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Tanzenergien und elegische Träume – Das Danish String Quartet mit Prism IV

Danish String Quartet
02.06.2022
Als das Danish String Quartet vor knapp zwei Jahrzehnten seine Bühnenlaufbahn startete, da sprach sich in der Musikwelt schnell der energetische Furor, der von dem jungen Ensemble ausging, herum. Was die vier Skandinavier mit klassischem Repertoire und mit Nordic Folk anzustellen wussten, war in unkonventioneller Weise direkt, ungestüm, eigenwillig. Frischer Wind wehte durch die Konzertsäle, und er traf auf ein Publikum, das offen war für Veränderung, für neue Töne in der Kammermusik. 
2016 debütierte die Gruppe beim Münchener Label ECM New Series. Der Erstling mit dänischer und schwedischer Musik des 20. Jahrhunderts überzeugte nicht nur in dynamischer Hinsicht, sondern ließ auch die poetischen Qualitäten des Ensembles schon deutlich anklingen. Mit „Last Leaf“, einem ganz dem Nordic Folk gewidmeten Album, ging es 2017 in der New Series weiter, bevor die Gruppe 2018 ein mehrteiliges Aufnahmeprojekt startete: 
In der Reihe „Prism“ rückten die komplexen Streichquartette aus Beethovens später Schaffensperiode ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie sollten mit transkribierten Fugen von Bach und späteren Werken der Quartett-Literatur in Schwingung gebracht werden. Damit öffnete sich ein musikgeschichtlicher Horizont, der sich von der Bach-Zeit über Beethovens Initialzündung der musikalischen Romantik bis hin zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts, zu Größen wie Schnittke, Bartók oder Schostakowitsch, erstreckte.
Energie und Poesie
Drei Folgen des grammy-nominierten Vorhabens waren bislang erschienen. Jetzt ist Prism IV, die vorletzte Folge des Gesamtprojekts, in den Handel gekommen. Das Album verknüpft Beethovens Streichquartett Nr. 15 in a-Moll, op. 132 mit Mendelssohns Streichquartett Nr. 2 in derselben Tonart und Bachs Fuge in g-Moll aus dem ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers, für Streichquartett bearbeitet von Emanuel Aloys Förster. Im Gegensatz zu den ersten drei Teilen der Serie erklingt als späteres Streichquartett diesmal kein Werk des 20. Jahrhunderts. Mendelssohn Streichquartett in a-Moll entstand 1827, in Beethovens Todesjahr.
Es gilt als eines der bedeutendsten Jugendwerke des Komponisten und steckt voller Anspielungen auf Beethoven. Zugleich deutet sich in dem Werk bereits Mendelssohns einzigartige Fähigkeit an, Lieder ohne Worte zu schaffen. Das Danish String Quartet lässt die Heftigkeit à la Beethoven vor allem im ersten und letzten Satz schillernd hervorscheinen. Im zweiten Satz, in dem der Komponist ein Thema aus Beethovens siebter Sinfonie zu einer Fuge verarbeitet, berührt der elegische, mit viel Gefühl angeschlagene Ton der vier Skandinavier.
Erstaunlich griffig und schwungvoll klingt Bachs Fuge in g-Moll, deren Original manche Pianisten, etwa Sviatoslav Richter, langsamer gespielt haben. Der tänzerische Gestus erinnert an frühere Aufnahmen des Danish String Quartet. Bei der Interpretation von Beethovens Streichquartett in a-Moll besticht die Fähigkeit des Ensembles, die melancholische Poesie, die expressive Heftigkeit und die ansteckende Tanzlust des Wiener Klassikers miteinander zu verbinden und als Einheit darzustellen. Das zeigt sich bereits zu Beginn des Werks, dessen wehmütige Takte die Gruppe geduldig ausreizt. So entsteht viel Raum für die wie ein schmerzhaftes Aufbegehren hereinbrechenden Sechzehntelläufe der ersten Geige.

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