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Jahresrückblick 2008 Teil 2: Von Schrott bis Schmidt

081010 - Carl Craig & Moritz von Oswald
17.12.2008
Der Juli erlebte nicht nur die internationale Einstimmung der Medien auf das sportliche Großereignis der Olympischen Spiele, die dann wenige Wochen später in China über die Bühne gehen sollten, sondern auch verschiedene Feiern zum 150.Geburtstag von Giacomo Puccini und das Debüt eines famosen Sängers. Denn mit Erwin Schrott erschien ein Bass-Bariton auf der Szene, der Kritiker und Frauenherzen im Sturm eroberte. „Opernhäuser in aller Welt werden sich in Kürze um ihn reißen“, meinte die New York Times und tatsächlich wurde nicht nur sein Arien-Recital mit Werken von Mozart, Verdi, Berlioz, Gounod und Meyerbeer, das er gemeinsam mit dem Orquestra de la Comunitat Valenciana unter der Leitung von Riccardo Frizza verwirklicht hatte, sondern auch sein Auftritt in Salzburg umfassend gewürdigt. In einem ausführlichen Portrait auf der Seite focus.de konnte man lesen: „Zu Schrotts Paradepartie wurde zunächst der Verführer Don Giovanni, den er erstmals 2002 in New York sang. Die New York Times feierte ihn als den bis dahin ‘verführerischsten und witzigsten Don Giovanni’. Lieber spielt Schrott allerdings dessen Helfer Leporello. ‘Es ist die interessantere Rolle, weil sie nicht so klar gezeichnet ist wie Don Giovanni.’ Tatsächlich loben Kritiker in Salzburg vor allem Schrotts darstellerische Wandlungsfähigkeit.“ Ein Sänger, von dem die Klassikwelt noch viel hören wird.

Der eigentliche ‘Mann der Stunde’ war allerdings posthum der 2007 verstorbene italienische Startenor Luciano Pavarotti. „Nessun dorma“, die Arie von Giacomo Puccini, die zu seinen Markenzeichen gehörte und ihm weltweit die Ovationen der Opernfans hatte zufliegen lassen, wurde durch einen Werbespott populärer und präsenter denn je. Man hörte sie allenthalben, in diesem besonderen Jahr, wo man nicht nur in Italien den Geburtstag des berühmten Komponisten feiert. „Nessun dorma“ wurde eine Hymne des Opernsommers, unterstützt zum Jubiläum von Giacomo Puccini mit einer CD und einer DVD unter dem Titel „Nessun Dorma – Puccini’s Greatest Arias“. Das war Musik zum Träumen, Lieben und Verlieben, zusammengestellt aus den besten Puccini-Einspielungen Luciano Pavarottis und aufgenommen in den Jahren des größten Erfolgs von 1972 bis 1979. Und es wurde über den Herbst hinweg noch durch zwei weitere wichtige Pavarotti-Veröffentlichungen ergänzt: 'Best of Pavarotti & Friends (CD & DVD)“ fasste berühmte Aufnahmen mit Duett-Gästen von Sting bis Andreas Bocelli zusammen und das „Tribute to Pavarotti“ dokumentierte auf DVD ein spektakuläres Konzert in der jordanischen Felsenstadt Petra, das im Spätsommer 2008 zu Ehren des Tenors veranstaltet worden war.
Das Sommerloch gehört längst der Pressegeschichte an. Gingen früher die Firmen davon aus, dass im August niemand sich für Kultur interessiert, weil alle Welt am Stand lebt, so gehört der Sommermonat inzwischen zu den beliebten Zeiträumen für Musik, Festivals und Berichterstattung. Und es ist nicht nur Bayreuth und Salzburg, was die Gemüter bewegt. Zu den besonderen Ereignissen dieses Musikherbstes gehörte etwa der Start der Abschiedstournee eines der größten Pianisten unserer Tage. Alfred Brendel nahm seinen Hut und er beglückte die Konzertwelt zuvor mit einer ausgedehnten und mehrmonatigen internationalen Reise durch die Philharmonien. Aus Anlass dieser Schlussrunde einer Weltkarriere konnte man auch verschiedentlich Würdigungen auf Brendels Lebenswerk lesen. So wurde er bei spiegel.de mit einem Portrait geehrt, das sich deutlich mit seinem Schallplattenwerk auseinandersetzte: "Hier (bei den Klaviersonaten von Franz Schubert) bleibt ein scheinbar Humorloser so wundervoll konzentriert bei der Sache, dass man die Ohren aufsperrt und nicht mehr weghören kann … Brendel ist sicherlich der beste lebende Schubert-Spieler. Wenn er in einigen Fällen an Vorgänger wie Svjatoslaw Richter oder Artur Schnabel nicht ganz heranreicht, so mag man sich mit der witzigen Erkenntnis trösten, die von Alfred Brendel überliefert ist: ‘Man muss viele Platten gemacht haben, um einige sehr gute zu machen.’“ Und bei die Konkurrenz von welt,de ergänzte der Autor die Würdigungsliste mit dem Hand zum Rhapsodischen: „Alfred Brendel, der Antistar, der genau aus diesen Gründen einer wurde. Der sein Publikum nicht mit Tastenmagie behexte, sondern mit Demut und interpretatorischer Tiefe berührte. Der nie extrem spielte, aber immer mit dem richtigen Maß. Dessen Wiener-Klassik-Auslegungen als das Nonplusultra alle Pianistendinge gelten. Haydn, Mozart und Beethoven mit Brendel, da lag man immer richtig, da konnte man nichts falsch machen. Der zudem klug über Musik reden und – mehr noch – schreiben konnte, und der sich in den letzten Jahren mit kiebigen Gedichtbänden als (schwarz)humorig hintergründiger Miniaturist erwiesen hat.“

