Was für den Maler seine Bilder, sind für den Musiker seine Aufnahmen: Kostbare persönliche Zeugnisse seiner Arbeit, die besondere Momente dokumentieren und die Zeiten überdauern. Die Geigerin
Hilary Hahn hat trotz ihres jungen Alters bereits zahlreiche solcher Augenblicke gesammelt und präsentiert bei Deutsche Grammophon unter dem Titel “Retrospective” nun eine beeindruckende Werkschau. Für das Doppelalbum sowie eine Vinyl-LP hat die Musikerin hierfür verschiedene Mitschnitte ausgewählt, die die innige Ausdruckskraft und Präsenz der besonderen Künstlerin faszinierend wiedergeben.
Ergänzend findet sich zudem bislang unveröffentlichtes Material auf dem Album, 30 Minuten aus Mozarts Violinsonate KV 370, live aufgenommen bei einem Konzert in Berlin und neu in ihrer Diskographie.
Eine außergewöhnliche Vinyl-Version
Die 2LP-Konfiguration der Retrospective bildet die Werkschau auf 180g-Vinyl ab und stellt selbst eine wahrhaft außergewöhnliche Besonderheit im Hinblick auf den technischen Aufnahmehintergrund der inkludierten Stücke dar: die erste LP entstand im legendären direct to disc-Verfahren im Rahmen von Hilary Hahns Rezital im Berliner Meistersaal am 8. Mai 2016. Beim direct to disc-Verfahren werden die Tonsignale direkt vom Mikrofon von einer Schneidemaschine auf Lack- oder Kupferfolie geschnitten, nachträgliche Bearbeitung, wie sie durchaus bei anderen Aufnahmeverfahren auch bei Live-Aufnahmen üblich ist, ist hier unmöglich. Dem geneigten Hörer wird somit die volle Unmittelbarkeit und Authentizität des originalen Live-Erlebnisses garantiert. Hilary Hahn ist die erste Künstlerin seit Ende der Schellack-Ära, die mit direct to disc aufgenommen hat.
Hilary Hahn – eine reife Künstlerpersönlichkeit
Mit sechs Jahren trat Hilary Hahn zum ersten Mal öffentlich auf, mit zehn Jahren folgte das erste abendfüllende Solokonzert, zwei Jahre später ihr Debüt mit dem Baltimore Symphony Orchestra. Schon früh entzog sich die amerikanische Geigerin den üblichen Maßstäben. Bis zum heutigen Tage hat Hahn über 800 Konzerte gegeben und bereits seit 15 Jahren ist sie Exklusivkünstlerin bei Deutsche Grammophon. Ein Künstlerleben der Superlative also, das sich nun auch beeindruckend auf dem Album “Retrospective” wiederspiegelt. So zeichnet die Veröffentlichung das persönliche Porträt einer Künstlerin, deren Interpretationen trotz ihres jungen Alters von einnehmender Reife und Tiefe sind.
Vielseitig und farbenreich – die “musikalische DNA” der Geigerin Hilary Hahn
“Ein Stück, das ich aufnehme, ist ein Stück, das ich liebe. Eine Aufnahme stärkt meine Verbindung zu dem Werk, zu seinem Komponisten und den anderen Musikern. Wenn eine Aufnahmesession vorbei ist, habe ich das Gefühl, dass das Stück wirklich ein Teil von mir geworden ist, tief verwurzelt in meiner musikalischen DNA”, so Hilary Hahn. Für “Retrospective” hat Hahn dementsprechend Werke ausgewählt, die ihr über die Jahre ganz besonders ans Herz gewachsen sind. Das Ergebnis ist ebenso vielseitig wie farbenreich: So finden sich unter den Stücken auf dem Doppelalbum Ausschnitte aus dem Doppelkonzert für 2 Violinen, Streicher und Continuo in D-Dur von
Johann Sebastian Bach, die Sonate für Geige und Klavier in G-Dur KV 379 von
Wolfgang Amadeus Mozart, der erste Satz des Violinkonzerts von Arnold Schoenberg ebenso wie das Violinkonzert Nr. 1 in D-Dur von
Niccolo Paganini und das Stück “Mercy” von
Max Richter.
Intensiv und virtuos: Hahn beeindruckt mit ihren ausdrucksstarken Interpretationen
Für Hilary Hahn spiegelt jede Aufnahme Facetten ihrer Biographie wider: “Manche Menschen sehen eine Aufnahme als ein definitives Statement an. Ich sehe es eher als Ausdruck, als Experiment, als Dokumentation eines Tages. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, ein Stück zu interpretieren. Ich will nicht, dass eine Aufnahme perfekt ist. Ich möchte, dass es wirklich zum Leben erweckt wird, daher versuche ich die Essenz der Musik einzufangen und die Bedeutung, die sie für mich hat, auch für den Hörer einzufangen.” Auf den verschiedenen Aufnahmen, die sich auf dem Doppelalbum befinden, ist Hahn dies zweifelsohne gelungen. Ganz gleich welcher Stilistik und welcher Epoche, bringt die Musikerin die verschiedenen Stücke intensiv und virtuos zum Klingen und legt ihren musikalischen Kern hingebungsvoll frei. So ist das Katalogalbum “Retrospective” eine faszinierende Dokumentation der bisherigen musikalischen Karriere von Hilary Hahn geworden und weckt gleichzeitig die Vorfreude auf alle weiteren Schritte, die Hahn als Künstlerin unternehmen wird.