Schon zu Zeiten
Friedrichs des Großen war das “Recycling” von bestehendem musikalischen Material eine verbreitete Kompositionstechnik: Meister wie
Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Joseph Haydn scheuten sich nicht, Kompositionen aus eigenen (oder fremden) Werken in späteren Arbeiten wiederzuverwerten. Sie nutzten das sogenannte
Parodieverfahren, etwa um einzelne Werke als Ganzes zu übernehmen und mit einem neuen Text zu versehen, oder Werkteile in einen neuen musikalischen oder funktionalen Kontext zu stellen oder auch veränderten Klangvorstellungen anzupassen. Bach beispielsweise übernahm für seine berühmte Matthäus-Passion gleich mehrere Sätze aus der Trauermusik, die er 1729 zu Ehren seines verstorbenen Landesherren Leopold von Köthen komponiert hatte. Und auch sein
Weihnachtsoratorium enthält eine Reihe von Arien und Chören aus früheren Gelegenheitswerken, die nur zur einmaligen Aufführung bestimmt gewesen waren.
Das
Remixing ist die heute am weitesten verbreitete und bekannteste musikalische Wiederverwertungstechnik. Im Remix-Verfahren werden die auf einzelnen Tonspuren vorliegenden Bestandteile einer bestehenden Komposition neu zusammengesetzt, durch neue Elemente – etwa eine neue Rhythmussektion – und Klangeffekte angereichert und dem Zeitgeist oder dem Geschmack einer bestimmten musikalischen Szene angepasst. Der Remix ist also stets auch ein Verfahren, das mit einer
Neubewertung musikalischer Werke einhergeht.
Und um eine Neubewertung des kompositorischen Schaffens von
Friedrich dem Großen, dessen 300. Geburtstag im Januar 2012 gefeiert wird, geht es auch in dem ambitionierten TV-Projekt
“Der große Friedrich-Remix: Musik um den Preußenkönig” unter der künstlerischen Leitung von
Daniel Hope. Den musikalischen Faden der vom Kulturkanal
Arte produzierten Fernsehsendung bildet ein Flötenkonzert Friedrichs, das Hope gemeinsam mit dem Barockensemble
L’arte del mondo eingespielt hat. Mithilfe der Technoproduzenten
Lexy & K-Paul, die einen Remix der Einspielung kreiert haben, der Tanzchoreografien der Breakdance-Gruppe
FanatiX, der Beatbox-Interpretationen von Werken Friedrichs durch
Greg Pattillo und sein Trio auf dem Berliner Schlossplatz und in der U-Bahn sowie des Streetartists
EMESS, der die Figur des Preußenkönigs in der Stadt Berlin inszeniert, soll die Aktualität des musikalischen und ideologischen Vermächtnisses von Friedrich dem Großen ausgelotet werden.
Die Arte-Dokumentation
“Der große Friedrich-Remix” ergänzt, die von
Daniel Hope kürzlich gemeinsam mit L’arte del mondo eingespielte musikalische Würdigung des großen preußischen Monarchen und Komponisten
“Friedrich der Große – Musik aus Sanssouci”.
Der große Friedrich-Remix: Musik um den PreußenkönigArte, So, 08.01.2012, 15:20 Uhr
Mitwirkende: Daniel Hope (Violine), Greg Pattillo (Flötist), Kristian Bezuidenhout (Klavier), Lexy & K-Paul, FanatiX, Barockensemble “L’arte del mondo”