Es klingt wie im Märchen. Ein kleines Ensemble, das sich auf feinste Klangabstufungen konzentriert, wird weltberühmt. Es füllt die Konzertsäle und löst beim Publikum regelrechte Begeisterungsstürme aus.
Enorm populär: Das Emerson String Quartet
Dem
Emerson String Quartet ist dies gelungen. Das 1976 in New York gegründete Streichensemble blickt auf eine imposante Karriere zurück, die der Kammermusik insgesamt Auftrieb gegeben hat. Was früher nur einem kleinen Teil des Klassikpublikums bekannt war, ist in den letzten Jahrzehnten zusehends in die Mitte der Zuhörerschaft gerückt. Die komplexen Streichquartette von
Schostakowitsch etwa hätten ohne die fulminante Einspielung des amerikanischen Ensembles längst nicht den heutigen Bekanntheitsgrad.
Dabei hatten es die Musiker um die beiden Geiger Eugene Drucker und Philip Setzer nicht auf Popularität angelegt. Als sie an der Juilliard School zusammenfanden, ließen sie sich von der reinen Lust am qualitätsvollen Musizieren leiten. “Wir hätten uns nicht vorstellen können, welches Ausmaß unsere Reise annehmen würde”, so Eugene Drucker heute. Jahrzehntelang spielten sie in derselben Formation, mit Lawrence Dutton an der Bratsche und David Finckel am Cello, Letzterer wurde 2013 abgelöst von Paul Watkins.
Breites Spektrum: Barockes bis modernes Repertoire
Das Emerson String Quartet hat bis heute nichts von seiner legendären Entdeckerfreude eingebüßt. Es ist immer noch mit ganzem Herzen dabei. Dennoch ist der 40. Geburtstag ein passender Anlass, Bilanz zu ziehen und auf das Geleistete zurückzuschauen. Deutsche Grammphon hat dies getan. Das Gelblabel arbeitet seit 1987 mit dem Streichquartett zusammen. Es ist Teil seiner triumphalen Geschichte und hat viele Aufnahmeprojekte mit den “Emersons” realisiert.
Jetzt widmet das Label dem Ensemble eine außerordentliche Geburtstagsgabe. Zum vierzigjährigen Bestehen des Ensembles erscheinen in einer Mammut-Edition sämtliche Aufnahmen, die das Emerson String Quartet im Dienste der
Deutschen Grammophon getätigt hat. Die Ausgabe umfasst barockes, klassisches, romantisches, spätromantisches und modernes Repertoire, wartet mit vollständigen Zyklen der Streichquartette
Beethovens, Schostakowitschs und
Bartóks auf.
Edle Jubiläumsgabe: Eine fein gestaltete Edition
Markenzeichen des Emerson String Quartet ist sein fiebriger, hochgespannter Ton. Er zieht sich durch alle Aufnahmen des Ensembles, ob es nun Bach, Mozart,
Haydn, Beethoven, Bartók,
Alban Berg oder
Egon Wellesz spielt. Das gilt selbst noch für eine so erhabene und in sich ausgewogene Komposition wie das Streichquintett in C-Dur von
Franz Schubert.
Die Emersons haben es mit
Mstislav Rostropovich am Cello aufgenommen, und diese Interpretation hat es in sich. Sie bebt! Sie steckt voller Gefühl. Ihr Ausdruck ist ebenso freimütig, wie er stets einen Rest von Kontrolle beibehält. Ins Dramatische gesteigert findet sich dieser gespannte Ton auch in Alban Bergs “Lyrischer Suite”.
Renée Fleming singt sie mit leidenschaftlicher Inbrunst, kongenial begleitet von den Emersons.
“Emerson String Quartet – Complete Recordings on DG” umfasst insgesamt 52 CDs, inklusive einer Bonus-CD mit Zugaben und Ausführungen von Eugene Drucker, der in die Streichquartette von
Mendelssohn Bartholdy einführt. Das reich bebilderte Booklet enthält einen brandneuen Essay von
Richard Evidon, einem langjährigem Wegbegleiter der Emersons. Hinzu kommt eine persönliche Einführung von Eugene Drucker. Kurz: eine hochattraktive Edition.