Die Musik aus “Gladiator” haben noch Millionen im Ohr, da legt Oscar-Preisträger Hans Zimmer mit einem neuen Soundtrack nach: Die Filmmusik zu “Hannibal” erscheint jetzt neu bei Decca.
Dritte Runde mit Dr. Hannibal Lecter: Nach der Verfilmung der ersten beiden Teile der Trilogie von Thomas Harris kommt nun auch “Hannibal” in die Kinos. Ridley Scott, der gerade erst mit “Gladiator” an den Kassen und bei Kritikern abräumte, hat Regie geführt und Sir Anthony Hopkins ist Hannibal – wer sonst? Sieben Jahre sind seit dem Schluss des letzten Teils vergangen. Serienmörder Hannibal tritt nun als Kunstkenner auf und lebt in der feudalen Neo-Renaissancepracht von Florenz. Hochspannend und grausam, dabei mit satirischen Zügen überrascht der neue Film durch eine Romanze, die für Soundtrack-Komponist Hans Zimmer sogar ins Zentrum rückt. “Ich bin ein ziemlicher Fan dieses verrückten Hannibal”, sagt Zimmer. “Wenn man einmal realisiert, dass man als Zuschauer über sich selbst und die eigene Anspannung lachen darf – da wird der Film zu einer romantischen Komödie mit einer schrägen Note.”
Regisseur Ridley Scott und Hans Zimmer hatten nach ihrem Erfolg mit “Gladiator” – nach “Thelma und Louise” sowie “Black Rain” ihre dritte Zusammenarbeit – zunächst mit einer operettenhaften Verfilmung von Patrick Süskinds “Parfüm” geliebäugelt – ein Serienmörder mit genialischem Nasensinn, aber ohne eigenen Geruch. Doch als Hans Zimmer während der “Gladiator”-Dreharbeiten auf Thomas Harris' “Hannibal” stieß, war die Entscheidung schnell gefallen: “Ich habe eine großartige Liebesgeschichte gelesen, erzählte ich Ridley im Schneideraum, und dachte, jetzt hält er mich für einen Perversen.” Stattdessen entwickelten sie aus der Psychologie einer Romanze, das heißt der zwiespältigen Anziehung zwischen FBI-Agentin Clarice und Kannibale Hannibal, den roten Faden für den Film. Wer jetzt die “Hannibal”-Musik hört, ohne den Film zu kennen, erlebt schillernde Szenen: Wiens Walzerkönig Johann Strauß sorgt mit dem “Donauwalzer” für ausgelassene Stimmung, die mehr und mehr zum Albtraum pervertiert. Bachs “Goldberg Variationen” lässt Hans Zimmer musikalisch zerbröckeln und zerbröseln wie Clarice' Seele.
Für die zentrale Filmszene in der Oper von Florenz beauftragte Hans Zimmer den irischen Komponisten Patrick Cassidy, eine neue, hochromantische Opernarie nach Dantes “La vita nuova” zu schreiben, die Decca-Sopranistin Danielle De Niese mit Tenor Bruno Lazzaretti singt. Wer da nicht schmilzt, vergeht auf jeden Fall, wenn die zarten Stimmen des Libera-Knabenchors zu hören sind – klangliche Metaphern für die einsame, kindlich-reine Seele der FBI-Agentin, wie Hans Zimmer erklärt. Aber man soll sich auch bei so viel romantischem Leisetreten nicht täuschen lassen: “Hannibal” ist blutig, macht frösteln vor Spannung und sorgt für einen furiosen Schlusseffekt. Übrigens: Der Soundtrack klingt auch zum Buch ganz gut.