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Orchester par excellence – Sir Neville Marriner dirigiert Schubert

Sir Neville Marriner
© Decca
26.04.2012
Selbst in heutiger Zeit, wo Künstler in immer jüngeren Jahren Höchstleistungen vollbringen, wäre Franz Schubert ein Phänomen. Denn gerade einmal 15 war der Junge, als er sich als Schüler am kaiserlichen Konvikt in Wien an die Erarbeitung seiner ersten Sinfonie machte. Sein Vorbild war Ludwig van Beethoven und das jugendliche Selbstbewusstsein scheint groß genug gewesen zu sein, um sich anno 1812/13 mit den Großmeister des Orchesterklangs zu messen. Jedenfalls berichtet Albert Stadler, einer von Schuberts Mitschülern, nicht ohne Bewunderung, in seinem Erinnerungen: „Ganz ruhig und wenig beirrt durch das im Konvikte unvermeidliche Geplauder und Gepolter seiner Kameraden um ihn her, saß er am Schreibtischchen und schrieb leicht und flüssig ohne viele Korrekturen fort, als ob es gerade so und nicht anders sein müsste“.

Die frühen Sinfonien

Tatsächlich ging Schubert das Komponieren in diesen Jahren offenbar mühelos von der Hand. Am 28.Oktober 1813 beendet er die Niederschrift seiner „1.Sinfonie in D-Dur (D 82)“ und zeigt dabei, dass er bereits als Jugendlicher nicht nur Sprache des orchestralen Tonsatzes souverän beherrschte, sondern ihr darüber hinaus bereits eigene Farben und Akzente hinzufügen konnte. Jedenfalls faszinierte ihn die große Form immens, auch wenn er seine Werke selbst nicht in der von ihm erhofften professionellen Opulenz auf der Bühne erleben konnte. Am 10.Dezember 1814 begann Schubert jedenfalls mit den Arbeiten an der „2.Sinfonie B-Dur (D 125)“, die er ein Vierteljahr später abschloss, um sich bald darauf der „3.Sinfonie D-Dur (D 200)“ zu widmen, die er noch im Sommer 1815 vollendete. Aufgeführt wurden die Werke zunächst von einem Liebhaberorchester im Hause des Kaufmanns Franz Frischling, von Herbst 1815 an dann im Haus beim Schottenhof des ehemaligen Burgtheater-Geigers Otto Hatwig.

Spätwerk

Die Ausdrucksmöglichkeiten dieses Laien-Ensembles waren begrenzt und der Komponist passte sich vor allem in der Instrumentierung den Gegebenheiten an. 1816 entstand die „4.Sinfonie ‘Die Tragische’ in c-Moll (D 417)“, gefolgt von der „5.Sinfonie B-Dur (D 485; 1816)“ und der „6.Sinfonie C-Dur (D 589; 1817/18)“. Dann allerdings begann er zu zweifeln, schuf über vier Jahre hinweg nur Fragmente, wagte sich im Oktober 1822 an die Niederschrift seiner „7.Sinfonie ‘Die Unvollendete’ in h-Moll (D 759)“, die nach anderer Zählung inzwischen als seine achte gilt und schließlich von Sommer 1825 an die „8.Sinfonie ‘Große C-Dur-Sinfonie’ (D 944)“, die auch als seine neunte aufgeführt wird. Franz Schubert stirbt im November 1828, ohne weitere Sinfonien vollendet zu haben. Aber er hinterlässt bereits mit den vorhandenen Werken eine Oeuvre, dass jedes Orchester von Rang herausfordert.

Die Gesamtaufnahme

So machte sich Sir Neville Marriner in den frühen 1980er Jahren daran, diese Basiswerke der modernen Orchesterkunst mit seinem Orchester der Academy of St. Martin In The Fields vollständig einzuspielen. Dabei stützte er sich auf die von Brian Newbould erarbeiteten Aufführungsversionen, die wiederum Fragmente wie die „Sinfonie in E-Dur (D 729; 1821)“, die nur in Entwürfen vorliegende „Sinfonie in D-Dur (D 936A; 1828)“ und das „Sinfonische Fragment in D-Dur (D 708A; 1820)“ als eigene Orchesterwerke in die Zählung integrieren, wodurch das gesamte Orchesteroeuvre auf zehn Sinfonien anwächst. Die Aufnahmen wurden für die in limitierter Stückzahl erscheinende Eloquence−5CD-Box neu remastered und bieten auf diese Weise einen umfassenden, brillanten und zugleich erschwinglichen Einblick in die Welt eines Klangvisionärs, der den Sound des Abendlandes geprägt hat.

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