Deutsche Grammophons Vinyl-Serie “The Original Source” kann als aufnahmetechnische Sensation gelten. Den Emil Berliner Studios ist es mit einer eigens für die Serie entwickelten Technologie gelungen, vierspurige Originalbänder verlustfrei zu mischen, zu schneiden und “pure analogue” auf Platte zu bannen. Die ersten beiden Batches der Serie, die im Juni und August 2023 erschienen waren, sind inzwischen ausverkauft. Jetzt sind mit LPs von Emil Gilels, Friedrich Gulda, Seiji Ozawa und Rafael Kubelík vier weitere Aufnahmeklassiker in dem audiophilen Format greifbar.
Große Pianisten
Der sowjetische Klaviervirtuose Emil Gilels verstand wie kaum ein anderer Pianist des 20. Jahrhunderts die Kunst der klaren Artikulation. Dass sich diese Fähigkeit bei Beethovens Klaviersonaten in besonderem Maße bewährt, kam man nun in seiner Interpretation der Sonaten Nr. 25–27 auf einem klanglich bislang nicht für möglich gehaltenen Niveau erleben.
Sticht bei Gilels, vor allem in seiner eindringlichen Darbietung der Klaviersonate Nr. 26 in Es-Dur (“Les Adieux”), Beethovens Farbenreichtum hervor, so fesselt in Friedrich Guldas Interpretation von Mozarts Klavierkonzerten Nr. 25 & 27 die Mischung aus tänzerischem Furor und melancholischer Innigkeit. Claudio Abbados Feinsinn, der sich auf die Wiener Philharmoniker überträgt, passt kongenial zu diesen Stimmungen.
Orchestrale Klangfinesse
Das Boston Symphony Orchestra ist für seine intellektuelle Offenheit genauso bekannt wie für seine vollendete Klangkultur. In den Aufnahmen von Seiji Ozawa und Rafael Kubelík spiegelt sich diese Mischung aus Neugierde und Perfektion. In Ozawas Aufnahme von Berlioz’ Symphonie fantastique imponiert die helle, schwebende Atmosphäre. Dagegen beeindruckt in Kubelíks unübertroffener Interpretation von Smetanas “Má vlast” der glühende Ton des Orchesters. Beides gewinnt in dem neuen audiophilen Format eine ungeheure Intensität.
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