Günther Groissböck | News | Wagner, Hermann Nitsch und die Eiger-Nordwand – Günther Groissböck im Interview

Wagner, Hermann Nitsch und die Eiger-Nordwand – Günther Groissböck im Interview

Günther Groissböck
© Gerhard Ringhofer
06.06.2018
1. Könnten Sie wählen, in welcher Zeit hätten Sie dann gern gelebt?
Aus künstlerisch, kreativer Sicht, würde ich wohl die Zeit um die Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhundert bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges wählen. Aus gesellschaftspolitischer, aber ebenfalls auch aus künstlerischen Gründen würde mich die Zeit des sogenannten Vormärz bis hin zum Jahr 1848 sehr reizen. Alles allerdings unter der Voraussetzung eines jederzeit einlösbaren Rückfahrtstickets in die Jetzt-Zeit…
2. Welchen Komponisten der Vergangenheit würden Sie bitten, ein Stück für Sie zu komponieren?
Bei aller Bescheidenheit natürlich Richard Wagner…(lacht)
3. Welchem Maler aus Vergangenheit oder Gegenwart hätten Sie gern einmal Modell gesessen?
Da ich nicht lange ruhig sitzen kann, würde ich wohl einen Aktionskünstler à la Hermann Nitsch wählen. Das sollte zumindest schnell gehen…
4. Welches war Ihre musikalisch aufregendste Begegnung?
Aufregend muss natürlich nicht immer angenehm heißen. Gott sei Dank überwiegen in meiner Erinnerung aber die positiven Aufreger, wie einige “Mission impossibles”, z.B. das Ochs-Debüt in Salzburg 2014 oder diverse Einspringen, wo der Adrenalin-Pegel immer besonders hoch war.
5. Welche Begegnung würden Sie in der Fantasie gern herbeiführen?
Das verrate ich nicht… 
6. Auf welches nicht musikalische Abenteuer würden Sie sich gern einmal einlassen?
Eine Eiger-Nordwand-Durchsteigung.. 
7. Wie sähe Ihr ideales Publikum aus?
Es wäre ein im geistigen Sinne “hungriges” Publikum. Das kommt aber erfreulicherweise durchaus ab und zu in der Realität vor. 
8. Welches Musikstück treibt Ihnen den Schweiß auf die Stirn?
Strophenlieder, denn diese brauchen besonders viel Konzentration. 
9. Welcher Komponist bzw. welches Werk wird Ihrer Meinung nach heutzutage überschätzt bzw. unterschätzt?
Grundsätzlich gibt es bei entsprechend intensiver Beschäftigung mit einem Werk nur sehr wenige schlechte Stücke. Oft ist es sogar das vermeintlich Triviale, das ein Werk dann doch irgendwie zum Meisterwerk macht. Wenn Sie wollen als Extremgegenüberstellung Bach‘s “Kunst der Fuge” und am vermeintlich anderen Ende des Spektrums der Radetzkymarsch. 
10. Welche Aussage über Musik möchten Sie nie wieder hören?
“…Puh, das war aber sehr lang heute!…” 
11. Wie lautet Ihr musikalisches Credo?
Sei einfach im tiefsten Sinne Du selbst und lass es aus Dir strömen und tönen! 
12. Welches Buch liegt z.Zt. auf Ihrem Nachttisch?
“Elementarteilchen” von Michel Houellebecq und quasi als Bibel immer die Reclam-Hefte von Faust 1 und 2 
13. Mit welcher Märchengestalt würden Sie sich identifizieren?
Mit Atreju aus der “Unendlichen  Geschichte” von Michael Ende
14. Welches der vier Temperamente – sanguinisch, melancholisch, cholerisch, phlegmatisch – entspricht Ihrem Wesen am ehesten?
Am ehesten die ersten beiden- sanguinisch und melancholisch.
15. Welches Gericht käme nie auf Ihren Tisch?
Etwas, das in seiner Produktion viel Leid verursacht hat, wohlwissend dass ich das aber nur schwer verhindern kann.