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Heiß ersehnt – Perlmans erstes Soloalbum nach 16 Jahren

Itzhak Perlman, Emanuel Ax
© Shervin Lainez
24.08.2015
Er gehört zu den Künstlern, die sorgsam wählen. Auf seinem Instrument ein furioser Zauberer, der mitschwingt, der die Musik lebt und sie in all ihren Schönheiten auskostet, wirkt der Mensch Perlman eher ruhig und besonnen.

Ein Weltstar – Itzhak Perlman

Seine sonore Stimme, der unaufdringliche Stil seiner Rede und sein legendärer Humor haben ihm viel Sympathie eingetragen. Itzhak Perlman ist beliebt. Er wird nicht nur für sein Spiel bewundert. Sein Publikum schätzt ihn auch als Mensch. Es spürt, dass der Künstler seine Seele ins Spiel legt, dass er sich für die Musik verausgabt und seine ungeheuerlichen Gaben keinesfalls überhöht. Obwohl ein Weltstar, der als Geiger alles erreicht hat, was man erreichen kann, hat er sich eine Bodenständigkeit bewahrt, die von großer menschlicher Reife zeugt.
Seiner Kunst verleiht das eine besondere Wärme. Bei Perlman scheint alles im Gleichgewicht. Alles besitzt das rechte Maß. Wenn er den Bogen über die Saiten zieht und seinen schneidend scharfen Ton anschlägt, dann übertreibt er nie. Sein Spiel ist hochgespannt, aber es wirkt zugleich locker, mit einem Überschuss an tänzerischer Energie. Wie man an seiner großen JubiläumseditionItzhak Perlman – Sämtliche Aufnahmen bei Deutsche Grammphon” studieren kann, hat seine spielerische Gelassenheit im Laufe der Jahre noch zugenommen. 

Gemäßigte Romantiker – Gabriel Fauré und Richard Strauss

Ein Gefühl für Proportionen besaß er immer. Von Anfang an zeichnete sich sein Spiel durch erstaunliche Balanceakte aus. Aber die Lust, hierin die Poesie der Musik zu erblicken, hat sich bei Perlman mit fortlaufendem Alter gesteigert, und vor diesem Hintergrund ist es kein Zufall, dass er sich für sein neues Album Violinsonaten von Gabriel Fauré und Richard Strauss ausgewählt hat.
Große Gefühlsregungen, wie Begeisterung und Sehnsucht, Liebe und Schmerz, brechen aus ihr hervor. Doch was Fauré und Strauss verbindet, ist eine gewisse Rahmung, eine musikalische Einhegung des romantischen Furors, und das passt zu Perlmans reifen Spieltugenden. “Itzhak Perlman – Fauré & Strauss Violin Sonatas” enthält Faurés Violinsonate Nr. 1 in A-Dur (op. 13) und Strauss' Violinsonate in Es-Dur (op. 18), zwei hochkomplexe Meisterwerke, die in Perlmans Diskographie Premiere feiern.

Eine Feier des Lebens – Selten gehörte Violinsonaten   

Aufnahmen dieser beiden Werke präsentiert er jetzt erstmals dem Publikum, und das kann sich glücklich schätzen, denn diese Musik ist von solcher Schönheit, dass es einem schier den Atem verschlägt. Es ist, als habe Perlman all seine künstlerischen Kräfte gebündelt und in diese Interpretationen hineingelegt. Begleitet wird er am Klavier von Emanuel Ax, einem langjährigen Freund und Wegbegleiter. Man spürt, dass die beiden sich kennen, denn Ax schmiegt sich geschickt dem Spiel von Perlman an.
Es ist ein Hörerlebnis für sich, diese beiden melodiösen, harmonisch überaus wohlproportionierten Sonaten auf solchem Niveau dargeboten zu bekommen. Die Sonate von Fauré ist von mitreißender Euphorie. Es ist, als feiere der Komponist das Leben in ihr. Die Violinsonate von Strauss klingt dagegen dramatischer, und obwohl sie ein Jugendwerk des Komponisten ist, strahlt sie eine enorme musikalische Souveränität aus. Für Perlman changiert sie zwischen entschiedener Heroik und intimer Kaffeehausatmosphäre. Was für ein Spektrum, und wie gut passt es zu Perlman!     

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