Jessye Norman | News | Die Begnadete

Die Begnadete

09.09.2005
Eine Diva feiert Geburtstag. Die amerikanische Sopranistin Jessye Norman gehört zu den größten und eindrucksvollsten Stimmen unserer Zeit und sie hat allen Grund, voller Stolz auf ihr bisheriges Lebenswerk zurückzublicken. Obwohl sie gerade mal 60 Jahre alt wird, hat sie mit so ziemlich jedem Kollegen von Rang gearbeitet und mit ihren Konzerten Menschen auf allen Kontinenten dieser Erde beglückt. Aus Anlass des Jubiläums haben die Archivspezialisten der Universal die zahlreichen Aufnahmen der Gesangslegende gesichtet und eine Jessye Norman Collection zusammengestellt, die thematisch geordnet einige ihrer größten Erfolge in Erinnerung ruft.
Jessye Norman begann schon als Kind, mit Begeisterung zu singen. Am 15. September 1945 in Augusta in Georgia als Tochter eines Versicherungsagenten und einer Lehrerin geboren, wurde sie zwar nicht mehr gefördert als andere auch, bekam aber zumindest die Möglichkeit, ein Musikstudium anfangen, das sie 1967 an der Howard-University in Washington erfolgreich abschloss. Sie vertiefte ihre Gesangskenntnisse bei Alice Duschak in Baltimore und Pierre Bernac in Michigan, gewann daraufhin 1968 als Erstplatzierte den angesehenen ARD-Wettbewerb in München und wurde mit einem Dreijahresvertrag als Ensemble-Mitglied an die Deutsche Oper Berlin verpflichtet. Dort konnte man sie bald als Elisabeth im “Tannhäuser” und oder auch Gräfin Almaviva in Mozarts “Le Nozze di Figaro” erleben. 1972 zog Jessye Norman als Aida unter der Leitung von Claudio Abbado an die Mailänder Scala weiter, war noch im selben Jahr als Kassandra in “Les Troyens” von Berlioz am Covent Garden zu hören und feierte außerdem den Einstand auf den Bühnen ihrer Heimat wie im Hollywood Bowl.

Von da an ging es geradewegs an die Spitze der internationalen Gesangszene, wobei sie sich neben der Oper auch zunehmend dem Liedrepertoire widmete. Zu ihren besonderen Spezialitäten gehörten bald Wagners “Wesendoncklieder”, die “Gurrelieder” von Schönberg und Alban Bergs “Altenberglieder”. Außerdem beschäftigte sich Norman ausführlich mit französischen Komponisten wie Duparc, Poulenc, Fauré und den Liedern von Mussorgsky, für deren Interpretation sie extra Russisch lernte. Von 1981 an baute sie weiter ihre internationale Karriere als Lied- und Konzert-Sängerin aus, gab regelmäßig Liederabende bei den Salzburger Festspielen und debütierte 1983 auch an der Met wiederum als Kassandra in “Les Troyens”. So entwickelte sie über die Jahre hinweg ein beachtliches Repertoire, das von den Klassikern des 18. und 19.Jahrhunderts bis hin zu Adaptionen von Jazz-Songs etwa von Duke Ellington reicht. Dementsprechend vielfältig präsentiert sich auch die Jessye Norman Collection, die sich mit fünf Doppel-CDs ihren großen Aufnahmen widmet.

Da gibt es eine Folge mit Jessye Norman sings Wagner, die berühmte Arien vom “Tristan” bis zu den “Wesendonck-Liedern” umfasst. Die Ausgabe Jessye Norman Live at Hohenems & Salzburg stellt die Liedsängerin in den Mittelpunkt, die von Geoffrey Parsons und James Levine begleitet sich Klassikern wie “Gretchen am Spinnrade” oder “An die Natur, D 372” zuwendet. Jessye Norman Sings French Songs wiederum vereint sowohl berühmte Zyklen wie Hector Berlioz' “La Nuit D'Été, op. 7” und Melodien aus Maurice Ravels “Shéherazade” wie auch seltenere Lieder von Francis Poulenc und Erik Satie in einer Ausgabe. Ebenfalls dem Kunstlied, nur dem deutschen Pendant, wendet sich Jessye Norman Sings Schumann And Brahms zu, wo so wunderbare Kunstwerke wie der “Liederkreis op 39” (Schumann) oder auch “Die Mainacht” (Brahms) erklingen. Besonders in ihrem Element ist sie schließlich mit den Sacred Songs And Spirituals, mit denen sie ihren eigenen amerikanischen Wurzeln nachgeht. So zeigt die “Jessye Norman Collection” zum einen die enorme interpretatorische Vielfalt, die Norman zu bieten hat, zum anderen aber auch eine Künstlerin, der es vor allem um die Liebe zur Musik geht.

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