Es war nicht die erste Novelle, für die der britische Autor Ian McEwan ausgezeichnet wurde. Bereits für “Amsterdam” hatte er unter anderem den begehrten Booker Prize in der Kategorie “Fiction” gewonnen. Seine Erzählung “Abbitte” (“Atonement”, 2001) wurde darüber hinaus etwa vom Time Magazine zur besten Erzählung des Jahres gekürt und überdies in die Liste der 100 besten Erzählungen aller Zeiten aufgenommen, die die Zeitschrift in regelmäßigen Abständen überarbeitet. So war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch das Kino den Stoff für sich entdeckte.
Atonement kommt am 8.November in die deutschen Kinos, der Soundtrack von Dario Marianelli, den er gemeinsam mit dem französischen Pianisten Jean-Yves Thibaudet gestaltete, ergänzt das Geschehen auf der Leinwand um mächtige, pathetische Klangräume.
Die Geschichte beginnt im England der 1930er Jahre. Die Schwestern Briony (Saoirse Ronan) und Cecilia (Keira Knightley) leben auf einem Landsitz mit ihrer Mutter. Das Ganze hat etwas von der Sorglosigkeit vor dem großen Sturm. Der Gärtnersohn Robbie (James McAvoy) jedenfalls flirtet trotz einiger Hindernisse mit der älteren Cecilia. Die beiden entbrennen in heißblütiger Liebe zueinander und werden beim Lustrausch von der 13jährigen Briony beobachtet. Die nun wiederum ist als knospende Teenagerin irritiert, eifersüchtig und will die beiden auseinander bringen. Sie spinnt eine Intrige, indem sie Robbie so nachhaltig verleumdet, dass dieser ins Gefängnis muss. Von da an ist alles anders und die Lebenswege der drei verlaufen in kurvigen Bahnen bis hinein in den zweiten Weltkrieg und weiter. Briony bereut, was sie angerichtet hat, meldet sich freiwillig als Krankenschwester (Romola Garai), was ihr Gewissen jedoch nicht beruhigen kann. Einen Ausweg bietet ihr erst die Überführung der Ereignisse in das Reich des Fiktionalen. Sie schreibt einen Roman, mit dem sie vieles von dem abladen kann, was sie ihr Leben lang bedrückte. So sieht man Briony am Ende des Films als ältere Dame (Vanessa Redgrave), die über ihr Leben und dessen Versäumnisse berichtet, das Resümee einer Gescheiterten, der die jugendliche Unbarmherzigkeit das Glück zerstörte.
Gedreht wurde “Abbitte” von Joe Wright, einem Regisseur, der spätestens seit der Adaption von Jane Austens Roman “Stolz und Vorurteil” (2005) als Spezialist für gelungene Literaturverfilmungen gilt. Gelungen ist ihm großes und dramatische Liebeskino, mit dem in diesem Jahr die Filmfestspiele in Venedig opulent ihre Tore öffneten. Für die Musik griff er auf einen bewährten Partner zurück, auf den Italiener Dario Marianelli, der bereits für den Soundtrack von “Stolz und Vorurteil” verantwortlich war. Marianelli gehört zu den Shooting Stars der Szene, ist seit Ende der Neunziger im Geschäft und hat während der vergangenen Jahre unter anderem den musikalischen Rahmen für “Die Gebrüder Grimm” (2005), “V wie Vendetta” (2005), “The Return” (2006) und “Die Fremde in dir” (2007) geschaffen. Für die Umsetzung seiner sinfonisch geprägten Klangbildern konnte er nicht nur auf das English Chamber Orchestra zurückgreifen, sondern auch auf die Klavierkünste des französischen Starpianisten Jean-Yves Thibaudet, der darüber hinaus dem Soundtrack noch eine zauberhafte Version von Debussy “Clair de Lune” beifügte. So entstand großes Gefühlskino und große Emotionsmusik, nachzuhören auf “Music from the Motion Picture ‘Atonement’”.