Was immer Herrman Pey sang, es wurde zum Juwel. Denn der Berliner Bariton hatte die Gabe, jede Musik zu der seinen zu machen. Deshalb überzeugte er als Papageno ebenso wie im “Il Barbiere di Siviglia” und als Liedsänger ebenso wie im leichten Fach vom Volkslied bis zu Operette. Anlässlich der kommenden Gedenkjahre 2008 und 2009 haben sich daher die Deutsche Grammophon und die Witwe des Künstlers Barbara Prey gemeinsam auf eine Reise in die Archive begeben und dabei Wunderbares wieder gefunden. So kann man mit der Doppel-CD “Von ganzem Herzen” sich eine Koryphäe des Gesangs in Erinnerung rufen, die in allen Rollen gleichermaßen brillierte.
Von klein auf wollte Herrmann Prey Sänger werden. Am 11. Juni 1929 in Berlin geboren, trat er als Zehnjähriger in den dortigen Mozartchor ein. Nach dem Krieg setzte er seine Gesangsausbildung an der Musikhochschule fort und avancierte schnell zu einem der viel versprechenden Newcomer seiner Generation. Seinen ersten Liederabend gab er 1951, ein festes Engagement folgte 1953 an das Wiesbadener Staatstheater, wo er als “Moruccio” in Eugene D’Alberts “Tiefland” sein Operndebüt gab. Den Durchbruch jedoch schaffte er erst drei Jahre später, als er an der Wiener Staatsoper in der Rolle des Figaros in Rossinis “Der Barbier von Sevilla” brillierte.
Damals gehörte Prey bereits zum Ensemble der Hamburger Oper, bald darauf sollte er seine Kunst in der Rolle des Papagenos in Mozarts “Zauberflöte” präsentieren. Sie wurde zu einer seiner Glanzpartien, von Publikum und Kritik gefeiert, und führte ihn 1967 auch zur der berühmt gewordenen Inszenierung an der Metropolitan Opera, für die Marc Chagall die Kostüme entworfen hatte. Überhaupt war das New Yorker Haus seit 1960 bereits eine seiner Stammbühnen geworden, wo man ihn ebenso wie in Salzburg, Bayreuth oder an Covent Garden regelmäßig bewundern konnte. Zu den berühmtesten Aufnahmen der “Zauberflöte” mit Papageno Prey gehörtem beispielsweise die Aufführungen unter der Leitung von Sir Georg Solti, die 1972 auf Bändern festgehalten wurden.
Preys Repertoire umfasste in den damaligen Jahren neben Mozart auch zahlreiche Strauss- und Wagner-Partien wie den Wolfram oder den Beckmesser in Bayreuth. Darüber hinaus fühlte er sich im Operetten- und Liedfach zuhause. Er sang viel Schubert, ohne sich darauf zu beschränken. Im Jahr 1981 rief er im schwäbischen Bad Urach die Herbstlichen Musiktage ins Leben, 1992 wurde er zum Professor ernannt. Als Sänger, Pädagoge und Lobbyist hat er das nachkriegsdeutsche Kulturleben nachhaltig beeinflusst und wurde durch populäre Platten wie etwa mit seinen Weihnachtslieder auch weit über den Kreis der Klassikliebhaber bekannt. Preys schöpferische Arbeit umfasste sehr unterschiedliche Gebiete. Berühmte Aufnahmen sind etwa Joseph Haydns “Schöpfung” von 1965, die mit Herbert von Karajan zum Abschluss an die Salzburger Festspiele im Große Festspielhaus entstand. Oder auch die in vier Abschnitte von 1974 an erschienene “Lied-Edition”, die den Hörer von Walter von der Vogelweide bis in die Gegenwart führte.
Und schließlich waren da noch die Schubert-Zyklen, die “Schöne Müllerin” zum Beispiel, die er 1972 gemeinsam mit Leonard Hokanson am Klavier für die Nachwelt festhielt. Und so kann das CD-Portrait “Von ganzem Herzen” aus den Vollen schöpfen. Hier gibt es Auszüge aus “Le Nozze di Figaro”, “Cosi fan tutte”, “Die Zauberflöte” ebenso wie aus “La Bohème”, “Il Barbiere di Siviglia”, “Die Perlenfischer” oder “Die Fledermaus”. Hermann Prey singt Lieder von Mozart und Haydn, Beethoven und Brahms, Schubert, Mendelssohn, Wolf oder auch Mahler, flankiert von Kollegen wie Fritz Wunderlich und Bernd Weikl, Brigitte Fassbaender und Teresa Berganza und Meistern am Pult wie Claudio Abbado, Karl Böhm, Rafael Kubelik und Sir Georg Solti. Als Bonus-Track der Doppel-CD kann man ihn außerdem in einem Ausschnitt als Beckmesser in der Film-Version der “Meistersinger” aus Bayreuth bewundern. Rundum ein Schatzkästlein der Kunst eines großartigen Musikers.