Die Musik des englischen Komponisten Gavin Bryars besticht seit langem dadurch, „zugänglich und dabei doch trotzig persönlich" (so die New York Times) zu sein. Eine tiefe und doch unsentimentale emotionale Resonanz und ein geduldiges, kontemplatives Verständnis von Zeit ziehen sich als komplementäre Charakteristika durch sein Instrumental-, Vokal- und Bühnenwerk wie ein roter Faden, wobei der Komponist von unterschiedlichsten Geistern, von Wagner und Satie bis hin zu Cage und Silvestrov, inspiriert ist.
ECM New Series veröffentlichte in den 1980er und frühen 1990er Jahren eine ganze Reihe von Aufnahmen mit seiner Musik, darunter die Albumklassiker “After the Requiem” und “Vita Nova”. Nach mehreren Jahrzehnten ist nun “The Fifth Century” das erste ECM-Album ausschließlich mit Musik von Bryars. Es enthält zunächst das siebenteilige Titelwerk – die sich langsam entwickelnde – und dabei doch sofort fesselnde – Vertonung eines Texts des Mystikers Thomas Traherne aus dem 17. Jahrhundert, hier von dem gemischten Chor The Crossing zusammen mit dem Saxophonquartett PRISM vorgetragen. Dazu noch “Two Love Songs”, leuchtende Petrarch-Vertonungen für die weiblichen Stimmen von The Crossing.