Ebenfalls in den späten August fiel die Veröffentlichung von Carolin Widmanns Aufnahme der Violinsonaten von Robert Schumann bei dem Münchner Label ECM New Series. Es war das Album nach dem Durchbruch mit dem CD-Debüt „Reflections I“. In heimischen Landen hatte sich die jüngere Schwester des Komponisten Jörg Widmann zuvor bereits einen so großen Namen gemacht, dass man ihr eine Professur an der Musikhochschule in Leipzig anbot. Im August nun meldete sie sich zurück und diesmal nicht mit zeitgenössischem Repertoire, sondern gemeinsam mit dem Pianisten Dènes Várjon und einer Einspielung der drei Schumann’schen Sonaten. Das Album entwickelte sich daraufhin zu einem konstanten Erfolg im Publikumsinteresse und auch die Presse fand begeisterte Worte dazu. Stellvertretend für die einhellige Meinung nur ein Satz aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: “Es gibt keine ergreifendere, glühendere Lesart der späten Sonaten”.

Auch der September war ein musikalisch spannender Monat und er brachte der Klassik-Welt mindestens zwei herausragende Geigenaufnahmen. Eine davon stammte von Daniel Hope und beschäftigte sich mit Violinwerken von Antonio Vivaldi. Mit Blick auf die bevorstehende Echo Klassik-Verleihung widmete mdr.de dem Virtuosen ein ausführliches Feature, wo es hieß: „Am 19. Oktober wird er bereits zum vierten Mal einen ‘Echo Klassik’-Preis entgegen nehmen. Ausgezeichnet wird er für das Mendelssohn-Violinkonzert, das er gemeinsam mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Thomas Hengelbrock eingespielt hat: Daniel Hope, einer der führenden Geiger unserer Zeit. Und dazu ein fleißiger, denn inzwischen liegt schon die neue CD vor, wieder aufgenommen in Kooperation mit dem Chamber Orchestra of Europe. Der Brite hat sich Antonio Vivaldi vorgenommen. Dass der leicht zu spielen ist, meint Hope, sei ein Gerücht. Tatsächlich hat er viel Vivaldi gespielt, hat darüber nachgedacht, und ständig daran herumgetüftelt, bis er jetzt endlich so weit war, das Ganze zu veröffentlichen.“ Die Aufnahme sei ein „exquisites kammermusikalisches Meisterwerk“ meinte SZ Extra und die Seite kulturradio.de ergänzte:„Daniel Hopes energiegeladenes Spiel haucht den Werken Vivaldis Leben ein. Die Musik klingt frisch, enthusiastisch aber auch ziemlich modern. Die Arie mit Anne Sophie von Otter ist eine gute Wahl. Mit dem witzigen Improvisationsduell, welches sich Daniel Hope und die Konzertmeisterin in La follia liefern, bildet sie den Höhepunkt dieser Aufnahme.“

