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Von Renaissancemusik bis ins 20. Jahrhundert – Das Delian Quartett und Anna Gourari mit neuen ECM-Alben

Anna Gourari / Delian Quartett
05.06.2024
Das 2007 gegründete Delian Quartett ist in der Kammermusikszene zunächst mit beredten Schumann- und Haydn-Interpretationen hervorgetreten. Zu den Schwerpunkten des Ensembles gehört aber auch die Beschäftigung mit zeitgenössischen Komponisten wie Alberto Colla, Christian Jost oder Uljas Pulkkis. Auf ihrem neuen Album “Im wachen Traume” versammelt die Gruppe, der die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine “wunderbare Klangfülle und verblüffende Plastizität der Strukturen” attestierte, Werke von William Byrd, Henry Purcell und Robert Schumann
Für Überraschung dürfte Schumanns bekannter Liederzyklus “Frauenliebe und Leben” (op. 42) sorgen, der auf dem Album in einer Fassung für Streichquartett und Sopran zu erleben sein wird und den das Delian Quartett gemeinsam mit der renommierten Sopranistin Claudia Barainsky aufgenommen hat. Die Bearbeitung ist von dem vor kurzem im Alter von 88 Jahren verstorbenen Pianisten und großen Komponisten Aribert Reimann für das Delian Quartett und Claudia Barainsky besorgt worden.
Reimanns Arrangement erscheint auf dem Album in einer Ersteinspielung. Diesen Status besitzen auch etliche der Byrd- und Purcell-Werke, die bis auf die instrumentalen Stücke “Pavane” und “Chaconne” allesamt von dem italienischen Komponisten Stefano Pierini neu eingerichtet worden sind. Den gesanglichen Part übernimmt auch hier Claudia Barainsky, die in Byrds “Lullaby, my sweet little baby” und Purcells “Hear my prayer, O Lord” Verstärkung von dem jungen Bariton Mikhail Timoshenko erfährt.   
Anna Gourari mit Orchester 
Die russische Klaviervirtuosin Anna Gourari hat sich vor allem mit luziden Interpretationen spätromantischer und neuerer Klavierliteratur einen Namen gemacht. Das Hauptmerkmal ihres Spiels ist ihre klare Diktion, die sich wie selbstverständlich mit emotionalem Tiefgang verbindet. Nach drei Soloklavier-Projekten in der New Series präsentiert die Pianistin nun ein Programm mit Concerti bzw. konzertartiger Musik von Paul Hindemith und Alfred Schnittke.
An der Seite des Orchestra della Svizzera italiana unter der Leitung von Markus Poschner ist sie mit Schnittkes “Konzert für Klavier und Streichorchester” (1979) und Hindemiths Klavierkonzert “Die vier Temperamente” (1940) zu erleben. Darüber hinaus enthält das Album, als reines Orchesterwerk, Hindemiths bekannteste Arbeit, seine Sinfonie “Mathis der Maler” (1934). In ihr kann Poschners Ensemble, das harmonische Details mit äußerster Akribie und in den richtigen Proportionen darzubieten weiß, seine ganze Klasse ausspielen.  
Anna Gouraris variantenreiches Spiel passt zu Schnittkes Concerto, das breitflächige Akkorde, sanfte Lyrik und plötzlich aufbrandende Spannung in sich vereint. In Hindemiths Werk “Die vier Temperamente” ist nicht nur Gouraris Individualität am Klavier gefordert, sondern auch ihre Fähigkeit, zuzuhören und auf ein solistisches Gegenüber zu reagieren, denn im zweiten Satz muss sie sich auf einen komplexen Dialog mit der Geige, die auf ihrem neuen Album von Robert Kowalski gespielt wird, einlassen.

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