Die Aufnahmen entstanden im November 2009 in der Propstei von St. Gerold und stellen die kammermusikalische Arbeit des Komponisten in den Mittelpunkt. „Als ich das erste Stück für das ‘Book Of Quartets’ im Jahr 1995 schrieb, wusste ich noch nicht, welchen Pfad ich beschritten habe“, erinnert sich Boris Yoffe selbst an die Ursprünge des Programms. „In den folgenden Wochen schrieb ich mehrere Stücke mit derselben Textur und ähnlicher Länge und fand das so spannend, dass ich beschloss, einen Zyklus mit etwa 20 Stücken zu schaffen (der Ursprung des Titels). Die Kompositionen wurden fertig, Freunde in Tel Aviv spielten sie, aber ich hatte das Gefühl, dass noch etwas übrig blieb, das durch diese Ausdrucksformen gesagt werden wollte, und das hier vielleicht so etwas wie eine neue Ästhetik entstehen könnte“.
Boris Yoffe experimentierte weiter und eines der Resultate ist das Programm, das den Aufnahmen von „Song Of Songs“ zugrunde liegt. „Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass meine exzessiven musikalischen Hoffnungen wohl schwerlich verwirklicht werden könnten“, erinnert sich der in St. Petersburg geborene und in Tel Aviv und Deutschland ausgebildete Komponist. „Ich hoffte auf ein ebenso hoch virtuoses wie sensibles Quartett, das sich freiwillig und ernsthaft mit all den Subtexten und Widersprüchen in meinen Stücken auseinandersetzen und daraufhin seine eigene Auswahl aus der Fülle der Sammlung treffen würde, eigenständig sowohl in Bezug auf Tempo, Dynamik, Agogik und Artikulation, und das darüber hinaus diese Stücke in Konzerten fast jedes Mal mit einer freien Vorstellung von Rubato wieder erschaffen würde. Aber genau das ist passiert mit dem herausragenden Rosamunde Quartett, das diese Arbeit ebenso interessant wie mitreißend empfand“.
So konnte schließlich in Kombination mit der jahrzehntelangen Erfahrung des Hilliard Ensembles ein Programm entstehen, das auf ungewöhnliche Weise Vokalmusik und Kammerklang verbindet. Boris Yoffes Vorstellung einer individuellen Ästhetik wird vom ersten Moment von „Song Of Songs“ an offenbar, in Union der luziden Kompositionen, der empathischen Interpreten, des inspirierenden Raumklangs und der präzisen Anleitung durch den Produzenten. So stellt sich mit Boris Yoffe und „Song Of Songs“ jemand der Kulturöffentlichkeit vor, der fortan zu den zentralen Gestalten der kommenden zeitgenössischen Musikjahre zählen könnten.