In der Regel hat der unter dem Künstlernamen
Hauschka international für seine Improvisationen mit präparierten Klavieren bekannte Pianist und Komponist
Volker Bertelmann in der Vergangenheit als Solokünstler und bei der Zusammenarbeit mit anderen Musikern den Ton angegeben. “Als ich begann, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten, trug ich zumeist das Hauptgewicht. Doch bald wurde mir klar, dass ich mich gern mit Leuten austauschen würde, die eine ähnlich starke Meinung in Bezug auf die Dinge haben wie ich.” Auf Initiative des befreundeten Musikers Tom Brosseau begann der Musiker aus Düsseldorf im Jahr 2008 die weltweit gefeierte US-amerikanische Geigerin
Hilary Hahn zu treffen. Und nach einigen gemeinsamen Proben wurde ihm klar, dass er in ihr die kongeniale musikalische Partnerin gefunden hatte, die er suchte.
Hilary Hahn geht neue Wege Violinistin
Hilary Hahn wiederum ist es gewohnt, im Rahmen vorgefügter Strukturen zu arbeiten. Über ihre Motivation, sich auf ein offenes musikalisches Projekt mit Hauschka einzulassen, sagt sie: “Es gab mir die Möglichkeit, stärker am kreativen Prozess teilzuhaben. Denn üblicherweise arbeite ich ja mit Leuten zusammen, deren Musik bereits vollständig ausgeformt ist. Und mein Beitrag beschränkt sich dabei darauf, bereits Vorhandenes auszufüllen.” Hauschkas unkonventioneller Ansatz bot für die Stargeigerin eine willkommene Abwechslung von der Routine des klassischen Konzert- und Aufnahmebetriebs. Denn der deutsche Klangkünstler setzt gleichsam auf die Magie des Profanen, indem er das Klavier durch den Einsatz von Alltagsgegenständen wie Tischtennisbällen, Wäscheklammern oder Alufolie in einen Klanggenerator transformiert, der vielfältige, mehr oder weniger prononcierte Abweichungen vom gewohnten Klavierklang erzeugt. Und zugleich funktioniert er das Klavier um – in ein Medium für eine Kreativtechnik, die unendlich viele Anknüpfungspunkte für Improvisationen und ihre mögliche Ausarbeitung zu vollwertigen Stücken hervorbringen kann.
Die gemeinsame Aufnahme “Der Kern unserer Zusammenarbeit war, dass wir es spannend fanden, unsicheren Boden zu betreten”, so Hauschka. Und beide Musiker betonen, dass das gemeinsame Improvisieren und der Austausch von Ideen über viele Monate völlig zwanglos vonstatten gingen. Erst nachdem sie einen Weg gefunden hatten, sich musikalisch mit einer Stimme zu verständigen, begaben sie sich für Aufnahmen nach Reykjavik, in das
Greenhouse Studio des isländischen Produzenten und Komponisten
Valgeir Sigurðsson. “Für uns war es besonders wichtig, nicht mit fertigen Ideen und Zielen in die Aufnahmen zu gehen. Es ging uns darum, alles offen zu halten, damit wir wirklich kreativ sein konnten ohne feste Erwartungen im Sinne eines Plans”, so Hahn. Das ermöglichte es den beiden auch, die am Aufnahmeort herrschende Atmosphäre und spontane Eindrücke in die Aufnahmen einfließen zu lassen.
Symbolischer Albumtitel Der Albumtitel
“Silfra” verdeutlicht das künstlerische Selbstverständnis der beiden. Die Silfra-Spalte liegt auf der Nahtstelle, an der die Kontinentalplatten Nordamerikas und Eurasiens aufeinandertreffen. In ihrer Zusammenarbeit haben die Geigerin und der Pianist nicht einfach nur ihre bisherigen Arbeiten kombiniert, sondern ihre unterschiedlichen musikalischen Ansätze zu einer gemeinsamen Stimme verschmolzen. Und die Silfra-Spalte ist ein geheimnisvoller Ort, der mit kristallklarem Wasser angefüllt ist, dessen blaue und grüne Farbschattierungen nirgendwo sonst zu finden sind. Hilary Hahn und Volker Bertelmann haben ein Album kreiert, dessen Schönheit ebenso suggestiv, hypnotisch und atemberaubend ist wie der Ort, nach dem es benannt ist.