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Jan Garbarek und Dresden

Jan Garbarek
05.08.2009
Es gibt zwar eine Reihe von Live-Alben, die Musikgeschichte geschrieben haben. Doch oftmals dienen auf Tonträger festgehaltene Konzertmitschnitte Künstlern lediglich als willkommene Lückenfüller, um kreative Auszeiten zu überbrücken. Das freilich ist bei Jan Garbarek nicht der Fall. Seit 40 Jahren veröffentlicht der norwegische Saxophonist mit der markanten Phrasierung nun schon Alben unter eigenem Namen und an der Seite gleichberechtigter Partner. Zählt man dazu noch die Aufnahmen, die er als Sideman von anderen Jazzprominenten (wie dem kürzlich verstorbenen George Russell, Keith Jarrett, Ralph Towner, Eberhard Weber, Miroslav Vitous oder Manu Katché) gemacht hat, umfasst Garbareks Diskographie heute über 80 Alben.
Von kreativem Leerlauf kann man da wahrlich nicht reden. Dennoch ist es überraschend, dass Garbarek in den vier Jahrzehnten seiner Karriere bislang nicht ein einziges Live-Album unter eigenem Namen vorgelegt hatte. Immerhin ist der Jazz, der nicht zuletzt auch von der spontanen Improvisation lebt, eine ausgesprochene Live-Musik. Und Garbarek selbst ist dafür bekannt, dass er bei Konzerten zu absoluter Hochform aufläuft und noch mehr aus sich herausgeht als auf seinen Studioalben. “Bei Studioalben bevorzuge ich es, wenn die Musik eine durchgehende ‘Temperatur’ hat“, sagte der Saxophonist einmal. “Ein Album, das man eher zuhause hört, ganz für sich, sollte bei langsamen und schnellen Stücken eine beständige Grundstimmung verbreiten. Anders bei einem Konzert: da ist die Temperatur naturgemäß höher und man braucht viel mehr Dynamik.”

Als Jan Garbarek im Oktober 2007 mit seiner etwas umformierten Group (der erkrankte Bassist Eberhard Weber musste durch den Brasilianer Yuri Daniel ersetzt werden) im Alten Schlachthof von Dresden auftrat, ließ ECM-Produzent Manfred Eicher die Bandmaschine mitlaufen, um endlich einmal ein Garbarek-Konzert festzuhalten. Eine Entscheidung, für die ihm die Fans des Musikers danken werden: denn nicht nur der Saxophonist präsentierte sich an diesem denkwürdigen Abend in außergewöhnlicher Spiellaune und hochinspiriert. Der ECM-Mitschnitt wird am 2. September auf dem Doppelalbum “Dresden – In Concert” erscheinen. Und so wie viele Konzertalben seines Label-Kollegen und ehemaligen Spielgefährten Keith Jarrett als absolute musikalische Meisterwerke in die Jazzgeschichte eingegangen sind, so dürfte es auch Jan Garbareks atemberaubenden ersten Live-Album ergehen.

Mehr Informationen zu Jan Garbarek finden Sie auf seiner Künstlerseite.

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