccata in d-Moll für Orgel, die überaus modern anmutenden Sonaten für Violine und Cembalo mit der hervorragend aufgelegten Monica Huggett an der Geige sowie die geistlichen Lieder aus dem Schemelli-Gesangbuch, die der Meißener Ausnahmetenor Peter Schreier mit hinreißender Inbrunst singt.
Für eingefleischte Barockliebhaber dürfte die Ausgabe aber nicht nur deshalb interessant sein, weil sie unübertroffene Bach-Interpretationen von Ton Koopman an einem Ort zusammenführt, sondern auch, weil sie eine Reihe von Aufnahmen erstmals überhaupt in digitaler Gestalt präsentiert, darunter die viel zu selten gehörten Flötensonaten mit Konrad Hünteler an der Traversflöte und die virtuosen Cembalokonzerte für 2, 3 und 4 Cembali. Sternstunden der historischen Aufführungspraxis, der Koopman maßgeblich zum Durchbruch verhalf.           

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