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Joana Mallwitz holt Kurt Weill zurück nach Berlin

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14.06.2024
Joana Mallwitz, Chefdirigentin und Künstlerische Leiterin des Konzerthausorchester Berlin, hat die Musik von Kurt Weill zum Fokus ihrer ersten Saison mit ihrem Ensemble gemacht. Schon mit der Unterzeichnung ihres Exklusivvertrags bei Deutsche Grammophon im Juni 2023 entschied sie, auch ihr Debüt beim Label dem Komponisten zu widmen, dessen Name synonym steht für Berlin. »Weill zählt zu den faszinierendsten Komponisten überhaupt«, sagt die Dirigentin. »Seine Musik ist einzigartig, von großer Ehrlichkeit – sie ist rau, kantig und unglaublich schön. So unterschiedlich seine Werke auch sind, Weills Klang ist unverwechselbar. Es ist gut, seine frühe Musik zurück nach Berlin zu holen.«
Eingespielt wurden die Symphonie Nr. 1 »Berliner Symphonie«, die Symphonie Nr. 2 »Fantaisie symphonique« sowie »Die Sieben Todsünden«. The Kurt Weill Album erscheint am 2. August 2024 digital und auf CD. Der erste Satz der Zweiten Symphonie kann ab dem 14. Juni gestreamt werden, gefolgt von einem Auszug aus der Ersten Symphonie am 12. Juli.
Kurt Weill (1900–1950) schrieb die »Berliner Symphonie« im Alter von nur 21 Jahren. Er studierte damals in Berlin bei Ferruccio Busoni. Das Frühwerk ist inspiriert von einem Festspiel von Johannes R. Becher und zeigt für Mallwitz einen jungen Komponisten, der »alles tun und sagen will«. Allerdings, fügt Mallwitz hinzu, werde die Musik von einer Idee getragen, die am Anfang zu hören ist, »einer schönen Melodie, gespielt von den Solostreichern. Vielleicht der Suche nach Frieden? Ganz am Ende kehrt diese Idee zurück – das Stück schließt mit einem tiefen c-Moll-Akkord, der die Gewissheit zu geben scheint, dass Frieden möglich ist, wenn man an ihn glaubt«. Die Symphonie war bei Mallwitz’ Antrittskonzert im Konzerthaus Berlin zu hören, das auf STAGE+ zu sehen ist. Weill selbst hat nie eine Aufführung des Werks erlebt.
»Weill merkt im Notentext an, … [die Symphonie] solle anstürmend, wild, abstürzend, aufrauschend, bittend, mystisch und zuversichtlich klingen – all diese Farben einer Großstadt lässt Joana Mallwitz elegant mit feiner Gestik leuchten« – rbb radio 3
Seine Zweite Symphonie vollendete er 1934 in Frankreich, nachdem er im März 1933 aus Nazi-Deutschland geflohen war. Mallwitz sieht dieses letzte Orchesterwerk als »ein Fenster, durch das man direkt in das Berlin der Zwanzigerjahre versetzt wird. Es war eine Welt voller Widersprüche – eine Welt, die sehr schnell war, sehr modern, doch auch gefangen zwischen zwei Kriegen, zwischen Trauma und Vorahnung«. Sie beschreibt die Symphonie als »gefährliche Musik« mit »einem Gefühl von melancholischer Schönheit, die jederzeit zerbersten kann«.
Zwischen diesen Werken erklingt Die sieben Todsünden, ein »Ballett mit Gesang«, das im Juni 1933 in Paris zur Uraufführung kam. Die Texte schrieb Bertolt Brecht, mit dem Weill schon in Berlin zusammengearbeitet hatte. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, deren Persönlichkeit sich unter dem Druck ihrer boshaft gierigen Familie spaltet. Einst übernahm Lotte Lenya, Weills Frau, die Hauptrolle, hier singt Katharine Mehrling Anna I und Anna II. In den weiteren Partien sind die Tenöre Michael Porter und Simon Bode zu hören sowie der Bariton Michael Nagl und der Bassbariton Oliver Zwarg.
In den Eröffnungskonzerten der neuen Saison am 6. und 7. September spielt Joana Mallwitz mit dem Konzerthausorchester Berlin das Cellokonzert von Dvořák, als Solist ist der gefeierte britische Cellist Sheku Kanneh-Mason zu erleben, der seine Residency am Gendarmenmarkt antritt. Weitere Höhepunkte im Spielplan der Dirigentin sind ihr Debüt mit den Berliner Philharmonikern in der Berliner Philharmonie mit Werken von Hindemith, Prokofjew, Rachmaninow und Ravel im März 2025 und wenig später ihre Auftritte in der Walt Disney Hall in Los Angeles am Pult des Los Angeles Philharmonic mit Werken von Marko Nikodijević, Schubert und Tschaikowsky; außerdem ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera in einer Wiederaufnahme von Sir Richard Eyres Produktion von Le nozze di Figaro (im März und April).