Während Daniel Hope mit seinem Vivaldi sich ausschließlich der Vergangenheit widmete, legte dessen Instrumentalkollegin Anne-Sophie Mutter mit ihrem Herbstalbum Wert auf die Verknüpfung der Klangwelten und kombinierte Bach mit der Weltersteinspielung von Sofia Gubaidulinas ‘“In tempus praesens“. Das wiederum begeisterte in besonderem Maße manche Kollegen der schreibenden Zunft. So schwaärmte die Süddeutsche Zeitung von „phantastisch phantasievolle(n) Eskapaden aus tirilierenden Läufen“ und spiegel.de wirdmete dem Album ein ausführliches Feature mit deutlichem Schwerpunkt auf dem zeitgenössischen Werk. Der Artikel schloss mit folgender Eloge: „’Ich gehe spazieren', sagt Gubaidulina über ihre Arbeitsweise und die Entdeckung musikalisch atonaler Themen. ‘Es muss einsam sein. Ohne Menschen. Und ohne Hund.’ Sie sei oft unfähig, sich über Worte mit anderen zu verbinden. Still arbeitet sie deshalb in ihrem Haus in Appen (im Kreis Pinneberg). ‘Dann zu Menschen zu kommen, und über die Dinge sprechen zu sollen, da bekomme ich meist kein Wort heraus.’ Muss sie auch nicht. In Gestalt von Anne-Sophie Mutter hat bei der wunderlichen Prophetin jetzt eine Gotteskriegerin angeheuert, von der man gerade solche Ware gern kauft. Mit Gubaidulinas neuer musikalischer Erleuchtungsübung, auf die man sich einzulassen bereit sein muss, hat Anne-Sophie Mutter ihre vielleicht wichtigste CD überhaupt vorgelegt.“

Wirklich wegweisend wurde auch die Fortsetzung der experimentellen Reihe „Recomposed“. Diesmal waren Carl Craig und Moritz von Oswald für die Bearbeitung von Klassikern gewonnen worden, der eine eine Lichtgestalt der zweiten Detroit-Techno-Szene, der andere ein Szene-Heroe mit klassischer Grundausbildung. Beide zusammen zerlegten die Kompositionen von Ravel und Mussorgsky in motivische Bestandteile, stellenweise bis auf die Ebene der Textur, um sie dann als durchlaufendes Kontinuum in Form eines DJ-Sets zu restrukturieren. Das war so gewagt wie frech und kam flächendeckend ausgezeichnet an. Der Zeitschrift De Bug widmete Craig und von Oswald unter der Überschrift „Die Karajan Boys“ im Oktober eine Titelstory. "Mit ‘Recomposed’ entdeckt die Deutsche Grammophon berühmte Titel der klassischen Musik neu“, formulierte es die Frankfurter Rundschau etwas vorsichtiger, wohingegen der Tagesspiegel im Anschluss an das dazugehörige Live-Event in Berlin meinte: "Wenn nicht alles täuscht, ist die Verbindung von Klassik und Techno der allerneuste Trend“, Und sogar die Spezialisten der DJ-Fraktion ließen sich begeistern, denn im Szene-Magazin Groove konnte man lesen: “Diese dritte Folge von Recomposed ist eins der wenigen unverzichtbaren Elektronikmusik-Alben dieses Jahr”
Der Oktober war in seiner Fülle der neuen und faszinierenden Musikeindrücke kaum noch zu überblicken. Der peruanische Tenor Juan Diego Flórez präsentierte sich zum ersten Mal gemeinsam mit seiner römischen Mezzo-Kollegin Cecilia Bartoli und Bellinis „Sonnambula“ vor den Mikrofonen. Frankreichs Gesangsliebling Patricia Petitbon wagte mit dem Solo-Album „Amoureuses“ den Einstand bei der Deutschen Grammophon. Ihre Landsfrau am Klavier Hélène Grimaud wandte sich erstmals auf CD dem Klavierwerk von Johann Sebastian Bach zu, der polnische Pianomagier Rafał Blechacz spielte Sonaten von Haydn, Beethoven, Mozart und die holländische Geigerin Janine Jansen brillierte mit Tschaikowskys Violinkonzert. Alle zusammen sind potentiellen Kunden eines Medienzaren, der anlässlich seines 80.Geburtstags im Dezember ebenfalls mit einer CD-Veröffentlichung von sich reden machte. Denn der Musikkritiker Joachim Kaiser blätterte in seinem Archiv und stellte unter dem Signum „Ich bin der letzten Mohikaner“ auf vier Tonträgern seine allerliebsten Aufnahmen zusammen. Es wurde eine repräsentative Klassikbox, „die seine Idole Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan, Christa Ludwig und Elisabeth Schwarzkopf, Wilhelm Kempff und Anne-Sophie Mutter auch akustisch vorstellen und Kaisers Wertmaßstäbe nachprüfbar mach(t)," urteilte das Fachorgan Tonart.

