Über vier Jahre lang haben Sandra Maischberger und Jan Kerhart Helmut Schmidt auf seinen Reisen nach Amerika und China begleitet, Gespräche mit alten Weggefährten wie Henry Kissinger beobachtet und zugleich immer wieder recht intime Momente festgehalten, bei denen sonst meist abgeblendet wird. […] Dies ist nicht Sandra Maischbergers erster Film über Helmut Schmidt, aber wohl ihr bester. […] In dieser erstaunlich leicht und gleichwohl dicht komponierten Dokumentation geht es um eine subtile, von Krankheiten und anderen Imponderabilien immer wieder unterbrochene Annäherung an eine Person, die tatsächlich aus einem anderen Jahrhundert zu kommen scheint. So gegenwärtig und präzise, ja, brillant der Nachfolger Willy Brandts im Kanzleramt sich trotz Gehhilfe und Schwerhörigkeit immer noch präsentiert, so scheint er doch einer anderen Epoche zu entstammen. Nicht nur sein Englisch, etwa während einer Rede vor dem Harvard Club in New York, ist dramatisch besser als das Deutsch aller versammelten Generalsekretäre der Bundestagsparteien. Auch der immerwährende Versuch, Zusammenhänge zu begreifen und beim Namen zu nennen, hat etwas Erfrischendes, selten Gewordenes, Außerordentliches. Schmidt hat das schon immer gemacht, aber jetzt erst fällt es richtig auf, denn es gibt praktisch keine Konkurrenz mehr auf dem Gebiet einer nüchternen, klaren und dennoch rhetorisch funkelnden Weltbetrachtung – in der politischen Klasse schon gar nicht.
Der Spiegel, 4. Juli 2007, zur Erstaustrahlung im Ersten
Nah und doch nicht störend begleitet die 90-minütige Dokumentation den Politiker auf seinen Reisen in die USA und nach China sowie zu Auftritten und Ausflügen in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren. Der Film enthält überraschend offene Gespräche in den Privathäusern der Schmidts in Hamburg und am schleswig-holsteinischen Brahmsee. […]Maischberger und Kerhart ist nach mehr als einem Dutzend Gesprächen mit den Schmidts und der Ansammlung von etwa 90 Tapes à 45 Minuten ein sehenswert stilles wie emotionales Porträt über den Mann gelungen, den Journalist Theo Sommer als “Mentor der Nation” bezeichnet. Neben den bekannten Bildern eines selbst in den USA genussvoll rauchenden Schmidt erlebt der Zuschauer zugleich einen unter seinem nachlassenden Gehör leidenden Musikliebhaber, einen humorvollen und bescheidenen Menschen, der seinen Freund Henry Kissinger rührend an der Gartenpforte verabschiedet, einen fast 90-jährigen Vollblutpolitiker, der eigenen Aussagen zufolge nur so tut, als sei er vernünftig.
ddp, 2. Juli 2007, zur Erstaustrahlung im Ersten