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Costello & Von Otter – Duett auf Deutsche Grammophon

02.05.2001
Pünktlich zum Veröffentlichungstermin des Albums »For The Stars« von Anne Sofie von Otter und Elvis Costello hat auch die führende amerikanische Branchenzeitung »Billboard« die Zeichen der Zeit erkannt: In einer ausführlichen Titelgeschichte von Billboard-Autor Paul Sexton werden die Umstände näher beleuchtet, die zu einem der außergewöhnlichsten Grenzgänge zwischen E- und U-Musik der letzten Jahre geführt haben.
Die Zusammenarbeit zwischen der berühmten schwedischen Mezzosopranistin und dem irischen Rockmusiker zeichne sich, so Sexton, vor allem durch ihren willkommenen Mangel an Anbiederung aus. In einem Crossover-Genre, das sich bis heute leider nicht durch künstlerische Ambition ausgezeichnet, sondern vielmehr durch Marketing-Schnellschüsse fast schon disqualifiziert habe, entspräche »For The Stars« der berühmten Ausnahme von der Regel.
 
“Es handelt sich nicht um eine Pop-CD, sondern vielmehr um eine Kreuzung aus Kammermusik, ein wenig Klassik und sehr viel Folk-Einflüssen”, wird von Otter zitiert, die von Sexton ebenso wie Costello für das Magazin interviewt wurde. Entscheidend für die Qualität der Aufnahmen, so Sexton, sei die sensible Auswahl der Songs gewesen. Elvis Costello in »Billboard«: “Wenn man eine Stimme sehr liebt, dann ist man selbst überrascht, wenn man sich in einer Situation wiederfindet, in der von einem erwartet wird, dass man sie kommentieren möge.”
 
Costello, der das Album auch produziert hat, habe deswegen die Songauswahl sowohl im Sinne der Sängerin getroffen, deren Stimme nicht jeden Song interpretieren kann, als auch aus der Sicht des Musik-Afficionados, der Lieder der Beatles, der Beach Boys, aber auch eigens für diese Zusammenarbeit geschriebene Kompositionen in einem ganz eigenen Licht strahlen sehen möchte.
 
Die besonderen, auf gegenseitigem, tiefem Respekt beruhenden Umstände, die Costello und von Otter über einen Zeitraum von mehreren Jahren musikalisch einander haben annähern lassen, wären schließlich ausschlaggebend gewesen für die außergewöhnliche Magie von »For The Stars«. Im Gegensatz zu künstlich von Schallplattenfirmen angeregten Crossovers zwischen E- und U-Musik, hätten Costello und von Otter bereits des öfteren künstlerisch zusammengearbeitet. So schrieb Costello für von Otter den Liederzyklus »Three Distracted Women« und brachte die Sängerin mit dem Brodsky Quartet zusammen – eine kleine Tournee mit Konzerten folgte.
 
Natürlich muss ein Album wie »For The Stars« anders vermarktet werden als ein herkömmliches Produkt. Nachdem Anne-Sofie von Otter und Elvis Costello aus diesem Anlass bereits am 25. Februar ein exklusives Konzert vor 100 Journalisten in der Wiener Hofburg gegeben hatten, folgte im englischen Fernsehen eine ausführliche Zusammenfassung eines Costello/von Otter-Abends in der Sendung The South Bank Show pünktlich zur Albumveröffentlichung. Mark Lowther vom englischen Klassiksender BBC Radio 3, der für gewöhnlich penibel meidet, was sich vom Purismus entfernt, wird zitiert: “Normalerweise wende ich mich ab, wenn ich »Crossover«-Alben sehe. Aber dieses Album ist anders. Anne-Sofie hatte überhaupt gar keinen Grund, dieses Album aufzunehmen außer dem einen, der zählt: Sie hatte offensichtlich Lust auf die Zusammenarbeit.” Neben einem Auftritt in der David Letterman Show am 5. Juni 2001 wird Universal Classics in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen, nichtkommerziellen Radiosender WFUV in New York eine Sendung mit und über Elvis Costello und Anne-Sofie von Otter produzieren, die von anderen Sendern in den US übernommen und ausgestrahlt werden kann.
 
Paul Sextons Artikel schließt mit einer kurzen Kommentierung aller auf dem Album enthaltenen Songs und einer Anekdote, die an dieser Stelle nicht fehlen darf, da sie Elvis Costellos ernsthaftes Interesse an der klassischen Musik nochmals unterstreicht: Bob King, der Klassik-Manager der Tower-Records-Ladenkette in England, erinnert sich, dass Costello einmal an einem Tag auf einen Schlag 400 CDs mit Aufnahmen moderner Klassik gekauft hätte. Abgesehen von einem erlesenen Geschmack, den King Costello attestierte, hätte “dieser eine Tag den Umsatz einer ganzen Woche wettgemacht.”
 
(Zusammenfassung eines Artikels von Paul Sexton aus »Billboard« vom 31. März 2001)

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