Natascia und Raffaella Gazzana stammen aus Sora in der Nähe von Rom. Bereits Mitte der Neunziger spielten die Geigerin und die Pianistin ihre ersten öffentlichen Konzerte, wurden seitdem mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und waren sowohl als Solistinnen wie auch als Duo auf internationalen Bühnen von Rom bis Hongkong und Salzburg bis Singapur zu erleben.
Im März dieses Jahres war die Zeit nun reif, die gemeinsame künstlerische Arbeit auch mit einem eigenen Album festzuhalten. Unter der Ägide des Produzenten Manfred Eicher entstand im Auditorio Radiotelevisione Svizzera in Lugano ein Programm für
ECM New Series, das durch die Intensität des Zusammenspiels ebenso besticht wie durch die Originalität des künstlerischen Konzepts.
Titelstück des Albums ist die Komposition
„Five Pieces“ von Valentin Silvestrov, die das Album beschließt. Zuvor bietet das Duo Gazzana einen umfassenden Streifzug durch die Klangwelt des 20.Jahrhunderts.
„Distance de Fée“ beispielsweise stammt aus dem Jahr 1951 und stellt eines der frühen Werke von Toru Takemitsu vor, als der japanische Komponist sich selbst stilistisch noch eng europäischen Vorbildern wie Debussy und Messiaen verbunden fühlte.
Paul Hindemiths „Sonata in E“ reicht bis in das Jahr 1935 zurück und bildet den expressiven Höhepunkt des Programms, während
Leo Janáčeks „Violinsonate“ gestalterisch in Ausläufern der Spätromantik wurzelt und trotz seiner Uraufführung im Jahr 1923 noch einer deutlich tonaleren, auf die Balance von Lyrischem und Melodischem achtenden Epoche verpflichtet ist.
Aus diesem Spannungsverhältnis von Musik des Übergangs zur Moderne auf der einen und einer Klangidee auf der anderen Seite, die die Expressivität der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts bereits reflektiert, bezieht das Programm des Duo Gazzana eine urtümliche und bewegende Kraft, die selbst in den leisesten Momenten von „Five Pieces“ den Zuhörer zu fesseln versteht. Eine beeindruckende musikalische Visitenkarte eines famosen Schwesternpaares.