Jenseits der üblichen Kategorien funktionieren die Aufnahmen des italienischen Wundertenors Andrea Bocelli. Seine Aufnahmen haben Maßstäbe für genreübergreifende Akzeptanz gesetzt und führen nicht selten die Klassikcharts an. Im Oktober meldete Andrea Bocelli sich mit „Incanto“ und neapolitanischen Canzones zurück, ein Album, das weltweit zahlreiche Freunde fand und auch die Kritik bezauberte. So widmete ihm sueddeutsche.de eine ausführliche Besprechung und kam zu dem Urtail: „Mit ‘Incanto’ möchte der gelernte Jurist – er promovierte 1980 an der Universität von Pisa – den Liedern seiner Kindheit und gleichzeitig der großen Tradition italienischer Tenöre seine Achtung erweisen. ‘Funiculi funicula’, ‘Santa Lucia’ und ‘Un amore cosi grande’ haben auch schon vor Bocelli italienische Tenöre ganz selbstverständlich in ihr Repertoire aufgenommen. Es ist eine wundervolle Sammlung populärer Stücke und der Fünfzigjährige ist der perfekte Interpret für diesen Gesang.“
Der November förderte ein weiteres Schmuckstück aus dem Nachlass Fritz Wunderlichs zutage. Als der Westdeutsche Rundfunk am 15.Mai 1959 aus Anlass des 200.Todestages von Georg Friedrich Händel eine konzertante Aufführung der Oper „Alcina“ veranstaltete, sah es für Außenstehende so aus, als wären der Tenor und seine Partnerin Joan Sutherland ein seit Jahren aufeinander eingestimmtes Solistenpaar. Was nur die wenigsten wussten: Beide hatten sich erst einige Tage zuvor bereit erklärt, stellvertretend für Kollegen die Rollen zu übernehmen. Umso erstaunlicher war diese historische Aufnahme und sie wurde dementsprechend enthusiastisch aufgenommen. „Und dann“, meinte beispielsweise die Welt am Sonntag, „kommt jetzt ein kleines Opernjuwel offiziell auf den Markt, das lange nur als Raubpressung bekannt war: das einzige Zusammentreffen des deutschen Nachwuchsstars mit der damals ebenfalls noch in ihren Karriereanfängen steckenden australischen Koloraturdiva Joan Sutherland 1959 in Köln. Für den WDR sangen beide in einem Konzert Händels “Alcina”. Dabei waren beide nur Einspringer! Unter Ferdinand Leitners behäbiger Leitung liefern beide als Alcina und Ruggiero modern gebliebene Rollenporträts.“

Der chinesische Pianist Lang Lang steht für die Zukunft. Als einer der ersten chinesischen Künstler der jungen Generation ist ihm nicht nur der Sprung auf die internationalen Bühnen gelungen, sondern auch das Kunststück, mühelos an der Spitze zu verweilen. Im Herbst des Jahres stellte er sich als Interpret der Klavierkonzerte von Chopin vor und stieß´damit auf begeisterte Gegenliebe bei Presse und Publikum. “Perfektion in Bezug auf das Pianistische wird gepaart mit größtmöglicher Sensibilität”, meinte dazu der Musikjournalist Carsten Dürer und bei kulturradio.de konnte man unter anderem lesen: „Lang Lang schwebt mit fein ausgesponnenen Linien darüber. Sein Ton wechselt blitzartig zwischen intim und brillant, Kammer und Arena – die Leichtigkeit dieser Verwandlungen ist überwältigend … Chopin mit pianistischen Finessen und jugendlichem Gestus“

