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Die Besten in Hochform – Neue Folgen der Serie First Choice

Die Serie First Choice
17.07.2013
Die Serie First Choice ist in mancher Hinsicht Luxus. Denn sie vereint unter einem Dach einige der markantesten Aufnahmen von Weltklassekünstlern aus den Reihen der Deutschen Grammophon, die während der vergangenen drei Jahrzehnte entstanden sind. Ausführliche und mehrsprachige neue Essays in der Booklets führen kompetent in die Werke ein, das Ganze zu einem Budget, vor dem kein Geldbeutel zurückschrecken muss. Eine ideale Wahl, zu der nun fünf neue Folge hinzukommen.
César Franck und Olivier Latry
Der junge César Franck galt als einer der besten Pianisten seiner Generation. Doch der juvenile Virtuose hatte anderes im Sinn. Um 1846 traf er die Entscheidung, sich fortan überwiegend der Orgel zu widmen. Er bekam eine Stelle an Notre-Dame-de-Lorette angeboten, wechselte 1859 an die Kirche Sainte-Clothilde und wurde 1872 schließlich zum Professor für Orgelmusik am Pariser Konservatorium ernannt. Seinen größten Publikumserfolg feierte er 1878 anlässlich der Eröffnung des Festsaals des Trocadéro in Paris, wo er drei eigens dafür geschaffene Kompositionen einer euphorisierten Zuhörerschaft vorstellte. Eines davon, das „Pièce héroique en si mineur“ hat Olivier Latry seiner Hommage an Franck In Spiritum vorangestellt. Es ist eine kleine, aber repräsentative Werkschau, die Stücke aus allen drei wichtigen Schaffensperioden des Komponisten vereint und mit der es dem Hausorganisten von Notre-Dame in Paris gelingt, den Bogen vom romantischen, noch improvisatorisch geprägten bis zum symphonischen Stil des späten Komponisten zu spannen.
Mutter und Beethoven
„Was einen Künstler letztlich ausmacht“, meint die Stargeigerin Anne-Sophie Mutter, „ist zum einen der Umgang mit Klang, mit Farben und Schattierungen. Doch es ist immer auch die Fähigkeit, die Architektur darzustellen, ein Gebäude mit Struktur zu füllen, den Kontrapunkt hervorzuheben und mit Farben zu unterstreichen.“ Das gilt für die große Form der Konzerte ebenso wie für deren kleinere musikalische Geschwister, die Sonaten. Insbesondere wenn es sich um die Werke von Ludwig van Beethoven handelt, für den der Umgang mit der Klangarchitektur und deren Grenzen zu den Hauptinhalten der künstlerischen Gestaltung gehörte. Zusammen mit ihrem langjährigen Klavierpartner Lambert Orkis hat sich Anne-Sophie Mutter daher in einer umfassenden und exquisit dokumentierten Konzertreihe mit diesen Meisterstücken beschäftigt. First Choice bringt mit der Frühlings- und der Kreuzer-Sonate zwei der zentralen Werke ihrer Gattung auf einer CD und in einer grundlegenden Interpretation zusammen.
Barenboims Ravel
Natürlich war Maurice Ravel auch ein Filou. Denn sein Boléro ist alles andere als ein wirres Werk. Im Gegenteil: Sehr viel präziser kann man Dynamik und Ausdruck kaum planen als in diesem Orchesterstück, dass der Komponist ursprünglich für die Ballettkompanie der Tänzerin Ida Rubinstein geschrieben hatte. Dieses raffinierte Orchestercrescendo, das nach einem abrupten Übergang von C-Dur nach E-Dur in einem noch überraschenderen Schluss in der Grundtonart endet, gehört daher bei aller scheinbaren Monotonie zum Kunstfertigsten, was die Orchestermusik des Impressionismus hervorgebracht hat. Genau richtig also für eine Maestro wie Daniel Barenboim, der sich durch seine umfassende Erfahrung als Pianist wie Dirigent bestens mit den Möglichkeiten der Klangdramaturgie auskennt. First Choice lässt ihn am Pult des Orchestre de Paris den großen Spannungsbogen voll hypnotischer Kraft entwickelt und ergänzt die Aufnahme durch weitere Meisterstücke von Maurice Ravel wie La Valse, die Suite No.2 aus Daphnis et Chloé und die ebenfalls berühmte Pavane pour une infant défunte.
Abbado und Verdi
Claudio Abbado dirigiert aus Leidenschaft. Sein Ziel ist die Transparenz der symphonischen Tonsprache, die das Pathos ebenso wie das elegante Detail zulässt. So entwickelte sich über die Jahre eine individuelle Handschrift, deren Klanggestaltung mit ausgedehnten Spannungsbogen, fein differenzierter Gesamtwirkung und sorgfältig ausgearbeitete Binnenstruktur der Interpretationen sich besonders für die großen Meister der Klassik und Romantik eignet. Das gilt auch für Giuseppe Verdi, den Souverän des kontrollierten Pathos‘, dessen Opern zu Lebzeiten stellenweise so beliebt waren, dass sein Publikum damals auf Premieren wartete wie heute die Popfans auf die Veröffentlichung eines neuen Staralbums. Abbado ist daher im Verdi-Jahr im Rahmen von First Choice mit einem Kompendium schwungvoller und mitreißender Vorspiele und Ouvertüren vertreten, die ihn als Dirigent der Berliner Philharmoniker in vorbildlich kraftvoller und differenziert nuancierender Form präsentieren.
Orient im Okzident
Das Concerto Köln wurde 1985 als Orchester mit historischen Instrumenten gegründet, um ein Forum zu haben, die von der Musikwissenschaft erforschten Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis auf die Bühne zu übersetzen.  Aus der studentischen Initiative wurde schnell ein ernstzunehmendes Orchester, das sich mit Rundfunk- und TV-Aufnahmen und außerdem eigenen Projekten bewährte, wie etwa dem des phantastischen Orients, der Komponisten wie Christoph Willibald Gluck, Joseph Martin Kraus oder auch Franz Xaver Süssmayr zu musikalischen Klangexperimenten inspirierte. Für das Concerto Köln war das ein Ausgangspunkt, sich bei „Dream of The Orient“ einer Idee zu widmen, die die oben genannten Komponisten mit Kollegen wie Zurnazen Ibrahim Aga, Han Gazi Giray und Ali Ufki kombiniert, um die strukturelle Verwandtschaften mancher Orientphantasien mit den Originalen zu belegen. Ergänzt um Schlagwerk-Kollegen des Ensembles „Sarband“ verschmilzt das im September 2002 in der Kölner Melanchton-Kirche aufgenommene Programm zu einer imaginären Hörreise durch einen nur an der Oberfläche fremden Raum, dessen Gemeinsamkeiten mit der europäischen Kultur so faszinierend wie überraschend klingen.

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