Eins, zwei, drei im Sauseschritt… oder Mit Siebenmeilenstiefeln rast die Zeit… – das fällt mir ein, wenn ich an das zurückliegende Jahr 2014 denke. Kaum hat es begonnen, neigt es sich auch schon wieder seinem Ende entgegen. Fast ist man geneigt, das Aperçu eines berühmten Kritikers in seiner dialektischen Umkehrung zu bemühen, der – in ganz anderem Zusammenhang – einmal schrieb: “Als ich nach einer Stunde auf die Uhr schaute, sah ich, dass erst fünf Minuten vergangen waren.” Doch diese tatsächlichen fünf Minuten (oder gefühlte Stunde) hatten es auch anno 2014 in sich, daran besteht kein Zweifel.
Christoph Willibald Gluck und Richard Strauss – Klassik Jubiläen 2014 Mit den beiden Jubilaren
Christoph Willibald Gluck und
Richard Strauss hatten die Deutsche Grammophon bzw. Decca geradezu eine Steilvorlage bekommen, um ihren großartigen Katalog mit Spitzenaufnahmen beider Komponisten wieder einmal glanzvoll ins Bild zu rücken: die edle Karajan dirigiert Strauss-Box und The Complete Strauss Opera Collection waren da ebensolche Katalog-Höhepunkte wie die – für mich als ausgewiesenen Gluck-Verehrer ohnehin! – Box mit dem Kanon der großen Gluck-Opern von Armide bis Paride ed Elena, inklusive zweier Sammlungen von Raritäten und historischen Aufnahmen. Eine Kollektion für Liebhaber und Einsteiger gleichermaßen, die sich zudem hervorragend unter dem Weihnachtsbaum macht…
Richard-Strauss-Jahr 2014: Neuaufnahmen, Highlights, Premieren Mit der Live-Aufnahme von
Strauss‘ “Elektra” aus der Berliner Philharmonie unter
Christian Thielemann, der Staatskapelle Dresden und d e r Elektra-Interpretin unserer Tage, Evelyn Herlitzius, landete die Deutsche Grammophon zudem den Coup des Jahres in Sachen Neuaufnahmen zum Richard Strauss-Jahr 2014, dicht gefolgt von einer Premiere der besonderen Art:
Anna Netrebko mit ihrer ersten größeren Aufnahme in deutscher Sprache, den Vier letzten Liedern – ebenfalls ein Live-Mitschnitt aus der Berliner Philharmonie, hier unter der Leitung von
Daniel Barenboim – als luxuriöser und wunderbarer Ausklang der Strauss-Feierlichkeiten in diesem Jahr.
Daniel Barenboim & Martha Argerich: Zwei Legenden am Klavier vereint Daniel Barenboim als Dirigent auf der einen und als Pianist auf der anderen Seite: gemeinsam mit Landsfrau
Martha Argerich. Im April 2014 nutzte das Gelblabel die einmalige Gelegenheit, beide Pianisten gemeinsam auf einer Bühne aufzunehmen und dokumentierte mit dem Livemitschnitt ihres Duo-Abends in der Berliner Philharmonie mit Werken von Mozart, Schubert und Strawinsky eine Sternstunde der Klavierkunst.
In Gedenken an Claudio Abbado und die Gefallenen des 1. Weltkrieges Während man dem im Januar 2014 verstorbenen
Claudio Abbado mit seiner letzten Aufnahme, Bruckners geradezu überirdischer 9. Symphonie, ein klingendes Denkmal setzte, präsentierte eine junge Künstlerin aus Berlin ihre ganz persönliche Hommage an die Gefallenen und alle Leidtragenden des 1. Weltkrieges, dessen Ausbruch vor 100 Jahren man in diesem Jahr gedachte, mit ihrem konzeptionell wie interpretatorisch exemplarischen Programm “Behind the Lines”:
Anna Prohaska. Auftritte mit diesem Programm anlässlich von Festakten im Europäischen Parlament ebenso wie im Bundestag zeigten das große Interesse an der auch künstlerischen Auseinandersetzung mit einem dunklen Kapitel europäischer Geschichte.
Die Wiederentdeckung von Antonio Caldaras “La Concordia de‘ pianeti” Aus dem tiefen Dunkel des musikalischen Vergessens wiederum holte die ARCHIV Produktion ein Werk zurück ans Tageslicht, welches völlig zu Unrecht für lange Zeit in Vergessenheit geraten war:
Antonio Caldaras “La concordia de’pianeti”: ein Componimento teatrale per musica aus dem Jahre 1723, welches im Zusammenhang seiner modernen Welturaufführung in der rekonstruierten Fassung von
Andrea Marcon am 18. Januar 2014 im Konzerthaus Dortmund aufgenommen und nun den Katalog der wiedererstandenen
ARCHIV Produktion ziert.
Die besten Solo-Recitals des Jahres 2014 mit Elīna Garanča & Cecilia Bartoli Und die großen Solo-Recitals dieses sich dem Ende zuneigenden Jahres? Mit
Elīna Garančas Album “Meditation”, einer Sammlung geistlicher Arien und Lieder aus 400 Jahren Musikgeschichte sowie
“St Petersburg” von
Cecilia Bartoli, dem 8. in der Reihe ihrer “Entdeckungs-Alben”, gaben zwei der besten und erfolgreichsten Opernsängerinnen unserer Tage ihre aktuellen klingenden Visitenkarten des Jahres ab.
Unterhaltung pur dank Max Richter, Daniel Hope, Schiller & Max Raabe Auch der leichtere Zweig des Deutsche Grammophon & Decca-Repertoires konnte sich im vergangenen Jahr sehen lassen: Mit der Renaissance von “Recomposed: Vivaldi”, die
Max Richter und
Daniel Hope in diesem Jahr gemeinsam fortsetzten und deren medialer Höhepunkt zweifellos der Auftritt von beiden Künstlern im Großen Staffelfinale von Germany’s Next Top Model war,
Schillers großformatiger Orchester-Adaption seiner Hits auf dem Live-Album
“Symphonia” sowie
Max Raabes erster Live-CD&DVD seit vielen Jahren unter dem Titel
“Eine Nacht in Berlin” kamen einige der wichtigsten Veröffentlichungen auf diesem Sektor aus dem Hause Deutsche Grammophon.
Klassik-Geschenke unterm Weihnachtsbaum: Renée Flemings “Christmas in New York” und Howard Shores Soundtrack zum finalen Teil der Hobbit-Trilogie Und last but not least, gerade rechtzeitig zum Jahresausklang, geben sich noch zwei Giganten des Musikbusiness die Ehre: die amerikanische Sopranistin
Renée Fleming frönt einmal mehr ihrer frühen und scheint’s ungebrochenen Leidenschaft für den Jazz mit ihrem ersten Weihnachts-Album
“Christmas in New York” – einem musikalischen Streifzug von Miss Beautiful Voice sowie Freunden und Weggefährten wie Rufus Wainwright, Wynton Marsalis, Gregory Porter und Brad Mehldau, während an der Soundtrack-Track-Front
Howard Shore seinen musikalischen Beitrag zum 3. Teil der
Hobbit-Trilogie liefert.