Friedrich Gulda war in vieler Hinsicht ein genialer Musiker. Und er war ein genauer Beobachter seiner eigenen Kunst, die er wenn möglich auch bei Konzerten mitschneiden ließ. Rund 90 Bänder dieser Aufnahmen sind im Familienbesitz erhalten geblieben und so wurde „Gulda plays Bach“ nicht irgendeine Kompilation bereits vorhandener Editionen, sondern tatsächlich etwas Neues. Kombiniert mit Radio-Mitschnitten des SFB und RIAS Berlin entstand ein meisterhaftes Klavierrecital, das Friedrich Guldas musikalische Leidenschaft und Meisterschaft, die er Johann Sebastian Bachs Musik gegenüber entwickelte, in grandioser Ernsthaftigkeit dokumentiert. Wohlmöglich ist dieses Album die eigentliche Sensation dieses Musikherbstes, jedenfalls ließen sich auch Kritiker wie bei spiegel.de zu Elogen hinreißen: „Wie sehr der sonst abenteuerlustige Friedrich Gulda sich bei Bach zu Hause fühlte, zeigen auch ‘kleine’ Stücke wie das hier vertretene Capriccio B-Dur BWV 992, das zwischen verhangen intimen und übermütig tänzerischen Tönen die spielerische, liedhafte Seite des Thomaskantors zeigt. Guldas Können vereint diese verschiedenen Ebenen Bachs mit leichter Hand. Gulda ist hier live zu hören, doch ihn berührt das Konzertereignis spürbar weniger, er spielt halt immer mit der ihm eigenen Lässigkeit. Auf dem Klassik-Terrain wusste Gulda stets, was er konnte und was er nicht konnte – Liszt zum Beispiel. Die Interview-Sequenzen auf der im vergangenen Jahr erschienenen DVD ‘So What’ illustrieren dies höchst unterhaltsam.“

Kurz vor Weihnachten im Dezember feiert Altkanzler Helmut Schmidt seinen 90. Geburtstag. Die Deutsche Grammophon gratuliert ihm in Form einer CD/DVD-Box. Sie präsentiert der Jubilar als Bach-Pianisten mit einer Aufnahme aus dem Februar 1985 in der Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg Harburg gemeinsam mit Christoph Eschenbach, Justus Frantz, Gerhard Oppitz und den Hamburger Philharmonikern. Das Original-Album entstand ursprünglich für das Bach-Jubiläumsjahr, erregte einiges Aufsehen und wurde nun in einer exklusiven Edition sowohl als buchähnliches Hochformat wie auch im geläufigen CD-Format in Kombination mit der 2007 erstmal in der ARD gesendeten Dokumentation „Helmut Schmidt außer Dienst“  als Geburtstagsgruß und Zeitdokument veröffentlicht . „Die Deutschen kennen Helmut Schmidt als großen Staatsmann – doch der Altkanzler ist auch ein hervorragender Musiker“, meinte Bild.de dazu. Allerdings gab es auch kritischere Stimmen, die aber immer noch dem Politiker/Musiker wohlwollend gegenüberstanden. So konnte man auch der Seite des Fachmagazins nmz.de lesen: „Wenigstens erfahren wir dadurch auch wieder, was Helmut Schmidt hinsichtlich Musik schon alles Kluges von sich gegeben hat, unter anderem bemerkte er anlässlich seiner Rede zum 300. Geburtstag Bachs in der Hamburger Michaelskirche: ‘Ohne Musik zu leben. Das könnte das Schicksal einer Generation werden, die in einem Meer von Geräuschen ertrinkt.’ Wohl wahr.“
Ein wirkliches Feuerwerk gab es schließlich noch einem weiteren Jubilar zu Ehren. Am 10.Dezember wäre der Komponist Olivier Messiaen100 Jahre alt geworden. Aus diesem Grund hat die Deutsche Grammophon tief ins Archiv gegriffen und auf 32 CDs eine Gesamtausgabe seiner Werke zusammengestellt – eine faszinierend vielseitige und ausführlich kommentierte Basis-Box, die eine der zentralen Persönlichkeiten der klassischen Musik des 20.Jahrhunderts umfassend würdigt und durch ihre künstlerische und editorische Qualität umgehend zur Referenz avancierte. Und mit dieser Mischung aus Historie und Weitblick sieht Universal Classics & Jazz nach einem erfolgreichen 2008 dem neuen Jahr voller Zuversicht entgegen.
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