Vor mittlerweile 30 Jahren nahm das Label Decca die aufstrebende Sängerin Cecilia Bartoli unter Vertrag. Es war der Beginn einer einzigartigen Karriere, in Laufe derer die Sopranistin bis zum heutigen Tag mit verschiedensten innovativen Konzeptalben Aufsehen erregt hat. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Zusammenarbeit startet nun eine spannende Serie unter dem Titel “Mentored by Bartoli”, die herausragende Sängerinnen und Sänger der jungen Generation bei der Veröffentlichung ihrer Debutalben unterstützt und begleitet. Den Anfang macht der Tenor Javier Camarena mit seinem Album “Contrabandista”, das am 5. Oktober bei Decca veröffentlicht wird und mit einem facettenreichen Programm voll brillanter Virtuosität aufwartet.
Virtuos, mitreißend und dramatisch – das musikalische Erbe des Manuel Garcia
Javier Camarena begibt sich auf seinem Debutalbum auf die Spuren des Manuel Garcia, der in der Musikgeschichte eine herausragende Figur darstellt und sowohl als Sänger als auch als Komponist von sich reden machte. Der spanische Tenor lebte von 1775 bis 1832 und war nicht zuletzt der Vater der berühmten Opernsängerin Maria Malibran, deren Musik von Cecilia Bartoli auf ihrem Album “Maria” neuentdeckt wurde. Camarenas Debutalbum widmet sich nun dem vielseitigen Schaffen von Manuel Garcia. So finden sich darauf verschiedene Stücke von Garcia selbst, darunter die drei Welterstaufnahmen “Cara gitana del alma mia” aus der Oper “El gitano por amor”, “Vous dont l’image toujours chère” aus “La Mort du Tasse” sowie “O ciel! De ma juste furie comment réprimer le transport?” aus “Florestan ou Le Conseil des dix”. Als Komponist bestärkte Manuel Garcia die Spanische Oper als eigene Gattung; zudem galt er selbst als einer der besten Tenöre seiner Zeit und etablierte Mozart und Rossini als Größen des populären Opernrepertoires. Auf dem Album ergänzt Camarena die Arien von Garcia um Werke von Rossini und Zingarelli, darunter das berührend ausgedeutete “Là dai regni dell‘ ombre, e di morte” aus Zingarellis Oper “Romeo und Julia”. Ein besonderer Höhepunkt ist zudem das Duett “Amor…” aus Rossinis Oper “Armida”, das Camarena gemeinsam mit Cecilia Bartoli singt und das Garcia selbst in einem Konzertprogramm in London im Jahr 1824 aufführte. Zudem sind zwei Arien aus einem der berühmtesten Werke überhaupt von Garcia zu hören, der Oper “El poeta calculista” über einen armen Poeten, der am Hungertuch nagt. Mit der berühmten Arie “Yo que soy contrabandista”, dem titelgebenden Stück des Albums, inspirierte Garcia Komponisten wie Berlioz, Liszt oder Bizet und auch in Camarenas Interpretation verführt die Mischung aus einnehmender Melodik, spanischen Rhythmen und Melismen.
Mitreißend, virtuos und leidenschaftlich
Der Tenor Javier Camarena zeigt sich auf seinem Debutalbum als virtuoser Interpret, der sich den Werken mit Leidenschaft widmet. Schlank in der Stimmführung und gleichzeitig warm tönend und satt im Timbre, leuchtet Camarena die verschiedensten Emotionen der Stücke aus und besticht mit stimmlicher Präsenz und Strahlkraft. Herausragend ist auch das Orchester. So wird Camarena von dem erst kürzlich gegründeten Ensemble “Les Musiciens du Prince – Monaco” unter der Leitung des Dirigenten Gianluca Capuano begleitet, das auf historischen Instrumenten spielt und mit einem faszinierend direkten und farbenreichen Klang in den Bann zieht. Unmittelbar, packend und musikantisch wird so das dramatische Porträt eines Ausnahmemusikers gezeichnet, dem mit Camarenas Album zu Recht ein Denkmal gesetzt wird.
Es ist der gelungene Start der Serie “Mentored by Bartoli” in Zusammenarbeit von Decca und der Cecilia Bartoli-Music Foundation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, verschiedene vokale Neuentdeckungen zu präsentieren. Für Bartoli selbst war ihr eigener Plattenvertrag bei der Decca ganz entscheidend für die weitere künstlerische Entwicklung und Karriere. Diese Erfahrung möchte sie weitergeben. So sagt Bartoli: “Ich fühle mich glücklich und dankbar, dass wir dank meiner Stiftung jungen Künstlern die erforderlichen Bedingungen schaffen können, unter denen sie an ihrem Repertoire arbeiten können, ihre Interpretationen und ihre Technik überprüfen und dies für die Zukunft festhalten können”, so Bartoli.